# taz.de -- Kredit-Affäre des Bundespräsidenten: Druck auf Wulff nimmt zu
       
       > Es wird eng für den Bundespräsidenten. Möglicherweise kam das
       > 500.000-Euro-Darlehen direkt von seinem Unternehmerfreund Egon Geerkens.
       > Wulff weist dies über seine Anwälte zurück.
       
 (IMG) Bild: Und jetzt? Bundespräsident Christian Wulff.
       
       HAMBURG/BERLIN dapd | Bundespräsident Christian Wulff bleibt wegen der
       Kredit-Affäre mächtig unter Druck. Neue Aussagen seines Unternehmerfreundes
       Egon Geerkens lassen nach Spiegel-Recherchen den Schluss zu, dass die
       500.000 Euro Darlehen eigentlich von ihm kamen.
       
       Bundespräsident Christian Wulff bleibt indes dabei: Der umstrittene
       Hauskredit aus seiner Zeit als niedersächsischer Ministerpräsident kam von
       der Frau des Unternehmers Egon Geerkens. Das ließ das Staatsoberhaupt am
       Freitag über seine Anwälte mitteilen.
       
       Wulff hatte bislang beteuert, Kreditgeberin sei Geerkens Ehefrau Edith
       gewesen. Im niedersächsischen Landtag droht zudem ein parlamentarisches
       Nachspiel: Der Ältestenrat befasst sich am Dienstagnachmittag mit dem
       heiklen Thema.
       
       Der 67-jährige Geerkens sagte dem Spiegel, er selbst habe die Verhandlungen
       mit Wulff über den Kredit geführt. Er habe sich auch überlegt, "wie das
       Geschäft abgewickelt werden könnte". Außerdem beruhe die freundschaftliche
       Verbindung in erster Linie auf dem Verhältnis zwischen Wulff und ihm.
       
       An der Frage, von wem das Geld für den Kauf seines Einfamilienhauses bei
       Hannover stammte, hängt die Glaubwürdigkeit Wulffs. Er hatte 2010 im
       niedersächsischen Landtag bestritten, dass es eine Geschäftsbeziehung
       zwischen ihm und Egon Geerkens gegeben habe. Inzwischen hat Wulff bedauert,
       den Kredit damals nicht erwähnt zu haben.
       
       Geerkens sagte nun dem Magazin, die Zahlung des Darlehens sei zwar über ein
       Konto seiner Frau erfolgt, für dieses Konto habe er allerdings eine
       Vollmacht. Die Rückzahlung der Darlehenssumme im Jahre 2010 sei auf ein
       Konto erfolgt, das ihnen beiden gehöre.
       
       ## Edith Geerkens "ohne nennenswertes Vermögen"
       
       Bei der Ausreichung des Kredits wurde nach Aussage des Unternehmers eigens
       ein Weg gewählt, bei dem keine Namen auftauchen sollten. "Wir sind beide
       sehr bekannt in Osnabrück. Und ich wollte nicht, dass irgendein Bank-Azubi
       sieht, dass so viel Geld von mir an Wulff fließt", sagte Geerkens dem
       Magazin. Daher sei ein anonymer Bundesbankscheck ausgestellt und Wulff
       übermittelt worden.
       
       Dafür, dass der ursprüngliche Eigentümer der Kreditsumme Egon Geerkens war,
       spricht laut Spiegel zudem ein weiterer Umstand: Als das Paar Mitte der
       neunziger Jahre heiratete, war Geerkens bereits vermögend, während seine
       Frau Edith eine Angestellte seines Schmuckhandels war. Sie brachte Geerkens
       zufolge "kein nennenswertes eigenes Vermögen" in die Beziehung ein. Zudem
       sei Gütertrennung vereinbart worden.
       
       Der Ältestenrat des Landtags in Hannover kommt am Dienstagnachmittag auf
       Antrag von SPD, Grünen und Linken zusammen. Die Oppositionsfraktionen
       wollen die Antwort der Landesregierung auf eine Anfrage der Grünen
       erörtern, mit der am 18. Februar 2010 geschäftliche Beziehungen zwischen
       dem heutigen Bundespräsidenten und dem Unternehmer Geerkens in Abrede
       gestellt wurden. Darüber hinaus halten sie es "für zwingend geboten", sich
       mit den zugrunde liegenden Ereignissen zu befassen.
       
       16 Dec 2011
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Wulffs Privatkredit: Stolperfalle Ministergesetz
       
       Ein Verfassungsrechtler beschuldigt Wulff, ein Landesgesetz verletzt zu
       haben. Es verbiete Regierungsmitgliedern die Annahme zinsgünstiger
       Darlehen.
       
 (DIR) Kreditklemme des Bundespräsidenten: Wulff weiter abgewertet
       
       Die Opposition fordert vom Bundespräsidenten die "Wiederherstellung" seiner
       Glaubwürdigkeit. Wulff selbst wendet sich gegen das anhaltende "Staub
       aufwirbeln".
       
 (DIR) Kommentar Wulff: Eine Frage des Charakters
       
       Die einzige Legitimation, über die ein Bundespräsident verfügt, ist seine
       Integrität. Nach dem, was wir im Moment wissen, muss Christian Wulff
       deswegen zurücktreten.
       
 (DIR) Wulffs Kreditaffäre: Bedauern mit etwas Verspätung
       
       Bundespräsident Wulff erklärt sich: "Es wäre besser gewesen" den
       Privatkredit der befreundeten Unternehmergattin Geerkens nicht zu
       verschweigen.
       
 (DIR) Bundespräsident über seinen Kredit: Wulff zeigt Reue
       
       Nach Tagen des Schweigens meldet sich Bundespräsident Wulff nun zu Wort:
       "Ich erkenne an, dass hier ein falscher Eindruck entstehen konnte. Ich
       bedauere das."
       
 (DIR) Bundespräsident in Erklärungsnot: Der Wulff in uns
       
       Der Bundespräsident gerät in die Kritik, weil er einen Privatkredit in
       Anspruch nahm. Warum eigentlich? Er tat nur das, was viele von uns tun:
       sparen, tricksen, feilschen.