# taz.de -- Insolvenz: Sietas vorläufig über Wasser
       
       > HSH Nordbank gewährt Kredit, sodass die Sietas-Werft ihre laufenden
       > Projekte abarbeiten kann. Eventuell gibt es weitere Aufträge. Ein neuer
       > Investor wird nun gesucht.
       
 (IMG) Bild: Vergangener Glanz: Containerschiffbau auf der Sietas-Werft.
       
       HAMBURG taz | Die pleitegegangene Sietas-Werft in Neuenfelde hat noch
       Arbeit bis zum Sommer. Sie führt laufende Projekte zu Ende und hat zwei
       Schiffe auf Kiel gelegt, für die die Aufträge noch gar nicht unterschrieben
       sind. Möglich macht das ein Kredit von insgesamt 23,2 Millionen Euro, den
       die HSH Nordbank der Werft zugesagt hat. Damit sei der weitere Betrieb
       zunächst gesichert, sagte der vorläufige Insolvenzverwalter Berthold
       Brinkmann am Freitag. Nach wie vor ist unklar, wie viele Arbeitsplätze so
       finanziert werden können. "Es werden aber nicht alle sein", sagte
       Brinkmann. Sietas beschäftigt gegenwärtig 700 Mitarbeiter. Sie erhalten bis
       Ende Januar Insolvenzgeld.
       
       Die 1635 gegründete Sietas-Werft ist die älteste Werft Deutschlands und
       etwa halb so groß wie Blohm + Voss. 1966 hat Sietas das erste deutsche
       Containerschiff gebaut. Bis zur Wirtschaftskrise 2008 konnte sie sich in
       dem Geschäft halten. Danach übergab die Familie die Führung dem ehemaligen
       Airbus-Manager Rüdiger Fuchs, der seither versucht, mit neuen Produkten und
       Herstellungsverfahren die Werft zu retten.
       
       Trotzdem hat die Geschäftsführung am 18. November einen Insolvenzantrag
       wegen Überschuldung gestellt. Ob tatsächlich ein Insolvenzverfahren
       eröffnet wird, entscheidet ein Gericht Ende Januar. Die Insolvenz, bei der
       ein großer Teil der aufgelaufenen Schulden gestrichen würde, böte die
       Chance zu einem Neuanfang. Bis dahin versucht der vorläufige
       Insolvenzverwalter Berthold Brinkmann, den Betrieb über Wasser zu halten.
       
       Die Chancen dafür sind mit dem Kredit der Nordbank gestiegen. Zwei in Bau
       befindliche Fähren kann die Werft damit fertigstellen. Sie kann einen
       Saugbagger bauen, der bei ihr in Auftrag gegeben wurde. Der Bau einer
       dritten Fähre ist nach Auskunft von Brinkmanns Sprecher Cord Schellenberg
       offen.
       
       Die Werft verhandelt außerdem über den Bau eines Errichterschiffs für
       Windkraftanlagen auf hoher See. "Das wäre für uns eine Brücke in die
       Zukunft", sagte Geschäftsführer Fuchs. Der Auftraggeber, die
       niederländische Firma Van Oord, werde möglicherweise sogar ein zweites
       derartiges Schiff ordern, sagte Schellenberg. Dabei gehe es um ein
       Auftragsvolumen von jeweils 100 Millionen Euro. Die Werft ist für beide
       Schiffe in Vorleistung gegangen, indem sie bereits die Kiele legte.
       
       Während auf der Werft weiter geschweißt und geschraubt wird, sucht
       Schellenberg zufolge eine Tochterfirma der HSH Nordbank nach einem Investor
       für die Werft. Vor der Insolvenz war eine solche Suche erfolglos geblieben.
       Nun habe sich die Lage jedoch verändert, sagte der vorläufige
       Insolvenzverwalter Brinkmann. Wer der Investor sein könnte, war am Freitag
       nicht zu erfahren. Der SPD-geführte Senat strebt, wie berichtet, eine
       "Hamburger Lösung" an. Gesucht wird aber weltweit.
       
       Nicht nur bei der Werft werden Arbeitsplätze wegfallen. Die Neuenfelder
       Maschinenfabrik (NMF), die ebenfalls zur Sietas-Gruppe zählt, aber nicht
       insolvent ist, muss auch schrumpfen. Rund 130 der gegenwärtig 250 Stellen
       in der Maschinenfabrik sollen wegfallen. Das Auftragspolster, das noch in
       Zeiten vor der Finanzkrise aufgebaut wurde, sei mittlerweile
       zusammengeschmolzen. Die NMF baut vor allem Kräne für Schiffe und liefert
       auch an asiatische Werften.
       
       16 Dec 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Gernot Knödler
       
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