# taz.de -- Streit um Filmzitat: Deutsche Bank beugt sich Protest
       
       > Die Deutsche Bank verzichtet darauf, einen Film wegen eines strittigen
       > Zitats zu verbieten. Vorausgegangen waren Proteste von Facebook-Nutzern.
       
 (IMG) Bild: Via Facebook zu beeinflussen, aber sonst? Deutsche Bank.
       
       BERLIN taz | Noch am Freitagnachmittag wollte die Deutsche Bank einen Teil
       des Films "Schuld - Die Barbarei der Privatheit" verbieten lassen, der sich
       mit Nahrungsmittelspekulationen beschäftigt. Doch nachdem dies bekannt
       wurde und mehrere hundert Nutzer das Vorgehen der Bank [1][auf deren
       Facebookseite] kritisierten, erklärte die Bank am späten Abend, doch nicht
       gegen die Filmemacher klagen zu wollen.
       
       Auslöser für den Streit war eine Szene des Films, in der ein Sprecher der
       Deutschen Bank sagt, die Menschen in Somalia seien "selbst schuld" an der
       Hungersnot dort - und nicht die Banken.
       
       Laut einem Schreiben der Bank hätten die Filmemacher den Sprecher nicht
       darüber informiert, dass das Telefongespräch aufgezeichnet wird. Deshalb
       forderte sie die Filmemacher auf, die Passage nicht weiter zu
       veröffentlichen und [2][den Film von YouTube] zu löschen. Als Frist setzte
       die Bank den heutigen Montag fest und drohte mit gerichtlichen Schritten.
       
       Der Film wurde vom Zentrum für politische Schönheit produziert, einem
       Zusammenschluss von rund 70 Künstlern, die durch Aktionskunst auf
       politische Missverhältnisse hinweisen wollen. Neben einer fiktiven
       Rahmenhandlung zeigt der Film mehrere reale Interviews, unter anderem mit
       dem Sprecher der Deutschen Bank. Seit dem Hochladen am 9. Dezember wurde
       der Clip rund 37.000 mal geklickt.
       
       ## Rolle auf dem internationalen Markt für Nahrungsmittel
       
       Es ist nicht das erste Mal, dass die Deutsche Bank wegen ihrer Rolle auf
       dem internationalen Markt für Nahrungsmittel kritisiert wird. Die
       Organisation Foodwatch veröffentlichte im Oktober [3][einen kritischen
       Report] unter dem Titel "Die Hungermacher: Wie Deutsche Bank, Goldman Sachs
       & Co. auf Kosten der Ärmsten mit Lebensmitteln spekulieren". Laut einem
       Bericht des ZDF-Magazins Frontal21 habe die Bank in Deutschland die meisten
       Fonds aufgelegt, die auf steigende Preise für Nahrungsmittel setzen.
       Insgesamt seien es 35 Fonds mit über 4 Milliarden Euro Wetteinsatz.
       
       Vor dem Einlenken der Bank hatte der künstlerische Leiter der Filmgruppe,
       Philipp Ruch, am Freitag gegenüber der taz angekündigt, nicht nachzugeben.
       "Wir wollen auf die Aufforderung der Bank erstmal nicht reagieren, weil wir
       darin einen Eingriff in die Kunstfreiheit sehen."
       
       Der Banksprecher sei vorab informiert worden, dass der Ton des Gespräches
       mitgeschnitten werde, sagte Ruch. Mit der Aufforderung, das Video zu
       entfernen, habe sich die Bank einen Bärendienst erwiesen, weil sie den Film
       so in die öffentliche Diskussion bringe. "Diese Hydra werden sie nicht mehr
       köpfen können", sagte Ruch.
       
       Ein Blick auf die Facebook-Seite der Deutschen Bank vom Wochenende gibt ihm
       Recht. Seit Freitag prügelten Kommentatoren im Minutentakt auf die Praxis
       der Nahrungsmittelspekulationen bei der Bank ein.
       
       ## "Arrogante Art gegenüber Kritiker"
       
       Kurz nach 22 Uhr am Freitagabend postete die Deutsche Bank schließlich eine
       Erklärung: "In eigener Sache: Wir werden nicht gegen Herrn Ruch klagen.
       Damit würden wir ihm zu viel Ehre erweisen, denn es geht ihm offenbar vor
       allem um eine möglichst öffentlichkeitswirksame Auseinandersetzung mit der
       Bank." Man halte jedoch daran fest, dass Ruch rechtswidrig gehandelt habe.
       
       Bis Sonntagnachmittag hatten diesen Post bereits 260 Nutzer zum
       überwiegenden Teil sehr zynisch kommentiert. Neben den direkten Reaktionen
       auf die Erklärung der Bank riss die allgemeine Kommentarwelle nicht ab.
       Auch in den folgenden Tagen kritisierten Hunderte Facebook-Nutzer das
       Institut. Vor dem PR-Desaster findet sich nicht einmal eine Handvoll
       Kommentare pro Tag auf der Seite der Deutschen Bank.
       
       Philipp Ruch sagte der taz am Sonntag, er habe mit Freude vernommen, dass
       die Bank doch keine rechtlichen Schritte einleiten will. "Meine Hoffnung
       ist jetzt, dass die Deutsche Bank insgesamt etwas an ihrer arroganten Art
       gegenüber Kritikern ändert."
       
       18 Dec 2011
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.facebook.com/DeutscheBank?sk=wall&filter=1
 (DIR) [2] http://www.youtube.com/watch?v=rQ7cXnsCh0E&noredirect=1
 (DIR) [3] http://foodwatch.de/foodwatch/content/e36/e13710/e45412/e45415/downloadtabs45416/categories47075/files47076/foodwatch-Report_Die_Hungermacher_Okt-2011_ger.pdf
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sebastian Fischer
       
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