# taz.de -- Serie Digitale Spiele, Teil 8: Mach Zeit gut
       
       > Von der amerikanischen West- an die Ostküste. Der neue Teil der
       > Need-for-Speed-Serie "The Run" ist ein rasantes Rennspiel. Inhaltlich
       > bietet es nicht viel Abwechslung.
       
 (IMG) Bild: Eine rasante Hatz von San Francisco nach New York.
       
       "Das soll nur drei Stunden gehen", erklärt mir mein Schwager bei einem
       Bierchen. Das habe er von einem Freund gehört. "Wieso soll ich denn für so
       wenig so viel Geld ausgeben", fragt er mich. "Echt, so kurz nur", frage ich
       desillusioniert zurück. Und ich hatte immer gedacht, mit der neuesten
       Need-for-Speed-Version "The Run" würde man tagelang von der amerikanischen
       Westküste bis rüber nach New York unterwegs sein.
       
       Seit der Gamescom in Köln im August hatte ich mir vorgenommen, nach Jahren
       der Abstinenz endlich mal wieder ein Autorennen zu zocken. Die Demoversion
       in den Messehallen war schnell und in Sekunden stand ich unter Strom, den
       Wagen rasant irgendwie an den Konkurrenten vorbeizusteuern.
       
       Und auch der Clip vom Spielehersteller Electronic Arts zum Verkaufsstart
       war cool. So schien er Fahrspaß mit Überlebensaction zu verbinden: Der
       Fahrer musste auch zu Fuß vor Polizei und Hubschrauber über die Dächer
       Chicagos flüchten. Die Vorfreude wuchs und die konnte mir auch mein
       Schwager nur ganz kurz nehmen.
       
       ## Von San Francisco nach New York
       
       Also, Konsole angeschaltet und in der ersten Sequenz erstmal aus einer
       Schrottpresse entkommen, die meinen Luxusrennwagen und mich ins Jenseits
       befördern sollte. Nach einer rasanten Flucht vom Schrottplatz in einem
       gestohlenen Auto instruiert mich eine virtuelle Freundin: In San Francisco
       rechtzeitig beim Start sein, dann über Las Vegas, Denver und Chicago nach
       New York düsen, und dort als erster im Ziel den fetten Millionengewinn
       abstauben.
       
       Kein Problem, denke ich mir und mein zweites Ich im Spiel spricht es laut
       aus. Dann geht es los über Highways, Wüstenstraßen, Landstraßen,
       schneebedeckte Pisten, rutschige Waldwege und Parkanlagen. Begleitet von
       schneller Musik und einem guten Motorensound muss ich Streckenabschnitte
       auf Zeit fahren, einzelne Konkurrenten auf Zeit einholen oder diverse
       Positionen bis zur nächsten Zwischenetappe gutmachen.
       
       Dabei wird zwar bei Sprints, Drifts und Höchstgeschwindigkeiten viel
       Adrenalin ausgeschüttet, aber es gibt nicht mehr als diese wenigen
       Aufgaben, die sich abwechseln. Das wird mit steigender Fahrtzeit
       langweiliger. Zwar ist man nur knapp drei Stunden tatsächlich berechneter
       Spielzeit unterwegs, aber dafür musste ich zwölf Stunden fahren und
       benötigte mehr als 100 Resets mit jeweils langen Ladezeiten.
       
       Das lag wohl auch daran, dass ich als ungeübter Fahrer gleich die zweite
       von vier Schwierigkeitsstufen wählte und an manchen Streckenabschnitten
       gefühlte Ewigkeiten brauchte, um sie endlich zu schaffen.
       
       ## Langeweilige Actionszenen zu Fuß
       
       Auch wenn die Grafik für ein Rennspiel gelungen ist, das Verhalten von
       Konkurrenz und Polizei während der Rennen ist zu leicht zu durchschauen und
       nach jedem Reset nahezu identisch. Für diejenigen, denen die Resetanzahl
       egal ist, können sie leider auch strategisch benutzen: Ist der Gegner zu
       weit entkommen, schnell den Wagen neben die Fahrbahn lenken und neu ins
       Spiel einsteigen. Dann ist er wieder direkt vor dem eigenen Auto.
       
       Auch die Actionszenen zu Fuß, die im Trailer angekündigt wurden, sind
       extrem öde. Alles ist vorgegeben und nur nach Aufforderung müssen diverse
       Tasten gedrückt werden, damit der Held überlebt. Unklar ist auch, warum ich
       in der Stadt Bäume, Straßenlaternen und Buswartehäuschen umholzen kann, auf
       dem Landweg aber sofort zerstört bin.
       
       Meine Sammlung an schnittigen Karren war am Ende jedenfalls sehr
       ansehnlich, nur konnte ich kaum eine davon fahren, denn ein Wechsel geht
       nur an einer Tankstelle am Wegesrand. Hier ist es aber leider wie im echten
       Leben: Brauchst du dringend eine, ist keine in Sicht.
       
       Der Fahrspaß bei "The Run" wird mit einer abwechslungsreichen
       Challenge-Serie erhöht, die nach und nach freigeschaltet wird. Allerdings
       wird hier auf den selben Straßenabschnitten wie im Rennen gefahren.
       Sicherlich lässt sich die Spannung des Spiels noch weiter ausbauen, wenn
       man Online gegen reale Gegner fährt und seine Punktezahl zum Vergleich
       freigibt. Das habe ich aber nicht mehr geschafft. Jetzt brauche ich erst
       einmal ein paar Tage Pause und für das nächste Level dringend ein paar
       freie Tage.
       
       21 Dec 2011
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Carl Ziegner
       
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