# taz.de -- Showdown für Sauerland: Duisburgs OB kämpft ums Amt
       
       > Seit der Loveparade-Katastrophe tobt der Streit um Duisburgs
       > Oberbürgermeister Sauerland. Jetzt muss er sich dem Abwahlverfahren
       > stellen.
       
 (IMG) Bild: Manch anderer hätte schon nach der ersten Ketchup-Attacke seinen Hut genommen.
       
       DUISBURG dpa | Er wurde beschuldigt, angepöbelt, ausgeladen und mit Ketchup
       bespritzt. Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) ist nach der
       Loveparade-Katastrophe vom Juli 2010, bei der 21 Menschen starben, einen
       schweren Weg gegangen.
       
       In sechs Wochen könnte dieser Weg enden. Wenn beim ersten Abwahlverfahren
       gegen einen OB in der NRW-Geschichte am 12. Februar mindestens 92 000
       Duisburger "Nein" sagen, muss Sauerland ausscheiden.
       
       Eine Bürgerinitiative, Gewerkschaften und Vertreter aller Parteien außer
       der Duisburger CDU haben sich zusammengeschlossen, um die Abwahl des einst
       so beliebten Stadtoberhauptes zu erzwingen. Sie machen ihn politisch für
       die verhängnisvolle Genehmigung des Technofestes verantwortlich und
       kritisieren sein Krisenmanagement nach der Katastrophe. Sogar der populäre
       und hoch angesehene Duisburger Alt-Oberbürgermeister Josef Krings (SPD,
       1975-1997 im Amt) hat sich den Kritikern angeschlossen.
       
       Medial hat der Wahlkampf in der Industriestadt längst begonnen, auch wenn
       noch keine Plakate hängen. Einen Kreisparteitag Anfang Dezember hatte die
       Duisburger CDU zur Solidaritätskundgebung für Sauerland mit minutenlangen
       Ovationen umfunktioniert. Dabei war manchem Delegierten durchaus bang um
       Herz: Die CDU fürchtet den Machtverlust im letzten schwarzen
       Großstadt-Rathaus des Ruhrgebietes.
       
       ## Sauerland lehnte einen Rücktritt stets ab
       
       Sauerland selbst hat einen Rücktritt wegen der Katastrophe stets abgelehnt
       - unter anderem mit dem Hinweis, er habe ja keinen Genehmigungsbescheid
       unterzeichnet. Das taten die ihm unterstellten Beamten - allerdings
       offensichtlich in der Überzeugung, dass der ehrgeizige OB die Veranstaltung
       mit vermeintlich positiven Schlagzeilen in der ganzen Welt wolle.
       
       Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen der Katastrophe gegen 17
       Beschuldigte, darunter elf städtische Mitarbeiter, nicht aber Sauerland
       selbst. Der OB verweist auf ein von der Stadt bezahltes Gutachten, nach dem
       kein Versagen der Stadtverwaltung vorliegt, und griff kurz vor der
       Jahreswende seine Kritiker scharf an: Der Bürgerentscheid sei eine von SPD
       und Linken gesteuerte Mogelpackung, sagte er in einem Interview des
       Magazins "Focus". Er wolle nur dann vorzeitig zurücktreten, wenn ein
       Gericht einen seiner Mitarbeiter schuldig spreche.
       
       ## Neuanfang für Duisburg oder mieser Wahlkampftrick
       
       Den "Mogelpackung"-Vorwurf Sauerlands nannte der Sprecher der
       Bürgerinitiative "Neuanfang für Duisburg", Theo Steegmann, einen "miesen
       Wahlkampftrick". Schließlich hätten 80 000 Duisburger für die Einleitung
       des Abwahlverfahrens unterschrieben. Die könne man ja wohl nicht kollektiv
       in die linke Ecke stellen. Selbst im inneren Kreis der Bürgerinitiative sei
       nur etwa die Hälfte der Mitglieder überhaupt parteigebunden, und dies
       durchaus nicht nur an die SPD.
       
       Die Sauerlandgegner wollen einen sachlichen Wahlkampf führen und machen um
       die vor kurzem aufgetauchten und noch nicht aufgeklärten
       Korruptionsvorwürfe gegen die Duisburger CDU einen Bogen. Dabei ermittelt
       die Staatsanwaltschaft, ob die Spenden zweier Unternehmer in Höhe von 38
       000 Euro an die Duisburger CDU für Sauerlands siegreichen OB-Wahlkampf 2009
       verbotene "Einfluss-Spenden" waren. Sauerland bescheinigte sich in dieser
       Sache bereits öffentlich eine "völlig weiße Weste".
       
       Eine Materialschlacht ist im Kampf um die OB-Abwahl nicht zu erwarten -
       schon aus finanziellen Gründen, sagt Steegmann. Wie bei allen
       Kommunalwahlen dürfen schon die 16-Jährigen mitwählen. Die Bürgerinitiative
       will deshalb auch soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter intensiv für
       die Wahlwerbung einsetzen. "Wenn nur jeder zweite Wahlberechtigte hingeht,
       sind wir äußerst optimistisch", sagt Steegmann. 2009 bei der Kommunalwahl
       lag die Beteiligung allerdings nur bei 45,7 Prozent.
       
       2 Jan 2012
       
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