# taz.de -- 600 Jahre kriegerische Jungfrau Jeanne d'Arc: Die verklärte Amazone mit Visionen
       
       > Jeanne d'Arc, die Jungfrau von Orléans, feierte am 6. Januar Geburtstag.
       > Über ihr kurzes Heldinnenleben gibt es nur wenig Verbrieftes, dafür umso
       > mehr Legenden.
       
 (IMG) Bild: Im mondänen Paris steht die eiserne Jungfrau für nationale Einheit.
       
       Eine französische Ikone hat am Freitag ihren 600. Geburtstag gefeiert. Im
       lothringischen Dorf Domrémy soll der Überlieferung zufolge am 6. Januar
       1412 ein Bauernmädchen zur Welt gekommen sein, das später als "Jungfrau von
       Orléans" in die französische Geschichte und in die Chronik des
       Hundertjährigen Kriegs zwischen Frankreich und England einging. Verlässlich
       belegt ist von ihrem kurzen Heldinnenleben nur das tragische Ende.
       
       Nach einem Hexenprozess wurde sie am 30. Mai 1431 in Rouen als Ketzerin auf
       einem Scheiterhaufen verbrannt, ihre Asche wurde in die Seine gestreut.
       Diese Vorsichtsmaßnahme ihrer Richter und Schergen konnte indes nicht
       verhindern, dass sie seither als Märtyrerin der französischen
       Unabhängigkeit verehrt und später von der katholischen Kirche heilig
       gesprochen wurde. Fundamentalisten und Nationalisten machen sich die fromme
       und kriegerische "Jungfrau" streitig, die auch Dichter wie Schiller oder
       Brecht sowie Filmregisseure und Maler inspiriert hat.
       
       Der Legende zufolge hatte die junge Jeanne Visionen. Ihr erschienen diverse
       Heilige und der Erzengel Michael, der ihr den Auftrag gab, Frankreich von
       den Besetzern zu befreien und dem französischen Thronprätendenten zur Krone
       zu verhelfen. Dieser erkannte den Vorteil oder zumindest
       Überraschungseffekt einer solchen verklärten Amazone in Ritterrüstung, die
       sich auf eine göttliche Mission berief.
       
       ## Ihr Tod erweckte einen Mythos
       
       Ihr gelang es so, das von den Engländern und Burgundern belagerte Orléans
       zu entsetzen. Doch nach seiner Krönung ließ Karl VII. sie fallen, weil ihr
       Kriegsglück nicht anhielt. Nach einem gescheiterten Vorstoß nach Paris
       geriet sie in Gefangenschaft der Burgunder, die sie den mit ihnen
       verbündeten Engländern und deren geistlichen Gerichtsherren auslieferten.
       
       Ihr Tod erweckte einen religiösen und ideologischen Mythos zum Leben, der
       bis auf den heutigen Tag andauert. 600 Jahre nach ihrer Geburt feiert
       Frankreich 2012 mit zahlreichen Veranstaltungen seine Schutzpatronin. Diese
       ist in den letzten Jahren von Monarchisten und der extremen Rechten als
       Symbol eines militanten Nationalismus in Beschlag genommen worden. Den
       weltlichen Republikanern ist der sakrale Jungfrauenkult eher suspekt. Bei
       einem Besuch in Domrémy am Freitag möchte sich auch Präsident Sarkozy den
       politischen Segen der Jungfrau abholen.
       
       8 Jan 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Rudolf Balmer
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA