# taz.de -- Rechtssprechung in El Salvador zu Dalton: Der Tod des Dichters bleibt straffrei
       
       > Ein Gericht stellt das Verfahren wegen des Mordes an Roque Dalton 37
       > Jahre nach der Tat ein. Ein Sohn des Opfers spricht von juristischer
       > Barbarei.
       
 (IMG) Bild: Seine Mörder werden straffrei bleiben: Roque Dalton.
       
       SAN SALVADOR taz | Die Mörder von Roque Dalton, einem der bedeutendsten
       salvadorianischen Schriftsteller, werden straflos bleiben - zumindest in
       ihrer Heimat. Ein Gericht in San Salvador hat am Montag das Strafverfahren
       gegen die ehemaligen Guerilla-Kommandanten Joaquín Villalobos und Jorge
       Meléndez definitiv eingestellt. Der Fall sei verjährt, begründete Richter
       Romeo Giammattei seine Entscheidung. Villalobos und Meléndez sollen den
       Mord an Dalton geplant und an der Vollstreckung beteiligt gewesen sein. Der
       Dichter und Romancier war nach Zeugenaussagen am 10. Mai 1975 in der Nähe
       von San Salvador erschossen worden. Seine Leiche wurde nie gefunden.
       
       Dalton war damals Guerillero im Revolutionären Volksheer (ERP), einer
       Organisation, die sich später mit anderen bewaffneten Gruppen zur
       salvadorianischen Guerilla FMLN zusammenschloss. Villalobos war Chef des
       ERP und auch Meléndez gehörte zum Führungszirkel.
       
       Dalton, ein undogmatischer Denker, passte nicht in das militärische Schema
       von Befehl und Gehorsam. Man warf ihm vor, Agent des US-Geheimdienstes CIA
       zu sein und für den kubanischen Geheimdienst zu arbeiten. Obwohl es dafür
       nie Anhaltspunkte gab, wurde sein Tod beschlossen und vollstreckt. Seine
       Leiche wurde auf einem Lavafeld verscharrt und wahrscheinlich von
       streunenden Hunden verschleppt.
       
       Villalobos, der heute in Großbritannien lebt und als Sicherheitsberater für
       die konservativen Regierungen von Mexiko und Kolumbien arbeitet, ließ sich
       beim Prozess durch einen Anwalt vertreten. Meléndez, heute Chef des
       Katastrophenschutzes von El Salvador, freute sich über die Einstellung des
       Verfahrens: "Meine Unschuld wurde heute gerichtlich festgestellt." Er gab
       zwar zu, dass es damals im ERP "einen politischen Prozess" gegen Dalton
       gegeben habe. Darüber aber werde er erst "zu einem späteren Zeitpunkt"
       reden.
       
       Das Verfahren war von der Familie Daltons angestrengt und 2011 von den
       Justizbehörden zugelassen worden. Die Staatsanwaltschaft hatte ohne
       Ermittlungen die Einstellung beantragt. Juan José Dalton, ein Sohn des
       Ermordeten, sprach von einer "juristischen Barbarei". Seit 36 Jahren
       verlange die Familie Gerechtigkeit. Sein Bruder Jorge nannte das Urteil
       "einen weiteren Beweis, dass die salvadorianische Justiz korrupt ist und
       sich auf die Seite der Täter stellt". Die Familie will sich an
       internationale Gerichte wenden.
       
       10 Jan 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Cecibel Romero
       
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