# taz.de -- Neuer Präsident des EU-Parlaments: Der Laut-Sprecher Martin Schulz
       
       > Der deutsche Sozialdemokrat Martin Schulz ist der neue Präsident des
       > Europaparlaments. Der Buchhändler aus Würselen will sich für eine
       > Stärkung des Parlaments einsetzen.
       
 (IMG) Bild: Martin Schulz (SPD): Die neue Stimme des Europaparlaments.
       
       STRASSBURG dapd/dpa/afp | Der SPD-Politiker Martin Schulz (56) ist wie
       erwartet zum neuen Präsidenten des Europaparlamentes gewählt worden. Bei
       der Wahl in Straßburg ging der Fraktionsvorsitzende der Sozialdemokraten
       aus dem ersten Wahlgang mit einer absoluten Mehrheit der Stimmen als klarer
       Sieger hervor. Er erhielt 387 von 670 gültigen Stimmen und damit die
       notwendige absolute Mehrheit.
       
       Die beiden Gegenkandidaten, die britische Liberale Diana Wallis und ihr
       konservativer Landsmann Nirj Deva, blieben chancenlos.
       
       Weil sich Schulz die Unterstützung der Europäischen Volkspartei, die mit
       dem Polen Jerzy Buzek den vorangegangenen Amtsinhaber stellte, gesichert
       hatte, galt sein Sieg als so gut wie sicher.
       
       Die beiden größten Gruppen im Parlament wechseln sich innerhalb der
       fünfjährigen Legislaturperiode traditionell in der Amtsführung ab. Schulz
       wurde daher für zweieinhalb Jahre gewählt.
       
       Schulz bedankte sich für das "überwältigende Ergebnis" und versprach alles
       zu tun, um dem Europaparlament eine "starke Stimme zu geben". Zugleich
       sagte er der zunehmenden "Vergipfelung der EU, der Inflation und der
       Fixierung auf die Treffen der Regierungschefs" den Kampf an.
       
       Durch dieses System werde das einzig direkt gewählte Organ der EU, das
       Europaparlament, von den Entscheidungsprozessen weitgehend ausgeschlossen.
       Dies werde von den Bürgern als "Diktat aus Brüssel" empfunden. "Dem wird
       das Europäische Parlament nicht tatenlos zusehen", rief Schulz unter dem
       Applaus der Abgeordneten.
       
       Der Buchhändler aus dem deutschen Grenzland zu Belgien und den Niederlanden
       ist ein Laut-Sprecher. Seit 2004 steht der wortgewaltige und streitlustige
       Sozialdemokrat aus Eschweiler der 190 Abgeordnete zählenden Fraktion der
       Sozialisten und Demokraten im Europaparlament vor.
       
       Schulz gehört neben dem Grünen Daniel Cohn-Bendit zu den rhetorischen
       Schwergewichten des Europaparlaments. Als Parlamentspräsident ist er zwar
       von Amts wegen dem politischen Konsens verpflichtet, doch erwartet niemand,
       dass Schulz die Freude am harten politischen Schlagabtausch verlieren
       könnte.
       
       Für Schulz ist der Präsidentenposten die Krönung einer langen politischen
       Karriere, die mit seinem Eintritt in die SPD begann, als er 19 Jahre alt
       war und ihn dann über den Stadtrat von Würselen und den Kreisvorsitz der
       SPD Aachen 1994 ins Europaparlament führte.
       
       17 Jan 2012
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Martin Schulz feiert Triumph: Polterer mit Feinschliff
       
       Mit überwältigender Mehrheit wurde Martin Schulz zum Präsidenten des
       Europäischen Parlaments gewählt. Er soll die EU demokratischer und sozialer
       machen.
       
 (DIR) Debatte Deutschland und Europa: Mein Albtraum Angela
       
       Die Bundeskanzlerin zerstört mit ihrem deutsch-nationalistischen
       Krisenmanagement die Europäische Union. Dabei braucht Europa genau jetzt
       eine gemeinsame Lösung.
       
 (DIR) Debatte Eurokrise: Schreddern wir Europa?
       
       Eurobonds retten den Euro nicht. Im Gegenteil, wenn wir den Euro sterben
       lassen, könnte sich wieder eine europäische Solidarität entwickeln.
       
 (DIR) Euro-Krise in Europa: Der Winter wird hart
       
       Es besteht massiver Finanzbedarf in der Eurozone, doch die versprochenen
       Hilfen der EU-Staaten kommen nicht zusammen. Nun soll Deutschland schneller
       zahlen.