# taz.de -- Kolumne Die Kriegsreporterin: 60 Jahre und kein bisschen weise
       
       > Kai Diekmann will seine Zeitung zum 60. Jubiläum in jeden deutschen
       > Briefkasten werfen lassen. Wie schön, dass man sich das nicht gefallen
       > lassen muss!
       
       Hallo, taz-Medienredaktion!
       
       Na, das ist doch mal wieder eine Woche, die Spaß macht! Thomas Gottschalk
       gibt durch das von ihm ausgewählte und aus Amerika eingeflogene Interieur
       seiner Sendung Einblick auf seine Persönlichkeit, Jauch fallen in seiner
       eigenen Show die Augen zu und di Lorenzo sagt in eben dieser Sendung kluge
       Sachen, braucht aber nicht nur einen Friseurtermin, sondern auch eine
       Haarspülung.
       
       Ansonsten hat es einen Moment gedauert, bis ich wusste, wer in der Gestalt
       von Wulffs Adlatus Olaf Glaeseker durch die Medien geistert: Es ist
       Phantomas. So, wie er sich in den wunderbaren Luis-de-Funès-Filmen
       vorstellte: kalt, maskenhaft und furchteinflößend. Aber momentan ist man ja
       über jeden Mann froh, der noch steht. Der eine, Kapitän der Kreuzfahrt,
       fällt in ein Rettungsboot. Der andere, Kapitän aus Großburgwedel, fällt
       aufs Bobbycar. Man möchte sich gar nicht vorstellen, wie Christian Wulff
       auf das Plastikauto plumpst, und schwups!, eh er sich's versieht, über das
       Parkett seines schönen, geliehenen Schlosses braust.
       
       Aber, ich nehme mir es mir zu Herzen, dass es Menschen gibt, die das gar
       nicht lustig finden. Menschen, die sich von den Medien verfolgt fühlen. Wie
       der FDP-Abgeordnete Joachim Günther, der die FDP als Opfer einer Kampagne
       sieht und zum Boykott mäkelnder Medien aufruft. Besagter Kapitän Wulff
       werde von der "Journalistenmeute wie ein räudiger Fuchs über sämtliche
       Titelblätter und durch alle Fernsehsendungen gehetzt", sagt er.
       
       Nun lasse ich offen, ob Herr Günther dem Präsidenten mit dem Bild eines
       Tieres, das an einer fiesen Milbenerkrankung leidet, auch als "Krätze"
       bekannt, einen Gefallen tut. Will aber einen Gedanken des 63-Jährigen
       aufgreifen, der mir sehr gefällt: "Stellen wir uns als Liberale an die
       Spitze einer Bewegung, die das Positive, das wir in unserer Gesellschaft
       haben, wieder mehr in den Vordergrund rückt!" Dieser Bewegung möchte ich
       mich uneingeschränkt anschließen. Gern werde ich das Positive, das die FDP
       ausmacht, nach vorn bringen: Die Partei liegt bei 2 Prozent. Ein Ende des
       Debakels ist nicht in Sicht.
       
       So, jetzt fühle ich mich geradezu leicht. Es tut tatsächlich manchmal sehr
       gut, das Positive zu sehen, statt den Blick immer auf das Schwarze zu
       richten. So auch in Sachen Bild. Kai Diekmann ist entschlossen, Deutschland
       zu Bildland zu machen, indem er zum 60-jährigen Jubiläum am 23. Juni seine
       Zeitung in jeden Briefkasten in diesem Land werfen lässt. Wie schön, dass
       man sich das nicht gefallen lassen muss! Ein einfacher schriftlicher
       Hinweis an den Verlag und das Blatt darf nicht eingeworfen werden.
       
       Verschiedene Anwälte haben sich bereits mit dem Thema beschäftigt, die Asta
       der Uni Darmstadt hat ein schönes [1][Formblatt] ins Netz gestellt, das man
       nur noch ausdrucken und abschicken muss. Ja, so einfach ist es, das Übel zu
       bannen und Diekmann die Rechnung bei der Anzeigenakquise, auch die
       "Werbeverweigerer" würden erreicht (die einseitige Anzeige kostet 4
       Millionen Euro) zu vermasseln. Über entsprechende Feierlichkeiten vor dem
       Haus zum 60. kann man ja eh noch mal nachdenken.
       
       Bevor es aber alles zu rosig wird vor lauter Positivem, möchte ich den
       Blick noch einmal auf den "Tatort" von Sonntag lenken. Und darauf, dass man
       diese Inszenierung nicht gut finden muss, nur weil es der letzte
       SR-"Tatort" in dieser Besetzung war. Und man darf fragen, wie ein
       Drehbuchautor auf die Idee kommt, Mädchen, Ende der 90er geboren,
       "Barbara", "Sonja" und "Elisabeth" zu nennen. Warum nicht gleich
       "Rosamunde", "Gertrud" und "Hannelore"? Stirnrunzelnd zurück nach Berlin!
       
       24 Jan 2012
       
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