# taz.de -- Gladbachs erfolgreiches Rasenschach: "Wir spielen unseren Stiefel"
       
       > Die Mönchengladbacher Rasenschachexperten setzen den VfB Stuttgart mit
       > 3:0 schachmatt und bleiben an der Tabellenspitze dran.
       
 (IMG) Bild: Mönchengladbachs Trainer Lucien Favre hat Grund, sich zu freuen.
       
       STUTTGART taz | Für Vedad Ibisevic war es nach nur vier Trainingseinheiten
       kein angenehmer erster Arbeitstag im Trikot des VfB Stuttgart. Als
       Muntermacher und Aufbauhelfer für die zuletzt glücklosen Stuttgarter
       Stürmer war der bosnische Nationalspieler unter der Woche aus Hoffenheim
       geholt worden. Am Ende reihte sich der Torjäger nach dem 0:3 gegen Borussia
       Mönchengladbach in der Fankurve reichlich desillusioniert ein in die Reihe
       der Stuttgarter Trauergemeinde.
       
       Auf dem Platz hatte der 27-Jährige über 90 Minuten vergeblich gehofft, von
       seinen Mitspielern eingebunden zu werden. Sehr verloren rannte er durch den
       Strafraum. Er hatte wohl schnell gemerkt, wo er hier gelandet ist - nämlich
       mitten in der Krise. "Man konnte nicht erwarten, dass Ibisevic gleich der
       große Heilsbringer ist", sagte Bruno Labbadia.
       
       In einer ganz anderen Welt lebt derzeit Marco Reus. Dem Gladbacher
       Himmelsstürmer konnte am Sonntagabend wenig schrecken - weder die
       überforderten Verteidiger des VfB noch die frostigen Temperaturen in
       Stuttgart. Nur mit T-Shirt, Lederjacke und Sneakers bekleidet, stellte sich
       der Nationalspieler den Medien und dokumentierte damit auch optisch die
       Leichtigkeit, mit der er durch die Liga lustwandelt. "Wir sind als Team
       überragend, weil einer für den anderen kämpft. Und dann spielen wir unseren
       Stiefel", sagte Reus, der im Verbund mit Juan Arango, Patrick Herrmann und
       Mike Hanke die Offensive lenkte.
       
       ## Raum für inspirierte Einzelkönner
       
       Ein weiteres wertvolles Detail des Gladbacher Systems ist die von Dante
       gekonnt organisierte Defensive, die auf fremden Plätzen erst fünf
       Gegentreffer hinnehmen musste. Das Ganze erinnert einerseits an
       Reißbrettfußball mit einstudierten Zügen wie beim American Football und
       lässt gleichzeitig Raum für inspirierte Einzelkönner. Diese Mischung stellt
       die Konkurrenten in der Liga vor immer größere Probleme.
       
       Der Architekt des Gladbacher Rasenschachs heißt Lucien Favre. Für die
       Stuttgarter Journalisten hatte der Schweizer eine schlichte Erklärung für
       den Erfolg parat: "Auf der ersten Etappe haben wir die Abwehr stabilisiert
       und auf der zweiten kreieren wir jetzt auch mehr Torchancen", sagte Favre.
       
       Nach 31 Minuten war es in Stuttgart so weit, als Mike Hanke nach einem
       Freistoß von Marco Reus den Kopf hinhielt. Stuttgarts Trainer Bruno
       Labbadia hatte vor der Partie noch mehr Konzentration bei Standards
       gefordert. "Da waren wir wieder nicht wach genug, und danach fehlte uns die
       Leichtigkeit", sagte Labbadia. Von diesem Moment an nahm das Spiel jenen
       Verlauf, den das Team von Lucien Favre so liebt. Schon vor einer Woche
       hatte Gladbachs Coach die Bayern mit seiner perfekten Strategie an den Rand
       der Verzweiflung gebracht. Und den spielerisch limitierten und phasenweise
       erschreckend schwachen Stuttgartern ging es nicht besser.
       
       ## Nervosität an der Tabellenspitze
       
       "Wir haben schnell das 2:0 gesucht, aber nicht gemacht. Da wird man auf der
       Bank schon einmal nervös", sagte Lucien Favre. Es dauerte bis zur 81.
       Minute. Der Trainer konnte durchatmen, als Marco Reus zum 2:0 einschob.
       Drei Minuten später durfte sich auch Igor de Camargo noch über einen
       Treffer freuen.
       
       Es geht also weiter mit dem wundersamen Aufstieg in Gladbach, und in
       München, Dortmund und Gelsenkirchen dürften sie schon ein bisschen unruhig
       werden bei den Worten von Lucien Favre: "Es wird schwer für uns, noch
       besser zu werden. Wir können nur noch Details verbessern."
       
       Beim VfB Stuttgart hingegen warten sie seit sechs Spielen auf einen Sieg
       und im Gegensatz zu Gladbach ist eine Entwicklung über einen Spieltag
       hinaus nicht sichtbar. Es fehlt die Harmonie zwischen den
       Mannschaftsteilen, der Trainer wirkt zunehmend ratlos. Vom Relegationsplatz
       trennen die Stuttgarter nur noch vier Punkte.
       
       Sportdirektor Fredi Bobic wehrt sich gegen eine Trainerdiskussion. "Ich bin
       überzeugt von Bruno Labbadia, aber wir wissen, dass wir Resultate
       brauchen", sagte Bobic. Ein schweres Vorhaben beim Blick auf die kommenden
       Gegner: Am Samstag geht es in der Liga nach Leverkusen, und dann kommt im
       Pokal der FC Bayern. Aber vielleicht ist Vedad Ibisvic ja dann als
       Soforthelfer zur Stelle.
       
       30 Jan 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Elke Rutschmann
       
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