# taz.de -- Tag der Trauer und des Zorns in Syrien: Racheakte an Zivilisten
       
       > Augenzeugen berichten von der Sprengung von Häusern in der Stadt Rankus.
       > Seit dem Wochenende gab es über 300 Tote. Kurdische Vertreter treffen
       > sich im Nordirak.
       
 (IMG) Bild: Bewaffnete der Opposition bewachen eine Anti-Assad-Demonstration.
       
       DAMASKUS/BERLIN afp/taz | Nach dem gewaltsamen Tod von mehr als 300
       Menschen seit dem Wochenende hat die syrische Opposition einen Tag der
       Trauer und des Zorns ausgerufen. Die "Massaker an Zivilisten" müssten
       enden, forderte der Syrische Nationalrat am Dienstag.
       
       Bei den politisch motivierten Gewalttaten wurden nach Angaben von
       Menschenrechtsaktivisten allein am Montag rund einhundert Personen getötet,
       darunter 55 Zivilisten. Der Syrische Nationalrat als Vertretung der zivilen
       Opposition warf der "despotischen" Führung in Damaskus vor, "Panzer und
       schwere Waffen gegen Wohnviertel" einzusetzen.
       
       In Rankus, 40 Kilometer nördlich der Hauptstadt, verübten die staatlichen
       Sicherheitskräfte nach Angaben des Nationalrats Racheakte gegen Zivilisten,
       weil sich dort Deserteure versteckt hatten.
       
       Augenzeugen berichteten von der Sprengung von Häusern. Von nahe gelegenen
       Ortschaften aus waren demzufolge Rauchsäulen über Rankus zu sehen, das etwa
       40 Kilometer nördlich von Damaskus liegt.
       
       In der Provinz Deraa nahmen Tausende an der Beisetzung eines Opfers der
       Gewalt der Armee teil und forderten den Sturz von Präsident Baschar
       al-Assad. Die Kämpfe und Gewalttaten nahmen in den vergangenen Tagen
       landesweit stark zu.
       
       Der Nationalrat forderte für Dienstag dazu auf, aus Protest Kirchenglocken
       zu läuten und in Moscheen zum Gebet aufzurufen. Das syrische Volk werde
       "seine Revolution nicht aufgeben, egal, wie groß die Opfer sind", schwor
       der Nationalrat.
       
       ## Unterschiedliche Ansichten
       
       Unterdessen trafen sich am Wochenende Vertreter der syrischen Kurden aus 25
       Ländern in der Stadt Erbil im Nordirak, wie [1][alarabiya.net] berichtete.
       In einer Abschlusserklärung verurteilten die Konferenzteilnehmer "die
       Gewalt der syrischen Sicherheitskräfte gegen die Protestierenden und
       betonten die Bedeutung der Zusammenarbeit unter Kurden innerhalb und
       außerhalb Syriens".
       
       In der Frage einer internationalen Intervention gab es hingegen
       unterschiedliche Ansichten. Jawad al-Kulla, Generalsekretär des eher
       radikalen kurdischen Nationalkongresses, befürwortete eine ausländische
       Militäroperation und eine autonome Kurdenregion in Syrien.
       
       Hamad Darwish, Chef der Fortschrittlichen Kurdischen Partei, einer der
       ältesten kurdischen Organisationen in Syrien, sprach sich für die
       Einschaltung des UN-Sicherheitsrats aus, falls die Initiative der
       Arabischen Liga nicht erfolgreich sein sollte.
       
       Der Führer der Kurdischen Demokratischen Partei in Syrien, Hakim Bashar,
       sagte hingegen: "Es ist zu früh für eine internationale Intervention, und
       ich glaube, wir müssen eine nationale Lösung suchen, ehe internationaler
       Druck in politischer, wirtschaftlicher, medialer und diplomatischer
       Hinsicht vorherrscht."
       
       Der UN-Sicherheitsrat in New York wollte am Dienstagabend über eine neue
       Syrien-Resolution beraten. Der Entwurf sah keine internationale
       Intervention in Syrien vor. BS
       
       31 Jan 2012
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://english.alarabiya.net/
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Reaktion auf Gewalt in Syrien: Botschaften weltweit angegriffen
       
       Die Empörung über die Gewalt in Syrien entlädt sich: Von Canberra bis
       London verwüsteten Demonstranten die Vertretungen des Landes. Die UN kämpft
       mit Chinas und Russlands Blockadehaltung.
       
 (DIR) Hillary Clinton verurteilt Gewalt in Syrien: Berichte über hunderte Tote
       
       Am Dienstag berät der UN-Sicherheitsrat über die Lage in Syrien.
       Unterdessen kursieren Berichte, dass in den vergangenen Tagen hunderte
       Zivilisten getötet wurden.
       
 (DIR) Berichte von Augenzeugen in Syrien: "Nie habe ich uns so viel Mut zugetraut"
       
       Der Aufstand der Rebellen hat die Vororte von Damaskus erreicht, die Lage
       ist unübersichtlich. Menschen aus der syrischen Hauptstadt erzählen von
       ihren Hoffnungen und Ängsten.
       
 (DIR) Kommentar Syrien und Russland: Das Scheitern war absehbar
       
       Die syrische Opposition hat die Einladung des Kreml bereits abgesagt. Von
       Russland wäre als Vermittler zwischen den syrischen Kriegsparteien aber
       ohnehin nicht viel zu erwarten.
       
 (DIR) Kommentar Syrien: Das Versagen der Arabischen Liga
       
       Die Arabische Liga ist gescheitert. Die Gewalt in Syrien eskaliert. Solange
       sich Assad auf Moskau und Teheran verlassen kann, wird er politisch
       überleben.
       
 (DIR) Konflikt mit Syrien: Diplomatie in der Sackgasse
       
       Die Golfstaaten setzen nach der gescheiterten Beobachtermission in Syrien
       nun auf eine Resolution des UN-Sicherheitsrats. Doch Russland und China
       stellen sich weiterhin quer.
       
 (DIR) Arabische Liga in Syrien: Beobachtermission vorerst gestoppt
       
       Zu viel Blutvergießen: Die Arabische Liga will der Gewalt in Syrien nicht
       länger zusehen und hat ihre Mission zunächst unterbrochen. Nun soll endlich
       der UN-Sicherheitsrat handeln.