# taz.de -- Kommentar Freihandel mit Indien: Ohne Rücksicht auf Menschenrechte
       
       > Die Verhandlungen zwischen der Europäischen Kommission und Indien über
       > ein Freihandelsabkommen gefährden das Überleben von Millionen von Indern.
       
       Die Beachtung von Menschenrechten sowie Förderung von ökologisch und sozial
       verträglicher und nachhaltiger Entwicklung sind nach offiziellen
       Beteuerungen der EU wichtige Kriterien für ihre Handels-und
       Außenwirtschaftspolitik. Doch im Fall des von Brüssel angestrebten
       "Freihandelsabkommen" mit der aufstrebenden Wirtschaftsmacht kann von all
       dem keine Rede sein.
       
       Ohne Rücksicht auf Verluste besteht die EU auf der möglichst weitgehenden
       Öffnung des indischen Marktes für die europäische Großhandelskonzern und
       Agrarprodukte. Dass dadurch die existentiellen Menschenrechte auf Nahrung
       und das nackte Überleben von vielen Millionen Inderinnen und Indern
       gefährdet würden, ist der EU und ihren Mitgliedsregierungen egal.
       
       Von diesem Skandal erfährt die Öffentlichkeit erst jetzt, über vier Jahre
       nach Beginn der Verhandlungen zwischen Brüssel und Neu Dehli.Und auch das
       nur dank des Protestes einiger Nichtregierungsorganisationen.
       
       Im Fall des bilateralen Freihandelsabkommens Indien-EU offenbart sich ein
       Dilemma, das auch sämtliche multilateralen Verhandlungen und Verträge im
       Rahmen Welthandelsorganisation (WTO) kennzeichnet: In kaum einem anderen
       Politikbereich ist die Geheimhaltung so stringent und das Defizit an
       demokratischer Kontrolle und Mitsprache so eklatant, wie im Bereich der
       Außenwirtschafts-und Handelspolitik der EU und ihrer Mitgliedsstaaten.
       
       Hochbezahlte Lobbyisten europäischer Wirtschaftssektoren, die an der
       Marktöffnung in außereuropäischen Ländern und Regionen interessiert sind,
       setzten zunächst in den Wirtschaftsministerien der EU-Staaten und dann in
       Brüssel ihre Interessen durch.
       
       Daraus entstehen die Forderungen, mit denen sich die EU sich an die
       bilateralen oder multilateralen Verhandlungstische dieser Welt begibt.
       Wesentliche Verhandlungsdokumente und -positionen der EU werden weiterhin
       geheim gehalten. In dem ganzen Prozess bleiben nationalen Parlamente und
       das EU-Parlament außen vor.
       
       9 Feb 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Andreas Zumach
       
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