# taz.de -- Filmproduzenten setzen auf Crowdfunding: Große Hoffnungen
       
       > Filme wie Iron Sky, Keep the lights on oder Electrick Children auf der
       > Berlinale zeigen, dass Crowd Funding im Filmgeschäft funktionieren kann.
       > Aber nicht immer.
       
 (IMG) Bild: Science-Fiction-Parodien eignen sich gut für Co-Finanzierung: Iron Sky.
       
       Die schwarze Science-Fiction-Parodie Iron Sky gilt als Paradebeispiel für
       die Finanzierung eines Films durch viele kleine Beiträge - das Crowd
       Funding. Eine Rekordsumme hat der finnische Produzent Tero Kaukomaa
       eingesammelt. Das komplette Budget des Streifens lag bei 10 Millionen
       Dollar, ein Zehntel kam aus dem Crowd Funding.
       
       "Weitere zwei Millionen Dollar haben wir bekommen, weil die gute Resonanz
       beim Crowd Funding den Investoren gezeigt hat, dass unser Film ankommt",
       erzählte Kaukomaa auf einer Debatte im Rahmen des European Film Market der
       Berlinale.
       
       Co-Finanzierung funktioniere für Genres wie Science-Fiction-Parodien, die
       eine eigene und gut organisierte Community haben, sicher vergleichsweise
       gut, meint Jessica Caldwell, Produzentin des Feature-Films Electrick
       Children. Das bestätigt Kaukomaa: Man habe Iron Sky zusammen mit dem
       Publikum, den Fans entwickelt.
       
       Für Caldwells Film hat die Finanzierung über viele Kleinbeträge dagegen
       nicht funktioniert. Caldwell hat gemeinsam mit der Regisseurin Rebecca
       Thomas das Filmvorhaben über Kickstarter beworben. Das ist eine
       amerikanische Plattform, die hilft, Geld für unterschiedliche Projekte
       einzusammeln, mehr als 32 Millionen Dollar waren es 2011 - alleine für
       Filme.
       
       ## Keine Unterstützung
       
       Für Caldwell war Kickstarter "eine wenig aggressive Form um Leute zu
       bitten, uns zu unterstützen." Das hat aber keine finanzielle Welle der
       Unterstützung ausgelöst. Erfolg hat es dennoch gebracht: Caldwell und
       Thomas haben über Kickstarter Kontakt zu einen Produzenten für Electrick
       Children bekommen. Ursprünglich sollte es ein Low-Budget-Film werden,
       gedreht in den Elternhäusern der Regisseurinnen. Der Produzent hat Caldwell
       und Thomas dann davon überzeugt, das Projekt professioneller zu betreiben.
       
       Professionell müsse man auch agieren, wenn man wirklich viel Geld per Crowd
       Funding eintreiben wolle, betont der Tero Kaukomaa: "Wir haben ein eigenes
       Team, das sich ausschließlich darum kümmert. Einer alleine schafft das
       nicht." Dieses Team betreut unterschiedliche Kanäle wie Twitter und
       Facebook-Auftritte sehr offensiv, organisiert aber auch Termine zwischen
       den Filmteams und der Fan-Community an einzelnen Orten.
       
       Das dient auch dazu, die spätere Vermarktung des Films vorzubereiten: Auf
       einer Internet-Seite können Besucher ankreuzen, in welcher Stadt sie den
       Film sehen wollen. Das soll den Weg in die Kinos erleichtern. Verleiher
       können einfacher abschätzen, wo es ein Zielpublikum gibt.
       
       ## Engagement und Qualität müssen zusammenpassen
       
       Dabei geht es nicht nur um Spenden, sondern auch darum, Teile an den
       Filmrechten zu verkaufen. "Das war juristisch eine große Herausforderung",
       sagt er. Er habe eine legale Form gefunden, mit der sich bis zu 99 Personen
       aus einem Land an der Finanzierung des Films beteiligen und anschließend am
       Gewinn beteiligen können.
       
       Die Hoffnungen in diese Finanzierungsform sind groß, "vor allem junge
       Produzenten haben enorme Erwartungen und meinen, Crowd-Funding könnte eine
       Alternative zu traditionellen Finanzierungsformen sein" warnt Juliane
       Schulze. Sie beschäftigt sich beim Berliner Unternehmen Peacefulfish damit,
       Produzenten und Finanziers zusammenzubringen. "In Deutschland sind diese
       Konzepte aber noch ganz am Anfang", sagte Schulze gegenüber der taz.
       
       Ein positives Beispiel ist der Kinofilm Stromberg auf Basis der
       gleichnamigen Krimiserie. Der wurde über eine Online-Community
       mitfinanziert. Dass es sich dabei ursprünglich um ein TV-Produkt handelt,
       sei für Deutschland typisch, betont Schulze. Der Aspekt des Vertriebs durch
       Fernsehsender sei dabei wichtiger als das Einsammeln von Geld.
       
       Für ihn komme Crowd-Funding nicht in Frage, so der chinesische Regisseur
       Anthony Ng, der auf der Berlinale Partner für sein Filmprojekt Maglev
       gesucht hat. In China sei die Gefahr des Betrugs viel zu groß. Es sei
       schließlich schwer zu kontrollieren, ob das Geld wirklich in die Filme
       fließt oder in den Taschen cleverer Geschäftemacher landet. Das gelte auch
       für arabische Länder, hat Schulze bei einem Treffen mit Filmschaffenden im
       Iran gelernt. Dort gelte es als ehrenrührig, wenn man andere um Geld für
       die eigene Arbeit bittet.
       
       Ob die "Schwarm-Finanzierung" in Deutschland in der Breite funktioniert,
       muss sich erst noch zeigen. "Engagement des Publikums und Qualität der
       Filme müssen zusammenpassen", mahnt Schulze. Sonst könnte sich schnell
       Ernüchterung breitmachen.
       
       17 Feb 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Pia Grund-Ludwig
       
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