# taz.de -- Nordderby: Werder ist ein bisschen böse
       
       > Dass Werder Bremen sein Potenzial ausschöpft, hat Tradition, dass der HSV
       > unter seinen Möglichkeiten bleibt, soll sich ändern - nächstes Jahr.
       
 (IMG) Bild: Frustriert nach der Niederlage gegen Bremen: HSV-Stürmer Paolo Guerrero.
       
       Wie viel besser als der SV Werder Bremen muss der Hamburger SV sein, um zu
       gewinnen? Viel besser! Ein bisschen besser, zum Beispiel gegen einen
       20-jährigen Innenverteidiger und zwei 18-Jährige auf der linken Außenbahn,
       reichen nicht. Der SV Werder macht seit Jahrzehnten - nicht nur mit dem HSV
       - häufig die Erfahrung, dass der vermeintlich bessere Gegner nicht gewinnt.
       
       Werder schafft es seit Jahrzehnten insbesondere in engen Spielen, sein
       Potenzial auszuschöpfen. Vielleicht noch ein bisschen mehr. Das ist eine
       Leistung. Spieler kommen und gehen, die Fähigkeit, sich als Mannschaft in
       ein Spiel zu verbeißen, nicht aufzugeben, auch wenn es aussichtslos
       scheint, alles herauszuholen und dabei noch ordentlichen Fußball zu
       spielen, schafft der SV Werder fast immer.
       
       Der SV Werder ist ein Stein, sperrig, kantig, er tut weh, er vermiest dem
       Gegner das Spiel. Der SV Werder gibt nichts her, der Gegner muss sich alles
       holen. Der SV Werder ist giftig, seine Augen funkeln, er ist ein bisschen
       böse, weiß genau, wann wer wie zu foulen ist. Der SV Werder läuft viel,
       kämpft, arbeitet. Beim Derby noch mehr.
       
       Der HSV schafft es seit Jahren nicht, sein Potenzial auszuschöpfen. Immer
       ist irgendwo der Wurm drin. Es passt nie zusammen. Marcell Jansen im linken
       Mittelfeld weiß nicht, was er tun soll, wenn ihn sein linker
       Außenverteidiger Dennis Aogo überholt. Soll er ins zentrale Mittelfeld
       aufrücken? Oder in den Sturm? Jacopo Sala geht es auf der anderen Seite mit
       Dennis Diekmeier ähnlich. Die Idee mit den stürmenden Außenverteidigern ist
       gut, Barcelona und Dortmund machen das auch. Aber dann müssen alle mehr
       laufen. Nicht die Stärke des HSV, Laufen.
       
       Spieler kommen und gehen, Trainer auch, aber die Fähigkeit, unter ihren
       Möglichkeiten zu bleiben, hatten fast alle HSV-Teams der vergangenen zehn
       Jahre. Das ist auch eine Art Leistung.
       
       Werder und der HSV haben unterschiedliche Kulturen in ihren Vereinen
       etabliert. Thomas Schaaf kann viel Geduld mit einem Spieler haben, wenn er
       vermutet, dass der irgendwann kapiert, was er von ihm will. Möglich, dass
       der hoch talentierte Bankdrücker Marko Marin es noch kapiert, oder enfant
       terrible Marko Arnautovic. Der HSV - mehr Schein, große Namen, weniger
       Siege - will seine Kultur ändern. Wer hinguckt, sieht, mit welchen Spielern
       das nicht geht.
       
       Thorsten Fink hat Spieler, die was ändern wollen, und andere. "Nächste
       Saison sehen wir weiter", meint er nach der Niederlage gegen Werder. Der
       Blick in die Zukunft sagt nichts Gutes über die Gegenwart.
       
       19 Feb 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Roger Repplinger
       
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