# taz.de -- die wahrheit: "So, jetzt drücken wir die Pausentaste!"
       
       > Am heiligen Sonntag wurde der gelernte evangelische Pastor zum Kandidaten
       > gekürt. Die schönsten Anekdoten über den sympathischen Ochsenkopf Joachim
       > Gauck.
       
 (IMG) Bild: Sympathischer Ochsenkopf: Joachim Gauck.
       
       Am heiligen Sonntag wurde der gelernte evangelische Pastor Joachim Gauck
       von einer breiten Parteienallianz einhellig zum Kandidaten für das höchste
       Amt im deutschen Staate ernannt. Dieses große historische Ereignis nimmt
       die Wahrheit zum Anlass, ausgewählte Anekdoten aus dem Leben des
       bedeutenden Mecklenburgers Gauck zu erzählen. 
       
       ***
       
       Als junger Mann reiste Joachim Gauck einmal an die schöne Ostsee. Da er
       aber in Rostock zu Hause war, dauerte die Reise ans Ufer des Meeres nur
       wenige Minuten. Darüber dachte der junge Gauck lange nach und entschied
       sich, eines Tages von Beruf Weltreisender zu werden. Da es in der DDR keine
       solch wagnisreiche Profession gab, musste Gauck jedoch einfacher Gottesmann
       werden. Noch sehr viel später im Leben erinnerte sich der Staatsmann gern
       an die wilde Zeit seiner Irrungen und Wirrungen.
       
       ***
       
       Einmal wollte Joachim Gauck sich unters Volk mischen. Also legte er einen
       falschen Marx-Bart an und bat seinen Fahrer, ihn in das kleinste Lokal
       Berlins zu kutschieren. Der Chauffeur brachte ihn in das "Narkosestübchen",
       das im Westen der Hauptstadt eine zwei mal drei Meter große Trinkfläche
       einnahm. Dort begrüßte der Wirt den bärtigen Fremden, wie er jeden neuen
       Gast willkommen hieß, und kredenzte ihm "zum Vorglühen" einen
       Pflaumenschnaps, der allerdings Gaucks Zunge löste. Der Pastor begann zu
       reden und reden und wollte gar nicht mehr aufhören, bis der Wirt ihm
       Einhalt gebot: "So, Meister, jetzt drücken wir aber mal die Pausentaste!"
       Wie betäubt torkelte Gauck aus dem "Narkosestübchen", hatte ihn doch Volkes
       Stimme mit einer vollen Breitseite getroffen.
       
       ***
       
       Eines Tages lief Joachim Gauck durch die Straßen seiner alten Heimatstadt
       Rostock und grüßte freundlich nach links und rechts, als ein kleiner
       struppiger Streuner auf ihn zu tappelte und bellte: "Wuff, wuff, wuff."
       Joachim Gauck, der seit seiner Jugend an einer leichten Harthörigkeit litt,
       aber verstand immer nur den Namen des amtierenden Bundespräsidenten. Da
       beugte sich der angesehene Gottesmann zu dem Mischling hinunter und fragte
       ihn mit wohltemperierter Stimme: "Soll ich dir nachfolgen?" Der Hund aber
       trollte sich mit eingeknicktem Schwanz.
       
       ***
       
       An einem Abend im Jahre 1963 hatten Joachim Gauck und seine Frau Hansi
       Besuch von Hansis Cousine Gerti und deren Gatten Herbert, der eine
       köstliche Anekdote nach der anderen erzählte. Als es bereits 21 Uhr war und
       die Gäste noch immer keine Anstalten machten, nach Hause zu gehen, griff
       Joachim Gauck zu einem raffinierten Trick: Er stand aus seinem Sessel auf,
       trat vor die Standuhr und sprach zu ihr mit ernstem Blick: "Du böse, böse
       Standuhr. Du zeigst schon 21 Uhr und vertreibst uns damit unsere lieben
       Gäste." Diesen Wink mit dem Zaunpfahl verstanden sogar Gerti und Herbert,
       die daraufhin die Gaucks nie wieder besuchten.
       
       ***
       
       Nach dem Untergang der DDR wurde Joachim Gauck zum "Bundesbeauftragten für
       die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR" ernannt.
       So recht mochte ihm dieser Titel nicht gefallen. Unglücklich saß er in
       seinem Büro in der "Behörde des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des
       Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR" (BstU) und brütete über
       Alternativen: "Beinharte Behörde des befugten Bundesbeauftragten für die
       interessanten Unterlagen des dubiosen Staatssicherheitsdienstes der
       ehemaligen DDR" (BdbBfdiUdStasiDDR)? Nein. Der Volksmund nahm ihm sanft die
       Entscheidung ab und nannte das chaotische Archiv kurzerhand
       "Gauck-Behörde".
       
       ***
       
       Als Joachim Gauck sein erstes Mobiltelefon zu Weihnachten geschenkt bekam,
       konnte er nicht gleich richtig damit umgehen. Besonders die Kunst der SMS
       beherrschte er nicht recht. So kam eine Kurzmitteilung an Marianne
       Birthler, mit der er sich zuvor heftig über die richtige Zubereitung von
       Soljanka gestritten hatte, bedauerlicherweise fehlerhaft bei seiner
       Amtsnachfolgerin an. Die Autokorrektur hatte aus "War nicht so gemeint.
       Sry?!" einfach "War nicht so gemeint. Sex?!" gemacht. Zum Glück nahm ihm
       Marianne Birthler die peinliche Anfrage nicht übel.
       
       ***
       
       Alle wissen es, kaum jemand möchte öffentlich darüber reden: Joachim Gauck
       verbreitet, wie viele Männer über 70, einen eigenartigen Geruch. Blumen
       lassen die Köpfe hängen, wenn er ungeduscht an ihnen vorüberschreitet,
       desgleichen fallen Vögel im Park ihm tot vor die Füße. Angela Merkel, die
       eine besonders feine Nase hat, mochte ihn deswegen auch nicht als
       Bundespräsidenten dulden. Schlimm! Aber Gauck wäre nicht Gauck, hätte er
       nicht wenige Wochen vor seinem Amtsantritt erstmals eine alte Kulturtechnik
       als wirksames Gegenmittel angewendet. Das "Duschen" praktizierte er seitdem
       regelmäßig, manchmal ließ er sich sogar zu einem dekadenten "Bad"
       hinreißen. Umso mehr freute er sich dann, als alle Spitzenpolitiker sich
       trotz seiner auffälligen Ausdünstungen auf ihn einigten: "Und ich bin nicht
       einmal gewaschen!", erklärte er gerührt bei seiner Vorstellung.
       
       21 Feb 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) M. Ringel
 (DIR) C. Stegemann
 (DIR) A. Frank
       
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