# taz.de -- Iran zeigt sich im Atomstreit unnachgiebig: Notfalls auch Krieg
       
       > Für die iranische Regierung ist das Atomprogramm nicht verhandelbar –
       > selbst wenn dies Krieg bedeuten würde, droht Teheran. Auch ein Erstschlag
       > wird nicht ausgeschlossen.
       
 (IMG) Bild: Mahmud Ahmadinedschad ist nicht zu Zugeständnissen bereit, wenn es um das Atomprogramm des Landes geht.
       
       TEHERAN dpa/rtr | Der Iran gerät im Atomstreit immer stärker unter Druck.
       Sanktionen lassen die Preise in die Höhe schnellen, und Israel rasselt laut
       hörbar mit dem Säbel. Aber für ein baldiges Einknicken der Teheraner
       Führung gibt es bisher keine Hinweise - ganz im Gegenteil: Der Iran gefällt
       sich in der Opferrolle und macht sich auf das Schlimmste gefasst. Trotzig
       heißt es, Zugeständnisse werde es nicht geben, auch wenn das Krieg bedeuten
       sollte.
       
       "Wir haben nichts zu verbergen, wie oft sollen wir euch (Weltmächten) das
       noch sagen?", fragt Präsident Mahmud Ahmadinedschad.
       
       Aber der Westen misstraut den Unschuldsbeteuerungen. Das liegt nicht nur an
       dem als Geheimniskrämerei empfundenen Verhalten der Iraner, sondern auch an
       den Feststellungen der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien.
       
       Die war im vergangenen November zu dem Schluss gekommen, dass der Iran sehr
       wohl mit der Entwicklung von Atomwaffen beschäftigt war.
       
       In ihrem Bericht fassten die Nuklearwächter alle vorliegenden Informationen
       zu Tests, Projekten und der Organisation des vermuteten geheimen iranischen
       Atomwaffenprogramms zusammen. "Die Informationen weisen darauf hin, dass
       der Iran Arbeiten zur Entwicklung eines nuklearen Sprengkörpers
       durchgeführt hat", schrieb IAEA-Chef Yukiya Amano.
       
       Jetzt ist wieder eine IAEA-Kommission im Iran. Aber die Fachleute unter
       Leitung von Chefinspektor Herman Nackaerts führen nur Gespräche, die Suche
       nach Hinweisen auf ein Atombombenprogramm steht nicht auf dem Terminplan.
       
       ## Präventiver Angriff
       
       Der Iran ist sich bewusst, dass es dem Westen und vor allem Israel jetzt
       langsam ernst ist. Auch ein Krieg ist in Teheran denkbar, zumindest in Form
       von Angriffen auf iranische Atomanlagen, mit denen Israel schon gedroht
       hat. "Wir sind auf das schlimmste Szenario vorbereitet", sagt der iranische
       Außenminister Ali Akbar Salehi.
       
       Der Vize-Chef der iranischen Streitkräfte schloss am Dienstag sogar einen
       präventiven Angriff nicht aus, wenn die nationalen Interessen des Landes
       dies erforderten. Die Nachrichtenagentur Fars zitierte Mohammed Hedschasi
       mit den Worten: "Wenn wir das Gefühl haben, dass unsere Feinde die
       nationalen Interessen des Iran gefährden wollen und sich dazu entschließen
       wollen, dann werden wir handeln, ohne auf ihr Vorgehen zu warten." Das sei
       Teil der Militärstrategie des Landes.
       
       Der Iran versucht in dieser Situation zugleich Stärke und
       Dialogbereitschaft zu demonstrieren. Das Ölministerium stoppt Lieferungen
       an Frankreich und Großbritannien, die aber ohnehin kaum noch Öl aus dem
       Iran bezogen. Zugleich versucht es Chefdiplomat Salehi mit einem
       Kuschelkurs und sagt, ausgezeichnete und spannungsfreie Beziehungen zur EU
       seien für den Iran von hoher Priorität.
       
       ## Drohungen aus Israel und den USA
       
       Auch Israel und die USA drohen mit Militäraktionen. Sie schließen einen
       Angriff gegen iranische Atomanlagen nicht aus, falls die Gefahr bestehte,
       dass der Iran an Atomwaffen gelangen könnte.
       
       Die Sanktionen seitens der USA und der EU zeigen jedoch schon Wirkung.
       "Aber nicht auf die Regierung, sondern auf die Menschen", sagt ein
       iranischer Journalist. Die Sanktionen haben den Wert der nationalen Währung
       Rial stark geschwächt, und das spüren die Menschen bei ihren Einkäufen vor
       dem persischen Neujahr (21. März) schmerzhaft.
       
       "Die kleinen Leute müssen für die Spielchen der Großen bezahlen", klagt der
       Bankangestellte Dschawad, der viele der Neujahrsgeschenke von der Liste
       streichen musste. Auch seine Frau ist von dem jahrelangen Atomstreit
       genervt, auch von der IAEA, die ihrer Auffassung nach endlich Klartext
       reden sollte und nicht nur Vermutungen in den Raum zu stellen. "Ich bin
       gegen Krieg, aber vielleicht ist das die einzige Möglichkeit, diesen Streit
       zu beenden."
       
       21 Feb 2012
       
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