# taz.de -- Kommentar Piratenpartei: Piraten in der Klemme
       
       > Die Piraten verpassen den Moment. Statt sich in die Debatte um den
       > Bundespräsidenten für eine direkte Demokratie stark zu machen, halten sie
       > sich zurück.
       
       Manche Themen scheinen die Piraten erst zu entdecken, wenn sie darauf
       angesprochen werden. Ein eigener Kandidat zur Bundespräsidentenwahl? Die
       vielen Meinungen dazu klangen oft wie die ersten laut gedachten Ideen dazu.
       Jetzt deutet sich an, dass es einen Kandidaten geben wird. Es wirkt wie das
       Ergebnis eines digitalen Zufallsgenerators.
       
       Sind also Meinungen der Piraten zu dem Thema irrelevant? Ganz und gar
       nicht. Denn auch wenn die Partei impulsiv entscheidet, wer antritt - wenn
       jemand antritt: Sie fängt damit Stimmungen auf. Denn nach dem
       parteipolitischen Streit über Christian Wulff und seine Nachfolge sind
       viele Wählerinnen und Wähler politikverdrossener geworden.
       
       Wenn in einer solchen Situation die Piratenpartei einen Gegenkandidaten
       aufstellt, wird sie zum Korrektiv für die etablierten Parteien. Denn
       solange eine Bundespräsidentenwahl nach Parteiproporz entschieden wird,
       braucht es Opposition, die Alternativen aufbietet.
       
       Sind die Piraten damit sich selbst treu geblieben? Eher nein.
       Berechtigterweise fragen sich viele im politischen Berlin nach den zwei
       Bundespräsidentenrücktritten der vergangenen Jahre, ob es das Amt noch
       braucht. Gerade hier halten sich die Piraten auffällig zurück - obwohl die
       Partei wie keine andere für das Abschneiden alter Zöpfe stehen will. Und
       auch die "Liquid Democracy", der Weg zu einer direkteren Demokratie, gerät
       beim Bundespräsidenten ins Stocken: Mahner für eine Direktwahl sind in der
       Minderheit.
       
       Nein, die Chance für eine grundsätzliche Veränderung der Politik wird
       gerade verpasst, zu verführerisch ist die Möglichkeit der öffentlichen
       Aufmerksamkeit durch einen eigenen Kandidaten. Politisch ist das
       verständlich - revolutionär ist es nicht. Eher ziemlich etabliert.
       
       21 Feb 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Gordon Repinski
       
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