# taz.de -- Reaktionen der Oscar-Preisträger: Nur ein winziges Glas Champagner
       
       > Meryl Streep braucht erstmal einen Whiskey, Michel Hazanavicius dankt
       > Billy Wilder tausend Mal und der älteste Schauspieler, der je einen Oscar
       > gewann, möchte gern am Set sterben.
       
 (IMG) Bild: Oui!!! Jean Dujardin macht die Beckerfaust!
       
       HOLLYWOOD dpa | "Merci beaucoup, Hollywood": Vom Stummfilm-Star mit
       Sprechblockade keine Spur. Jean Dujardin sprudelte hinter den Kulissen nach
       Empfang seines ersten Oscars nur so, allerdings auf Französisch.
       
       Mit dem Englisch hapert es noch. "Ich bin kein amerikanischer Schauspieler,
       ich bin ein französischer Schauspieler", mühte sich der 39-Jährige charmant
       auf Englisch ab. "Wenn es möglich wäre, würde ich gerne nochmal einen
       Stummfilm in Amerika drehen", setzte er in seiner Heimatsprache drauf. Sein
       bellender Kollege, Hund Uggie, hatte sich da schon verabschiedet. Er sei
       bereits im Bett, entschuldigte Dujardin den talentierten Vierbeiner.
       
       Mit einem langgezogenen "Hi" trat Meryl Streep strahlend vor die Presse.
       Mit beiden Händen umklammerte sie vier Kilo Oscar. Nach 17 Nominierungen
       könnte sie eine gewisse "Streep-Müdigkeit" bei manchen gut verstehen, sagte
       die 62-Jährige völlig aufgekratzt. "Man hört seinen Namen und man sieht
       weißes Licht und ist so aufgeregt, als wäre man wieder ein Kind", sagte sie
       über den Moment, als Colin Firth ihren Namen aus dem Umschlag zog. Als
       "beste Hauptdarstellerin" in der Rolle von Margret Thatcher in "Die Eiserne
       Lady" konnte sie ihren dritten Oscar abholen.
       
       Beim Empfang ihrer ersten Trophäe vor 30 Jahren sei sie praktisch ein Kind
       gewesen, meinte Streep. Zwei der jetzt mitnominierten Schauspielerinnen –
       Michelle Williams und Rooney Mara – seien damals noch nicht einmal gezeugt
       gewesen, witzelte sie. Aber jetzt brauche sie erst mal ein paar Gläser
       Whiskey.
       
       ## "Der perfekte Regisseur"
       
       Mit fünf Oscars, darunter für besten Film und beste Regie, hat "The Artist"
       in Hollywood eine französische (Film)Revolution ausgelöst, doch für den
       Pariser Regisseur Michel Hazanavicius war es mehr eine Liebeserklärung an
       die kalifornische Traumfabrik. "Ich habe Billy Wilder drei Mal auf der
       Bühne gedankt, aber nur weil ich mich kurzhalten musste. Ich hätte ihm
       lieber tausend Mal gedankt, denn er ist der perfekte Regisseur, die Seele
       Hollywoods, ich liebe ihn einfach", schwärmte der Franzose.
       
       Billy Wilder war 21 Mal für den Oscar nominiert gewesen, sechs Mal hat er
       ihn gewonnen. Da muss sich Hazanavicius noch etwas anstrengen. Nachdem er
       schon "The Artist" in Hollywood gedreht hat, würde er gerne nach Los
       Angeles zurückkehren. "Ja, ich hoffe hier einen Film zu drehen, aber es
       wird nicht mein nächster sein", sagte der Franzose auf Englisch. "I don't
       speak french", verwirrte er grinsend einen Reporter, der ihm auf
       Französisch eine Frage stellte.
       
       Als ältester Schauspieler, der je einen Oscar gewonnen hat, ist der
       kanadische Schauspieler Christopher Plummer mit 82 Jahren fast so alt wie
       die Oscar-Zeremonie. Er wolle es partout nicht glauben, dass er wirklich
       der Älteste sei, flachste Plummer hinter den Kulissen. "War Charlie Chaplin
       nicht schon 83, als er einen Ehrenoscar bekam?"
       
       An Ruhestand sei jetzt erst recht nicht mehr zu denken. "Ich hoffe, ich
       kann das mindestens noch weitere zehn Jahre tun. Eines Tages werde ich tot
       umfallen, auf der Bühne oder auf dem Set. In unserem Beruf gibt es keinen
       Ruhestand, Gott sei Dank."
       
       Auf der Bühne war "The Help"-Darstellerin Octavia Spencer zu Tränen
       gerührt, als sie die Statue als beste Nebendarstellerin in Empfang nahm.
       Backstage hatte sich die Afroamerikanerin nach ihrem ersten Oscar-Sieg
       schnell wieder gefangen. Sie sei nicht die "typische Hollywood-Schönheit",
       sagte sie. Vielleicht könne ihr Triumph anderen Hoffnung machen. Mit einem
       winzigen Glas Champagner wolle sie nun kräftig feiern.
       
       Winzig – das muss ein Scherz gewesen sein, denn bei der
       Governors-Ball-Party gleich nach der Show lagen tausend Flaschen feinster
       Champagner auf Eis. Dort werden traditionell die über 1.500 Oscar-Gäste von
       Star-Koch Wolfgang Puck verköstigt.
       
       Auch Wim Wenders, das Team um den deutschen Kurzfilmer Max Zähle und die
       Münchner Kostümbildnerin Lisy Christl wollten dort – auch ohne Oscar –
       mitfeiern. Für alle Verlierer gibt es zum Trost wenigstens einen
       Schoko-Oscar als Souvenir mit auf den Weg. Auch der ist golden. Fast zwölf
       Kilo essbarer Goldstaub waren nötig, um die 5.000 süßen Männer zu
       vergolden.
       
       27 Feb 2012
       
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