# taz.de -- Neue EU-Normen für Käfighennen: Keine Eier in Frankreich
       
       > Die Franzosen eiern mit neuen EU-Richtlinien herum. Dem Osterhasen
       > könnten die Eier ausgehen, eine Katastrophe – für Kinder und Politiker.
       
 (IMG) Bild: Strichlisten für die letzten Eier? Die Eierproduzenten in Frankreich warnen vor Versorgungsproblemen.
       
       PARIS taz | Werden die Franzosen demnächst auf ihre Brioches, Sablés,
       Petits-Beurres oder gar auf ihr Frühstücksei verzichten müssen? In einer
       alarmierenden Pressekampagne warnen die französischen Eierproduzenten und
       die verarbeitende Industrie vor dramatischen Versorgungsproblemen.
       
       Der Rückgang der Produktion werde im ersten Quartal 2012 im Vergleich zum
       Vorjahr 20 Prozent betragen. Rund 21 Millionen Eier fehlen angeblich jetzt
       schon pro Woche. Damit drohe einigen Betrieben der Backwaren- und anderer
       Zweige der Nahrungsmittelindustrie Kurzarbeit oder gar die Einstellung der
       Herstellung. Ursache dieser Engpässe ist nicht nur die Verteuerung der
       Futtermittel infolge des Anstiegs der Getreidepreise auf dem Weltmarkt,
       sondern vor allem die Anpassung der französischen Tierhaltung an die neuen
       EU-Normen.
       
       Ab 1. Januar 2012 gelten neue EU-Richtlinien für die Käfighaltung von
       Legehennen. Bisher mussten diese Batterielegehennen, die rund 300 Eier pro
       Jahr liefern, mit einem Minimum von 550 Quadratzentimetern Lebensraum
       auskommen. Das entspricht in etwa der Fläche eines DIN-A4-Blatts! Die neue
       Norm sieht mindestens 750 Quadratzentimeter vor. Der Raumzuwachs für das
       gackernde Huhn ist gerade mal so groß wie ein Post-it! Für eine minimale
       Bewegungsfreiheit der eingesperrten Vögel wie etwa Flügelschlagen wären
       mindestens 1.900 Quadratzentimeter erforderlich.
       
       In der Geflügel- und Nahrungsmittelindustrie geht es um Rentabilität.
       Sobald die Versorgungsengpässe behoben sind, kräht kein Hahn mehr danach,
       wenn es um mehr Lebensraum für die Käfighennen geht.
       
       Die britischen Hühnerfarmer – unterstützt von den traditionell
       einflussreichen Tierschützern im Vereinigten Königreich – drohen den
       französischen und spanischen Produzenten, die bei der Umsetzung der neuen
       EU-Normen getrödelt haben, mit einer Klage und wirtschaftlichen Sanktionen
       wegen Verletzung der europäischen Wettbewerbsregeln. Nur unter diesem
       massiven Druck bequemen sich die französischen Produzenten, sich doch noch
       den neuen Richtlinien anzupassen.
       
       Natürlich nutzen diese die gegenwärtige Periode der Präsidentschaftswahlen
       im Frühling, um – wie andere Interessenverbände auch – auf Regierung und
       Politiker möglichst viel Druck auszuüben. Sie malen die landesweite
       Katastrophe des Eiermangels an die Wand, um wenigstens so ein paar
       Subventionen oder Übergangsbestimmungen herauszuholen. Welch hartgesottener
       Politiker wollte es vor der Nation und ihren Kindern schon verantworten,
       dass der Osterhase dieses Jahr keine bunten Eier zu verteilen hätte?
       
       5 Mar 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Rudolf Balmer
       
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