# taz.de -- Finale im Volleyballpokal: Irre Bagger-Party in Halle
       
       > Der VfB Friedrichshafen gewinnt das Pokalfinale gegen den Erzrivalen
       > Haching. Das Blasorchester „Butzlumpa“ heizte den Fans der Volleyballer
       > vom Bodensee mächtig ein.
       
 (IMG) Bild: „Den Sieg begießen“ in der Interpretation der Spieler des VfB Friedrichshafen nach dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft 2009.
       
       HALLE/WESTFALEN taz | Als der zweite Satz gewonnen war, ging im
       Friedrichshafener Fanblock die Post ab. Das Blasorchester „Butzlumpa“
       veranstaltete ein Höllenspektakel, die zahlreichen Trommler, die das
       entfesselte Ensemble begleiteten, besorgten den Rest.
       
       Die Anhänger und ihre Mannschaft, sie waren eine Einheit. Am Ende gewannen
       die Volleyballer des VfB Friedrichshafen das Finale um den DVV-Pokal gegen
       Haching mit 3:0 (25:23, 25:20, 25:20) und sicherten sich nach dreijähriger
       Pause mal wieder das bronzene Ungetüm.
       
       10.200 Zuschauer in der ausverkauften Arena bildeten einen Rahmen, der
       hierzulande einmalig ist. Schon beim Frauenfinale, das der Schweriner SC
       mit 3:1 gegen die Roten Raben aus Vilsbiburg gewonnen hatte, war die
       Stimmung gigantisch.
       
       Mittendrin in der völlig euphorisierten Schweriner Fanschar stand
       Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsident Erwin Sellering und freute sich
       mit. „Die Kulisse hier ist so unglaublich“, sagte Schwerins Spielerin Berit
       Kauffeldt, „ich hatte schon beim Einlaufen eine Gänsehaut und war froh,
       dass ich nicht gleich angefangen habe zu heulen.“
       
       Die Volleyballer sind es wahrlich nicht gewohnt, vor solchen
       Zuschauermassen aufzuschlagen. Das gilt auch für die Friedrichshafener, die
       als ständiger Meister und Dauergast in der Champions League hierzulande das
       Maß aller Dinge sind. Als sie den Matchball verwandelt hatten, drehten die
       „Butzlumpa“ noch mal richtig auf.
       
       ## Feiern mit Dirigent „Idi“
       
       Plötzlich stand der Brasilianer Idner Faustino Lima Martins, den sie alle
       nur „Idi“ nennen, mitten im Block, hatte sich seines Trikots entledigt, das
       er über seinem Kopf schwang und damit die Massen dirigierte.
       
       Dieser Sieg gegen die Hachinger, er war ein besonderer. Die Bayern hatten
       den nationalen Souverän im Pokal dreimal hintereinander geschlagen. Trainer
       Stelian Moculescu und den Dauersiegern vom Bodensee musste das wie
       Majestätsbeleidigung vorgekommen sein.
       
       Nun haben sie die Dinge zurechtgerückt. Das 3:0 war nicht nur ein Sieg, es
       war eine Demonstration der Stärke. „Es war nicht voraussehbar, dass es so
       klar wird“, sagte Moculescu. „Im ersten Satz hatten wir noch ein bisschen
       Glück, aber dann wurde es immer deutlicher.“
       
       Die Ekstase, der sich der gebürtige Rumäne und seine Mannschaft nach dem
       Matchball hingab, illustrierte, wie groß die Sehnsucht war, diesen
       Wettbewerb endlich mal wieder zu gewinnen. „Eigentlich hatten wir uns
       wieder fünf Sätze vorgestellt“, sagte Nationalspieler Marcus Böhme, der
       gegen Haching schon so manche Schlacht auf Augenhöhe geschlagen hat, „aber
       dann haben wir es doch deutlich gestaltet.“
       
       Zum frühen Genickbrecher für die Hachinger wurde im ersten Satz beim
       Spielstand von 24:23 für Friedrichshafen der Aufschlag von Juraj Zatko, den
       der Slowake an die Netzkante setzte, von wo er unerreichbar ins gegnerische
       Feld tropfte. „Wenn du solche Punkte machst, dann schwimmst du auf einer
       Welle“, analysierte Hachings Mittelblocker Max Günthör.
       
       ## Die perfekte Welle
       
       Friedrichshafen erwischte die Welle und ließ sich von ihr bis zum Sieg
       tragen. Im dritten Satz spielte sich der VfB phasenweise in einen Rausch.
       Unglaubliche Abwehraktionen, Blocks vor die Füße des Gegners und
       Schmetterbälle auf die Linie – es gelang einfach alles. Als zum 17:11 mal
       wieder ein spektakulärer Punkt gelang, bekreuzigte Moculescu sich, als
       möchte er sich für so viel Gunst bei höheren Mächten bedanken.
       
       Später in der Pressekonferenz berichtete der Erfolgstrainer über die
       schwierige Zeit zu Saisonbeginn: „Im November wurden wir von dem ein oder
       anderen doch noch bemitleidet“, sagte der 61-Jährige. Mitleid ist eine
       Attitüde, die ein Macher wie er überhaupt nicht gebrauchen kann. Im
       Gegenteil, „das stachelt mich an“.
       
       Die Antwort im Pokalfinale war unmissverständlich. „Diese Mannschaft“, so
       Moculescu, „hat sich gewaltig entwickelt.“ Vor den beginnenden Play-offs in
       der Meisterschaft scheinen die Karten nun klar verteilt. „Dieses Spiel“,
       sagt Hachings Max Günthör, „wird viele von uns noch eine Weile
       beschäftigen.“
       
       5 Mar 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) F. Meininghaus
       
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