# taz.de -- Bergbau bedroht Vulkane in der Eifel: Bürger wie versteinert
       
       > Lava und Basalt sind gefragte Baustoffe und in der Eifel in Massen
       > vorhanden. Eine wachsende Protestbewegung wehrt sich jedoch gegen das
       > Verschwinden der Berge.
       
 (IMG) Bild: Bisher werden im Eifel-Bergbau 20 Millionen umgesetzt. Das könnte sich bald ändern, sollte die Abbaufläche vergrößert werden.
       
       BERLIN taz | In der Vulkaneifel hat es schon zu Urzeiten gebrodelt. Doch
       nun ist ein heftiger Streit über den Abbau von Gestein entbrannt. Das
       Landesamt für Geologie in Mainz will die Abbaufläche für Lava und Basalt
       verfünffachen. Die Menschen in der Eifel befürchten, dass das die Region
       ihr Gesicht kosten könnte.
       
       „Der Tourismus erwirtschaftet jährlich 500 Millionen Euro Umsatz, der
       Bergbau gerade mal 20 Millionen“, sagt Hartmut Schmidt, der mit anderen
       Bürgern eine Interessengemeinschaft organisiert hat. Zudem belaste die
       Gewinnung der Gesteine, die im Straßen- und Schienenbau genutzt werden,
       Klima und Grundwasser. Schon jetzt durchzögen 40 Steinbrüche die
       Landschaft, die das größte Kapital ihrer Bewohner darstellt.
       
       Doch wenn Bagger und Kräne anrollen, sind die Eifeler Bergbaugegner
       machtlos. Das Bergrecht entzieht Bodenschätze wie Erdgas, Metalle und Lava
       dem Grundeigentum. Landesämter legen Vorranggebiete fest und verteilen die
       Nutzungsrechte an Unternehmen. „Die Bürger sind entrechtet“, kritisiert
       Schmidt, die Interessen des Bergbaus würden fahrlässig über Natur- und
       Gesundheitsschutz gestellt.
       
       Das bemängelt auch Walter Frenzel, Juraprofessor an der Technischen
       Universität Aachen. Anwohner, deren Gesundheit durch neue Abbauvorhaben
       beeinträchtigt werden könnten, hätten keine ausreichenden
       Abwehrmöglichkeiten, kritisiert er. Viele Eifelbewohner hätten deshalb
       resigniert. In den Dörfern habe es immer wieder Bürgerinitiativen gegen
       neue Baugruben, gegeben, sagt Sylvia Schend, die sich mit Schmidt für den
       Erhalt der Vulkane einsetzt. „Die Politik hat das nie gekümmert.“
       
       ## Auch die Steinbruchbetreiber machen mobil
       
       Erst als Reaktion auf den Plan des Landesamtes, in Zukunft deutlich mehr
       Steinbrüche zu genehmigen, habe sich eine regionale Protestfront aus
       Bürgern und Naturschutzverbänden entwickelt. Zu einer Podiumsdiskussion
       Ende Januar seien mehr als 500 Eifeler erschienen.
       
       Aber auch die Steinbruchbetreiber machen mobil und wenden sich mit
       Broschüren und in Internetforen an die Bürger. Bei der Veranstaltung im
       Januar beklagte Jörg Scherer, Sprecher einer mittelständischen Initiative,
       dass die Gegner Horrorszenarien bemühten, um die Betriebe als
       „Landschaftszerstörer“ zu geißeln. „Die Festlegung von Gebieten bedeutet
       nicht, dass auf allen ausgewiesenen Flächen auch abgebaut wird“, so
       Scherer. Die Unternehmen produzierten allein für den regionalen Bedarf.
       
       Diese Behauptung halten die Berbaugegner und Umweltschützer für
       Augenwischerei. „Bisher wurden alle ausgewiesenen Vorranggebiete auch in
       Anspruch genommen“, betont Hans-Peter Felten vom örtlichen Nabu-Verband.
       Außerdem sei keineswegs gesagt, dass der Vulkanstein künftig nicht auch
       exportiert werde.
       
       ## Wirtschaftsministerium prüft Bergrecht
       
       Bisher würden die Vorrangflächen nur dann erweitert, wenn das für das
       wirtschaftliche Überleben bereits aktiver Unternehmen nötig sei. Jetzt will
       Felten zufolge das Landesamt riesige Flächen ausweisen, nach dem Motto
       „Bediene sich, wer mag“. Die Erteilung von Genehmigungen wäre dann reine
       Formsache.
       
       Ändern kann das Bergrecht nur der Bund. Und dort kommt Bewegung in das
       Thema. Das zuständige Wirtschaftsministerium prüft derzeit, ob es
       Änderungsbedarf für das Gesetz gibt. Die Grünenfraktion im Bundestag
       wiederum wird eine Gesetzesinitiative starten. Die Partei will Unternehmen
       zu finanziellen Sicherheitsleistungen verpflichten und den Sonderstatus
       bestimmter Rohstoffe aufheben.
       
       Außerdem sollen Bürger in Genehmigungsverfahren mehr zu Wort kommen „Die
       Umweltverträglichkeitsprüfungen müssen deutlich gestärkt werden“, fordert
       denn auch der Grünen-Bundestagsabgeordnete Tobias Lindner. Die Eifeler
       jedenfalls wollen nicht lockerlassen. Ihr Argument: „Berge wachsen nicht
       nach.“
       
       10 Mar 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Felix Kartte
       
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