# taz.de -- Kommentar zur Finca-Affäre: Das Private ist auch politisch
       
       > Wie jeder hat auch der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit ein
       > Privatleben. Aber weil er ein öffentliches Amt ausübt, ist es immer auch
       > politisch.
       
 (IMG) Bild: Erteilt der Opposition schon wieder Lehren: Klaus Wowereit (SPD).
       
       Manfred Schmidt ist als Partykönig bekannt, und der Regierende
       Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) war zumindest in den ersten Jahren
       seiner Amtszeit ein Partylöwe. Es wäre eine Überraschung gewesen, wenn die
       beiden keine Berührungspunkte gehabt hätten. Zunächst ist es auch nicht
       einmal so problematisch, wenn Wowereit vor acht Jahren ein paar Tage Urlaub
       auf Schmidts Finca gemacht hat. Problematisch ist nur die Haltung, die
       Wowereit nun an den Tag legt.
       
       ## Transparenz als Option
       
       Ein reiner Privataufenthalt sei der Urlaub gewesen, sagt Wowereit heute –
       ohne dienstliche Gespräche. Aber ist das überhaupt möglich? Natürlich hat
       auch ein Regierender Bürgermeister ein Privatleben. Aber es muss sich an
       anderen Maßstäben messen lassen als das normaler Bürger. Denn wenn
       Privatmann Wowereit mit Unternehmern oder Lobbyisten redet, kann der
       Regierende Bürgermeister in ihm sich gar nicht ganz ausklinken. Darüber
       hinaus ist es auch schlichtweg nicht vorstellbar, dass ein Netzwerker und
       Kontakteknüpfer wie Manfred Schmidt Wowereit einlädt, ohne dass auch
       geschäftliche Interessen mitschwingen.
       
       Dass Wowereit nun zumindest zu seinem Tun steht und die Sache nicht mehr
       totschweigen will, ist löblich. Aber beruhigend ist es nicht gerade, dass
       er Schmidt als „feinen Kerl“ bezeichnet. Bei allem, was man in der
       Wulff-Affäre über den Eventmanager erfahren hat, ist der nicht der Typ, mit
       dem sich der Regierungschef Berlins schmücken sollte. Für Spitzenpolitiker
       wie Wowereit gibt es nun zwei Alternativen: Entweder er pflegt zu Leuten
       wie Schmidt ein ausdrücklich professionelles Verhältnis ohne jegliche
       private Nuancen. Oder er übt sich zumindest in offensiver Transparenz. Dann
       können sich alle BürgerInnen gleich selbst ein Bild machen, von wem sich
       ihr Regierender Bürgermeister seinen Urlaub bezahlen lässt. Womöglich war
       der privat – aber eben immer auch ein bisschen politisch.
       
       13 Mar 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sebastian Erb
       
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