# taz.de -- Video von Terroranschlag in Toulouse: Fernsehsender prüft Veröffentlichung
       
       > Al-Dschasira prüft derzeit, ob das vom Attentäter von Toulouse
       > aufgenommene Video veröffentlicht werden kann. Staatspräsident Sarkozy
       > sagt Nein. Er fordert Respekt vor den Opfern.
       
 (IMG) Bild: Trauerfeier in Toulouse für die Opfer von Mohamed Merah.
       
       PARIS dapd | Dem Fernsehsender st ein Video zugespielt worden, das der
       Attentäter von Toulouse während der tödlichen Schüsse vor einer jüdischen
       Schule gedreht haben soll. Die Aufnahmen wurden auf einem USB-Stick
       begleitet von einem Brief an das Pariser Büro des arabischen Sender
       geschickt. Sie zeigten die Morde, während Schreie der Opfer und die Stimme
       des Schützen zu hören sind.
       
       „Man kann die Schüsse im Moment der Morde hören“, sagte der Pariser
       Büroleiter von Al-Dschasira, Zied Tarrouche, dem französischen
       Fernsehsender BFM. „Man kann die Stimme der Person hören, die diese
       Anschläge begangen hat. Man kann auch die Schreie der Opfer hören, aber die
       Stimmen wurden verzerrt.“
       
       In dem Brief, der in mangelndem Französisch und mit Rechtschreib- und
       Grammatikfehlern verfasst wurde, hieß es, die Morde seien im Namen von
       Al-Kaida verübt worden.
       
       Tarrouche erklärte, die Videoaufnahmen schienen aus Sicht des Attentäters
       entstanden zu sein. Möglicherweise habe die Kamera um seinen Hals gehangen.
       Die Aufnahmen seien leicht verwackelt, aber von hoher technischer Qualität.
       
       Das Video wurden bearbeitet, wie der Büroleiter weiter sagte. Die Bilder
       würden von religiösen Liedern und Koranversen begleitet.
       
       ## Respekt für die Opfer
       
       Der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy forderte, die
       Videoaufnahmen sollten nicht veröffentlicht werden. „Ich forderte die
       Leiter von allen Fernsehsendern auf, die möglicherweise diese Bilder haben,
       sie unter keinen Umständen zu senden, aus Respekt vor den Opfern, aus
       Respekt vor der Republik.“ Es gab keine Hinweise darauf, dass auch anderen
       Sendern das Video vorlag.
       
       Tarrouche erklärte, Al-Dschasira prüfe derzeit, ob es die Aufnahmen
       veröffentliche. Der Staatsanwalt habe zugesichert, er werde den Sender
       nicht daran hindern, seine journalistische Arbeit zu tun.
       
       „Wir sind kein sensationsgieriger Sender“, sagte der Büroleiter. „Wir
       senden keine Bilder, ohne das Risiko und die Folgen abzuwägen. Darum wird
       das Management heute nach einem Treffen am Hauptsitz in Katar eine
       Entscheidung treffen.“
       
       Die Ermittler hätten am Montag Mitarbeiter des Pariser Büros befragt. Es
       war nicht klar, wann das Video einging und wer es abschickte.
       
       ## Behörden zweifeln an Angaben
       
       Die Anschläge soll Mohamed Merah verübt haben. Der 23-jährige Franzose
       wurde in der vergangenen Woche bei einem Polizeieinsatz getötet. Merah
       sagte damals der Polizei, er habe Verbindungen zur al-Qaida, sei nach
       Afghanistan gereist und habe in Pakistan eine Schießausbildung erhalten.
       Die Behörden bezweifeln einige dieser Angaben.
       
       Die Staatsanwaltschaft hat erklärt, Merah habe all seine Taten gefilmt, die
       am 11. März mit der Ermordung eines französischen Soldaten begannen. Später
       wurden zwei weitere Soldaten, drei jüdische Kinder und ein Rabbi getötet.
       
       27 Mar 2012
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Al-Dschasira
       
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