# taz.de -- BMW Guggenheim Lab II: "Das waren die falschen Leute"
       
       > Herbert Mondry, Vorsitzender des Berufsverbands bildender Künstler in
       > Berlin, fordert Unternehmen zu einem subtileren Kulturengagement auf.
       
 (IMG) Bild: Mondry: "Das Lab hat mit Kunst wenig zu tun."
       
       taz: Herr Mondry, was verbinden Sie mit dem BMW-Guggenheim-Lab in Berlin? 
       
       Herbert Mondry: Für mich ist das Lab ein Event. Ich finde das Verhalten der
       Projektpartner insofern sehr problematisch.
       
       Was stört Sie genau? 
       
       Wir haben uns geärgert, dass BMW offenbar nur daran interessiert ist, über
       dieses Sponsoring seine Marke in die Öffentlichkeit zu tragen. Wenn
       Unternehmen sponsern, sollten sie das soziale und kulturelle Engagement
       ernst nehmen – also eben nicht nur ein Event veranstalten.
       
       Ist es nicht auch positiv, wenn sich die Privatwirtschaft in der
       Kulturförderung engagiert? 
       
       Der Staat darf sich nicht aus der kulturellen Förderung zurückziehen –
       gerade jetzt, wo es kritisch wird, wäre das völlig falsch. Und man kann
       schon gar nicht darauf hoffen, dass staatliche Förderung, die immer auch
       gemeinnützig ist und sich an diesen Zielen orientiert, durch private
       Sponsoringmaßnahmen ersetzt werden kann.
       
       BMW-Kulturchef Thomas Girst sagte der taz: „Die Subtilität des Auftritts
       zeugt von der Souveränität des fördernden Unternehmens.“ Ist das Engagement
       von BMW subtil? 
       
       Thomas Girst ist ein sehr guter Mann, der ernsthaft Kultur fördert. Aber er
       scheint mit dem Lab gar nichts zu tun zu haben. Er hat Recht: Ein
       Unternehmen muss subtil auftreten. Aber das hat BMW hier überhaupt nicht
       hinbekommen. Man hat offensichtlich die falschen Leute beauftragt.
       
       Was hätte man besser machen können? 
       
       Wenn man eine Veranstaltung zum Thema „Stadtentwicklung und Megastädte“
       organisiert, dann macht man doch erst mal Feldforschung und stellt offene
       Fragen. Das ist beim Lab nicht passiert.
       
       Die Lab-Gegner greifen vor allem BMW an, Kritik an der Guggenheim-Stiftung
       gibt es kaum. Wie beurteilen Sie die Kunstförderung von Guggenheim? 
       
       Ganz grundsätzlich: Ein Museum sollte sich immer überlegen, mit wem es
       kooperiert. Das Image des Museums ist wertvoll, das sollte man nicht für
       reines Marketing ausnutzen.
       
       In Berlin gibt es seit Jahren verschiedene Kulturprojekte, die von
       Unternehmen gefördert werden. Lehnen Sie das generell ab? 
       
       Mit Philipp Morris hatten wir vor Jahren riesige Probleme, weil der Konzern
       inhaltliche Einfluss nehmen wollte. Daraus hat Philipp Morris aber gelernt
       und dann das Künstlerhaus Bethanien gesponsert. Es gibt also ordentliches
       Sponsoring – wenn das Unternehmen vorsichtig und zurückhaltend auftritt.
       
       Glauben Sie, dass das Lab Impulse für die Berliner Kunst- und Kulturszene
       liefern kann? 
       
       Für die Kunst nicht, das Lab hat mit Kunst wenig zu tun. Ob es zu
       stadtentwicklungspolitischen Fragen konstruktive Beiträge leisten kann,
       muss man nun eher bezweifeln.
       
       Werden die Diskussionen um das Lab künftig internationale Kunstförderer
       abschrecken? 
       
       Ich finde dieses Aufschaukeln nicht gut für die Stadt. Keine Seite sollte
       jetzt allzu sehr ihr Gesicht verlieren – auch nicht der Regierende
       Bürgermeister, der das Projekt haben will. Ich würde sagen: Neues Konzept,
       Denkpause, Neuanfang. Dann kann man auch tatsächlich die Öffentlichkeit
       beteiligen. Sonst wird das Lab irgendwo hin gesetzt und als Fremdkörper
       empfunden.
       
       28 Mar 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Johannes Kulms
       
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