# taz.de -- Brics-Gipfel in Delhi: Alternative zur Weltbank gesucht
       
       > In Delhi diskutieren die großen Schwellenländer über ihre Zusammenarbeit
       > – ohne die Einmischung des Westens. Doch es droht eine andere Dominanz.
       
 (IMG) Bild: Staatschefs in der Brics-Reihenfolge: Dilma Rousseff (B wie Brasilien), Dmitry Medvedev (R wie Russland), Manmohan Singh (I wie Indien), Hu Jintao (C wie China) und Jacob Zuma (S wie Südafrika).
       
       DELHI taz | Noch ist Brics nicht viel mehr als eine Managerformel, die
       einst Goldman Sachs erfand, um den großen Schwellenländern einen
       gemeinsamen Namen zu geben. Brics steht für Brasilien, Russland, Indien,
       China und Südafrika. Doch wenn sich die Staatschefs der Brics-Länder nun in
       Delhi zu ihrem vierten Gipfel in vier Jahren treffen, wollen sie der Welt
       beweisen, dass sie mehr verbindet als kühle Wachstumslogik.
       
       Teilnehmer der Gipfelvorbereitungen behaupten, dass die fünf Länder nach
       den ersten Jahren des Beschnupperns heute wissen, was sie vom Brics-Prozess
       erwarten können. Ihr Ziel: direktes, gegenseitiges Lernen vom
       Entwicklungsprozess der anderen Länder. Und zwar ohne Einmischung des
       Westens und westliche Entwicklungskonzepte, wie sie die Weltbank predigt.
       
       Was die Länder mit Brics nicht wollen: geostrategische Diskussionen und ein
       antiwestliches Profil. Aktuelle Fragen wie Syrien und Iran werden die
       Teilnehmer des Gipfels deshalb nur am Rande diskutieren und allenfalls
       allgemein den Interventionismus des Westens geißeln, mit dem alle
       Brics-Staaten derzeit Probleme haben.
       
       Kern der Beratungen aber wird die Gründung einer Brics-Entwicklungsbank
       sein. Sie soll laut Teilnehmern der Gespräche als „Parallelinstitution“ zur
       Weltbank aufgebaut werden. Die Bank soll ausschließlich mit Krediten in den
       Währungen der fünf Länder handeln. Ausdrückliches Ziel der Bank soll es
       sein, Entwicklungsprojekte in anderen Schwellenländern wie Nigeria oder
       Indonesien zu fördern.
       
       Zunächst sollen kleine Milliardensummen investiert werden, doch glauben
       Teilnehmer, dass die neue Bank schon bald auf umgerechnet bis zu 200
       Milliarden Dollar zurückgreifen könne. Dabei gibt es durchaus Sorgen, dass
       China die Bank dominieren könne.
       
       ## Vom direkten Erfahrungsvergleich lernen
       
       Doch wollen die Brics-Staaten innerhalb der neuen Bank gerechtere
       Entscheidungsstrukturen schaffen als beispielsweise in der Weltbank. Zudem
       wollen sie darüber diskutieren, ob sie sich auf einen gemeinsamen
       Kandidaten für das Amt des Weltbank-Präsidenten einigen können.
       
       Den Prozess begleiten inzwischen ein breiter Kreis staatlicher
       Forschungseinrichtungen in allen fünf Ländern. Hier werden die Themen
       gesetzt. Geplant sind Vergleichsstudien über Armutsbekämpfung,
       Urbanisierung und Klimawandel. Das Motto dabei lautet: Statt von westlichen
       Konzepten, die ihren Wert verloren haben, will man vom direkten
       Erfahrungsvergleich lernen. Den aber hat es bisher nur vereinzelt und nie
       in organisierter Form gegeben.
       
       Manche Teilnehmer sind begeistert und sprechen von fruchtbaren Diskussionen
       zwischen Indern und Chinesen, wie es sie im bilateralen Rahmen nie gegeben
       hätte. Dort hätten die strittigen geostrategischen Fragen immer im
       Vordergrund gestanden. Da die Brics-Staaten aber aus vier Kontinenten
       kämen, müsste man sich auf die großen Entwicklungs- und Wachstumsprobleme
       konzentrieren.
       
       Außenstehende Beobachter bleiben indes skeptisch. Sie sehen Brics noch weit
       entfernt von gemeinsamen politischen Schritten. Schon ein gemeinsamer
       Weltbank-Kandidat sei noch lange nicht denkbar.
       
       29 Mar 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Georg Blume
       
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