# taz.de -- Kommentar Sanktionen gegen Mali: Die Drohungen nutzen nicht
       
       > Sollten die Drohungen der Ecowas gegen die Putschisten in Mali wahr
       > gemacht werden, wird das Land erst recht in die Krise schlittern.
       
       Jetzt wird gedroht: Die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas hat
       empfindliche Sanktionen gegenüber Mali angekündigt, falls die Putschisten
       nicht bis Sonntagabend ihre gerade gewonnene Macht wieder abgeben. Es sind
       deutliche Worte, die der politischen Entwicklung aber kein bisschen
       weiterhelfen.
       
       Wenn die Drohungen wahr gemacht werden, könnte das Land erst richtig in
       eine Krise schlittern. Denn in einer Region, wo sich die Nahrungsmittel in
       den vergangenen Monaten massiv verknappt haben, wären geschlossene Grenzen
       – so lautet eine der möglichen Sanktionen – geradewegs die Katastrophe.
       Diese Ankündigungen schüren deshalb nur die Angst und den Zorn gegenüber
       der Ecowas, aber auch der ganzen internationalen Gemeinschaft.
       
       Diese muss selbstredend einen Militärputsch erst einmal verurteilen.
       Gleichzeitig muss sie aber auch beachten, wie dieser im Land selbst
       wahrgenommen wird. Es gibt kritische Stimmen, trotzdem erfährt das
       Nationalkomitee der Putschisten weiterhin viel Unterstützung. Ebenso
       wichtig ist es zu begreifen, warum es zu dem Sturz des alten Präsidenten
       gekommen ist. Diese Mühe hat sich bisher niemand gemacht.
       
       In Mali ist mithilfe der Putschisten ein System kollabiert, das nicht in
       der Lage war – oder schlimmer noch: kein Interesse hatte –, einen blutigen,
       aussichtslosen Kampf im Norden zu beenden. Diesem haben auch die
       Nachbarländer viel zu lange zugesehen, obwohl sie durch die
       Flüchtlingsströme selbst betroffen waren.
       
       Das Nationalkomitee der Putschisten wirkt auch zehn Tage nach dem Umbruch
       oft hilflos und ohne klare Linie – das stimmt. Doch damit sollte die Ecowas
       umgehen können und weiterhin auf Gespräche statt auf Drohungen setzen.
       
       30 Mar 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Katrin Gänsler
       
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