# taz.de -- Kommentar Irland: Rebellion der Steuerzahler
       
       > Nach mehren Sparhaushalten soll es in Irland nun eine neue
       > Haushaltssteuer geben. Die wollen viele Iren boykottieren. Das könnte
       > Erfolg haben.
       
       Es hat lange gedauert, bis den Iren der Kragen geplatzt ist. Sie haben in
       den vergangenen vier Jahren fünf Sparhaushalte hingenommen, sie haben nicht
       rebelliert, obwohl die Einschnitte lediglich die unteren und mittleren
       Einkommensschichten betrafen, und sie haben es ertragen, dass ihre
       Steuergelder von den Bereichen Bildung und Gesundheit abgezogen und an die
       Banken verteilt wurden, um sie vor dem Bankrott zu retten.
       
       Die Haushaltssteuer war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte.
       In der Opposition hatte Fine Gael mit Slogans wie „Trotz all ihrer
       Versprechungen – sie werden euch das Dach über euren Köpfen besteuern“
       gegen die damalige Regierung agitiert. Nun soll die Einheitssteuer
       Millionäre wie Mindestlohnempfänger gleichermaßen belasten.
       
       Damit hat die Regierung erreicht, was keine ihrer Vorgängerinnen geschafft
       hat: Fast 60 Prozent der Bevölkerung sind zum zivilen Ungehorsam bereit.
       Das ist wirksamer, als es Straßenschlachten und brennende Autos wie in
       Griechenland sind, denn der Boykott zwingt die Regierung dazu, Alternativen
       in Erwägung zu ziehen.
       
       Ob sie sich allerdings dazu durchringt, die Großverdiener angemessen zu
       besteuern und die Schlupflöcher für Steuerhinterziehung im großen Stil zu
       stopfen, muss bezweifelt werden. Schließlich hat ein richterliches Tribunal
       erst vorvergangene Woche die politische Kultur der Grünen Insel als durch
       und durch korrupt bezeichnet. Alle Parteien und alle Ränge – vom Expremier
       bis hin zum Bezirksverordneten – wurden dabei impliziert.
       
       Ende Mai bietet sich den Iren eine neue Gelegenheit, ihre Regierung
       abzustrafen. Dann sollen sie per Referendum den EU-Fiskalpakt absegnen, der
       die Austeritätspolitik mit jährlichen Sparhaushalten für immer
       festschreiben würde. Gänse stimmen aber nicht für Weihnachten.
       
       1 Apr 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ralf Sotscheck
       
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