# taz.de -- Soziologin über Magnus-Hirschfeld-Stiftung: Forschung für Talkshows
> Es ist eine Illusion zu glauben, dass sich wissenschafliche Ergebnisse
> sofort in die politische Praxis übersetzen lassen, sagt die Soziologin
> Nina Degele.
(IMG) Bild: Könnten auch kulturell verarbeitete Forschungsergebnisse sein: Queerkünstler Mario Montez und Peaches.
taz: Frau Degele, wie kann die neue Bundesstiftung Politik überhaupt
beeinflussen?
Nina Degele: Ich glaube, man sollte sich keine Illusionen darüber machen,
wissenschaftliche Ergebnisse sofort in die politische Praxis zu übersetzen.
Das funktioniert nicht. Eine Stiftung kann Grundlagen liefern, politischen
und gesellschaftlichen Akteuren etwas anbieten - aber was dann genau damit
passiert, ist nicht mehr in der Handlungsmacht der Stiftung selbst.
Besteht denn bei einer so aufs Akademische ausgelegten Stiftung nicht die
Gefahr, dass das alles im Elfenbeinturm bleibt?
Nein, so sehe ich die Lage nicht. Die Gesellschaft muss Rechenschaft
ablegen darüber, was sie mit ihrem Geld macht, da gibt es ja auch ein
Kuratorium, das entscheidet, welche Forschungsprojekte gefördert werden,
wie und was mit den Ergebnissen passiert. Das wird sich sehr stark daran
orientieren, wie die Ergebnisse weiterverarbeitet werden können - also, ob
und wie sie publiziert und ob sie dann in Sportveranstaltungen, bei
kulturellen Anlässen, in Talkshows usw. verwendet werden. Die, die sich da
um Forschungsförderung bemühen, sind keine Menschen, die im Elfenbeinturm
sitzen wollen, sonst würden sie sich ein anderes Thema suchen.
Sie sind ja selbst Professorin. Beschäftigen Sie sich in Ihrem akademischen
Alltag auch mit queeren Themen?
Ja, sicher. Ich bin Soziologin und Geschlechterforscherin. Aktuell arbeite
ich über Sexismus, Rassismus und Homophobie im Fußball. Themen von
Ausgrenzung sind ein grundlegender Bestandteil meiner Forschung. Und es ist
eines der letzten großen Tabus, im Fußball über Schwule zu sprechen. Das
ist sehr komplementär: Richtige Männer spielen Fußball und können nicht
schwul sein. Wenn aber eine Frau Fußball spielt, ist es das Vorurteil
schlechthin, dass sie nur lesbisch sein kann. Frauen werden qua Geschlecht
ausgegrenzt - Männer qua Sexualität. So läuft das mit Ausgrenzungen:
Jemand, der oder die nicht in die heteronormativ geschlossene Familie
gehört, auszumachen - da sind die Mechanismen immer ähnlich.
Nina Degele spricht [1][auf dem tazlab über queere Forschungen] mit dem
„Polizeiruf 110“-Kommissar und Schauspieler Jaecki Schwarz sowie dem
Vorstand der Magnus Hirschfeld Stiftung, Jörg Litwinschuh
8 Apr 2012
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## AUTOREN
(DIR) Jana Volkmann
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(DIR) tazlab 2012: „Das gute Leben“
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