# taz.de -- Dokumentarfilm „Speed“: Entschleunigung im Hamsterrad
       
       > Das gute Leben zieht zuweilen zu schnell an uns vorbei. Florian Opitz
       > macht sich im Dokumentarfilm „Speed“ auf die Suche nach der verlorenen
       > Zeit.
       
 (IMG) Bild: Es gibt auch Leute, die aus dem Hamsterrad ein gutes Leben machen.
       
       taz: Herr Opitz, Sie haben den Dokumentarfilm „Speed - Auf der Suche nach
       der verlorenen Zeit“ gedreht, der sich mit der Beschleunigung unseres
       Lebens befasst. Ist das gute Leben entschleunigt? 
       
       Florian Opitz: Genau diese Frage habe ich mir auch gestellt. Ich habe auf
       den Stationen in Butan, in Patagonien und in der Schweiz verschiedene
       Ansätze kennen gelernt, von denen ich mir auch einiges persönlich mitnehmen
       konnte. Aber das gute Leben in aller Konsequenz habe ich nicht gefunden.
       
       Was haben Sie aus den Dreharbeiten für sich mitgenommen? 
       
       Zunächst einmal, dass ich nicht gleich wieder so ein aufwendiges Projekt
       anfange, sondern mir eine kleine Auszeit gönne. Aber ich versuche etwas
       bewusster mit meiner Zeit umzugehen und bestimmte Optionen nicht
       wahrzunehmen, um andere voller auszuschöpfen. Und mein Umgang mit den
       ganzen technischen Gadgets, die unser Leben prägen, hat sich schon
       verändert.
       
       Sie besitzen aber nach wie vor ein iPhone? 
       
       Ja, ich glaube, es geht auch nicht darum, die moderne Technik komplett zu
       verdammen. Das wäre irgendwie zu einfach. In vielerlei Hinsicht hilft sie
       uns ja. Aber wir müssen wieder lernen, vernünftig damit umzugehen. Sie uns
       zunutze zu machen und nicht uns das Leben nach den Mechanismen dieser
       Technik diktieren zu lassen.
       
       Seit Jahrzehnten heißt es, dass sich unser Leben immer mehr beschleunigt.
       Was sind denn die Indizien dafür, dass es bald wirklich nicht mehr
       weitergeht? 
       
       Technologisch sind die Grenzen noch nicht erreicht. Aber wir stoßen langsam
       an unsere biologischen Grenzen. Ein wichtiger Faktor ist auch, dass sich
       die geregelte Arbeitszeit aufgelöst hat. Wir kennen keinen Feierabend mehr,
       weil wir die Arbeit nicht nur als Freiberufler immer mehr mit nach Hause
       nehmen und dort Tag und Nacht für die Firma oder Kunden erreichbar sind.
       Und genau dieser Stress, der beschleunigt unser Leben und überlastet uns.
       
       Was sind denn die eigentlichen Ursachen dieser zunehmenden Beschleunigung? 
       
       Der Wettbewerbsgedanke, der unserem Gesellschafts- und Wirtschaftssystem
       innewohnt, spielt eine entscheidende Rolle. Klar gab es den schon immer,
       aber er wird auf immer breitere gesellschaftliche Bereiche übertragen. Das
       Problem heutzutage ist, dass wir nicht mehr nach einem Ziel fragen. Warum
       muss etwas wettbewerbsfähig sein? Damit wir alle das gute Leben finden
       können? Das steht gar nicht mehr im Mittelpunkt. Im Grunde ist
       Wettbewerbsfähigkeit zu einem Wert an sich erhoben worden, dem die
       Gesellschaft nachstreben soll.
       
       Parallel zum Film haben Sie auch das gleichnamige Buch geschrieben.
       Optimal, oder? 
       
       Na ja, ich habe mich ziemlich überschätzt. Ich dachte, ich könnte den Film
       drehen, dazu das Buch schreiben und gleichzeitig zwei Kinder haben. Das war
       die beschleunigteste Zeit meines Lebens - und das war natürlich
       einigermaßen absurd. Ich habe über Möglichkeiten der Entschleunigung
       nachgedacht und gleichzeitig in einem Hamsterrad gesteckt. Ich habe diesen
       Widerspruch auch täglich in mir gespürt. Es klingt banal, aber ich habe
       gelernt, dass man sich auch einfach abkoppeln kann von der Welt und ihren
       Möglichkeiten. Dass man das Handy auch mal ausschalten kann, obwohl mir das
       nicht so oft gelingt, wie ich es gerne machen würde.
       
       Florian Opitz Dokumentarfilm „Speed - Auf der Suche nach der verlorenen
       Zeit“ wird am 14. April auf dem tazlab exklusiv gezeigt, er kommt im
       September in die Kinos.
       
       8 Apr 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Charlotte Langenkamp
       
       ## TAGS
       
 (DIR) tazlab 2012: „Das gute Leben“
       
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