# taz.de -- Harte Rüge für kleine Tageszeitung: „Sehr unglücklich“
       
       > Im niedersächsichen Walsrode kungelt das örtliche Blättchen mit einem
       > Hells-Angels-Mitglied und Rotlicht-König. Der Presserat rügte dafür jetzt
       > die Lokaljournalisten.
       
 (IMG) Bild: Unterstützung eines Zuhälters? Für die Walsroder Zeitung kein Problem.
       
       Der Presserat hat die Walsroder Zeitung gerügt. Das Blatt hatte einen
       Anführer der Hells Angels mit Vorwürfen gegen einen Grünen-Politiker
       zitiert, ohne dass dieser selbst zu Wort kommen durfte, berichtet der
       Deutschlandfunk.
       
       Die Stadt Walsrode ist eine Hochburg der Hells Angels, die von der Polizei
       der organisierten Kriminalität zugerechnet werden. Der Schatzmeister des
       Rockervereins, Wolfgang Heer, hat von dort aus über Jahrzehnte ein
       regelrechtes Rotlicht-Imperium aufgebaut. In der Stadt gilt er gleichwohl
       als angesehener Bürger.
       
       Vor zwei Jahren machte der grüne Lokalpolitiker Detlef Gieseke darauf
       aufmerksam, dass auch öffentlich geförderte Vereine mit einer
       Sicherheitsfirma Geschäfte machen, die dem Rocker Heer gehört, und viele
       Vereine von Heer Spenden annehmen, die der mit zweifelhaften Geschäften
       verdient haben soll. Daraufhin behauptete Heer, Gieseke habe sich bei ihm
       für eine Wahlkampfspende bedankt.
       
       ## Presserat: „mit der journalistischen Sorgfaltspflicht unvereinbar“
       
       Die Walsroder Zeitung – bei der Firmen der Familie Heer häufig Anzeigen
       schalten – schrieb dies, erwähnte aber Giesekes Erwiderung nicht. Der sagt,
       die fragliche Spende sei an ihm vorbei geflossen. Dies sei „mit der
       journalistischen Sorgfaltspflicht unvereinbar“, urteilte nun der Presserat
       laut Deutschlandfunk. Die Zeitung hätte Gieseke „selbst zu Wort kommen
       lassen müssen“.
       
       Erst im Dezember war das Blatt wegen eines ähnlichen Vorfalls in die Kritik
       geraten: Es hatte über einen Anschlag und eine Morddrohung gegen einen
       lokalen Rechtsanwalt berichtet, aber nicht erwähnt, dass auch der sich
       zuvor öffentlich kritisch über die Rocker geäußert hatte.
       
       Dieses Versäumnis schrieb ein Nutzer in den Wikipedia-Eintrag der Zeitung.
       Der Verlag tilgte den kritischen Passus aus dem Onlinelexikon. „Sehr
       unglücklich“ hatte der Presserat das Vorgehen der Zeitung damals genannt.
       
       10 Apr 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Christian Jakob
       
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