# taz.de -- Gebrochene Federn im AKW: Brokdorf wochenlang vom Netz
       
       > Wegen gebrochener Federn zieht die Betreiberin Eon die Revision des
       > Atomkraftwerks vor. Dabei sollen alle Brennelemente im Reaktorkern
       > überprüft und, falls nötig, ausgetauscht werden.
       
 (IMG) Bild: Vor dem Abbild des Reaktorkerns (Mitte): Mitarbeiter des AKWs Brokdorf am Pult, mit dem die 193 Brennelemente kontrolliert werden.
       
       Das Atomkraftwerk Brokdorf wird noch einige Wochen länger abgeschaltet
       bleiben. Der Grund dafür sind gebrochene Federn, die an mehreren
       Brennelementen festgestellt wurden. Beim einem Fachgespräch am Dienstag
       einigten sich die schleswig-holsteinische Atomaufsicht und die Betreiberin
       Eon darauf, das Kraftwerk vollständig herunter zu fahren und die eigentlich
       für August geplante Jahresrevision vorzuziehen. Dabei sollen alle
       Brennelemente im Reaktorkern überprüft und, falls nötig, ausgetauscht
       werden.
       
       Die Atomaufsicht habe immer den Standpunkt „Sicherheit vor
       Wirtschaftlichkeit“ vertreten, beteuerte der zuständige
       Justiz-Staatssekretär Michael Dölp. „Ich begrüße daher sehr, dass auch der
       Betreiber Eon Sicherheitsbelangen Vorrang vor etwaigen wirtschaftlichen
       Interessen eingeräumt hat.“
       
       Die gebrochenen Niederhaltefedern sind an acht Brennelementen entdeckt
       worden, die im Zuge der Revision im vergangenen Jahr aus dem Reaktor
       genommen worden waren. Die Federn drücken von oben auf das Brennelement und
       verhindern, dass es sich durch Wärme ausdehnt. Brechen die Federn, hätte
       das nach Einschätzung von Eon keine sicherheitsrelevanten Folgen. Auf der
       internationalen Bewertungsskala für nukleare Ereignisse (Ines) sei der
       Bruch der Federn mit Null zu bewerten: ohne sicherheitstechnische
       Bedeutung.
       
       Eon trat Befürchtungen entgegen, ein Bruch der Federn könnte eine
       Schnellabschaltung des Kraftwerks verhindern. Es war spekuliert worden, die
       im Wasser stehenden Brennelemente könnten ohne den Druck der Federn
       Auftrieb erhalten, verkanten und die Steuerstäbe blockieren, die die
       Kernspaltung bremsen sollen. Blieben sie stecken, würde sich die
       Kernspaltung fortsetzen. Der Reaktor könnte sich überhitzen. Im schlimmsten
       Fall könnte es zu einer Kernschmelze kommen, bei der Radioaktivität in die
       Umwelt gelangt."Ob das durch den Bruch einzelner Federn hätte passieren
       können, wissen wir nicht", sagt Oliver Breuer von dem für die Atomaufsicht
       zuständigen Justizministerium.
       
       Eon dagegen versichert, die Federn hätten keinen Einfluss auf die
       Schnellabschaltung. "Die Abschaltsicherheit ist durch die Steuerelemente
       gewährleistet", sagt Eon-Sprecherin Petra Uhlmann. Die Niederhaltefedern
       seien nur ein Teil eines mehrfach ausgelegten Systems, um die Brennelemente
       in Position zu halten. Berechnungen hätten ergeben, dass die Brennelemente
       auch dann nicht aufschwimmen würden, wenn sämtliche Federn gebrochen wären.
       Schon ihr Eigengewicht halte sie unten.
       
       Allerdings befinden sich Brennelemente aus der Produktionsscharge mit den
       kaputten Federn im Reaktor. Um festzustellen, ob darunter noch weitere mit
       gebrochenen Federn sind, wird das AKW herunter gefahren und der
       Reaktordruckbehälter geöffnet. Da das bei einer Revision ohnehin gemacht
       werden muss, zieht Eon diese vor. „Die haben sich zuerst geziert“, sagt
       Karsten Hinrichsen von der Bürgerinitiative Brokdorf-akut. „Wir sind sehr
       froh, dass sie nun doch den Deckel aufmachen.“
       
       Hinrichsen erinnert daran, dass die gebrochenen Federn nicht das erste
       Problem mit den Brennelementen in Brokdorf sind. Der Fehler sei überhaupt
       nur entdeckt worden, weil bei der Revision im vergangenen Jahr
       Brennelemente mit defekten Abstandshaltern entdeckt und aus dem Reaktor
       genommen wurden. Auch dadurch hätte es Probleme bei einer
       Schnellabschaltung des Reaktors geben können.
       
       „In dieser Betriebsperiode haben sie nicht so viel Freude an dem AKW“,
       stellt Hinrichsen fest. Ebenfalls im vergangenen Sommer fiel einer der
       beiden Transformatoren des Kraftwerks aus. Brokdorf musst vom Netz gehen,
       damit der zweite Transformator auf mögliche Schäden untersucht werden
       konnte. Bis ein zweiter Transformator beschafft werden konnte, durfte die
       Anlage danach nur mit maximal halber Leistung betrieben werden.
       
       Obwohl das Kraftwerk jetzt ganz ausgefallen ist, hat es nach Angaben des
       Netzbetreibers Tennet noch keine Versorgungsprobleme gegeben.
       
       11 Apr 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Gernot Knödler
       
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