# taz.de -- Frühjahrsoffensive der Taliban: Angriffe in Kabul und drei Provinzen
       
       > Der Taliban schlagen in fünf Provinzen gleichzeitig zu. In Kabul
       > beschossen sie das Diplomatenviertel und sollen ins Parlament
       > eingedrungen sein.
       
 (IMG) Bild: Afghanische Soldaten nach einem Angriff in Jalalabad am Sonntag.
       
       BERLIN taz | Es gebe bislang keinerlei Anzeichen für einen koordinierten
       Taliban-Angriff in diesem Jahr, hatte noch am Montag der deutsche General
       und Sprecher der Isaf-Truppe in Kabul, Carsten Jacobson, erklärt. Dumm
       gelaufen: Gestern schlugen die afghanischen Aufständischen simultan gleich
       in fünf Provinzen zu.
       
       Die Angriffe in drei Stadtteilen Kabuls sowie in den Zentren der Provinzen
       Nangrahar, Paktia und Logar folgten demselben Muster. Bewaffnete Angreifer
       mit Selbstmordwesten besetzten öffentliche Gebäude und nahmen von dort aus
       nahe strategische Ziele unter Feuer. In Kapisa starb ein
       Distriktpolizeichef in einem Bombenhinterhalt. Zumindest in Kabul hielten
       die Kämpfe am Nachmittag an. In Nangrahar und Paktia seien sie beendet, so
       das Kabuler Innenministerium.
       
       In Kabul waren bis zu zehn starke Explosionen zu hören. Die Angreifer
       drangen in einen Hotelneubau ein, der nun in Flammen steht, und beschossen
       ein Viertel, in dem sich Botschaften und das Isaf-Kommando befinden.
       Mehrere Angreifer sollen es auch ins schwer bewachte Parlament im Westen
       Kabuls geschafft haben, wo am Sonntag die Ausschüsse tagten. Dort
       beteiligten sich auch Abgeordnete an der Verteidigung. Zudem wurde am
       Stadtrand ein Stützpunkt türkischer und griechischer Isaf-Soldaten
       beschossen.
       
       In Dschalalabad, Gardez und Pul-i-Alam griffen Taliban mit Selbstmordwesten
       die Polizeihauptquartiere und den US-Stützpunkt an. In Logar attackierten
       sie auch den Gouverneurssitz und das Gebäude des Geheimdiensts. In Gardez
       wurden am Morgen drei Schüler des Gymnasiums durch eine Landmine verletzt;
       die Schule liegt in derselben Straße wie das Gouverneursbüro.
       
       ## Erklärung per SMS
       
       Für alle Attacken übernahmen die Taliban die Verantwortung. Ihr Sprecher
       Zabihullah Mudschahed erklärte per SMS, dass auch diplomatische
       Vertretungen zu den Zielen gehörten. Das Auswärtige Amt bestätigte
       „Schaden“ auf dem deutschen Botschaftsgelände. Zwei Panzerfäuste trafen die
       Residenz eines britischen Diplomaten. Personen kamen dabei offenbar aber
       nicht zu Schaden.
       
       Im Gegensatz zu Jacobsons Worten kamen die Angriffe nicht unerwartet. Zwar
       blieb diesmal die generelle Proklamation einer Taliban-Frühjahrsoffensive
       aus, aber zwei ihrer Kommandanten kündigten an, in diesem Jahr werde man
       stärker die afghanische Polizei angreifen.
       
       In einer gesonderten Entwicklung stürmten am Sonntag etwa 100 pakistanische
       Taliban ein Gefängnis im Nordwesten Pakistans und befreiten etwa 400
       Häftlinge und Taliban-Kämpfer.
       
       15 Apr 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Thomas Ruttig
       
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