# taz.de -- Ägyptische Soziologin auf dem tazlab: „Kulturell hat sich viel verändert“
       
       > Das kreative Potenzial ist enorm, aber das Militär agiert beängstigend.
       > Ein Jahr nach dem Sturz von Mubarak zieht die Kairoer Soziologin Mona
       > Abaza Bilanz.
       
 (IMG) Bild: Macht sich mehr Sorgen um die Militärregierung als um den Einfluss der Islamisten: Mona Abaza auf dem tazlab am 14.4.
       
       taz: Frau Abaza, Sie haben auf dem taz-Kongress über die politischen
       Entwicklungen in Ägypten berichtet. Sie klangen leider nicht optimistisch. 
       
       Mona Abaza: Doch, das bin ich – und pessimistisch zugleich. Es gibt viele
       junge Leute in Ägypten, die bereit sind, bis zum Ende zu kämpfen, bis zum
       Tod. Ist das positiv oder negativ?
       
       Neben der Armeeführung haben Sie auch mit den Islamisten zu kämpfen,
       sprechen gar von den Salafisten. Was wollen die? 
       
       Was sie wollen, interessiert mich überhaupt nicht. Meine Frage ist, warum
       diese Strömung auf einmal aufkommt. Wie Mäuse waren sie plötzlich da, haben
       angefangen, die nackten Pharaonenstatuen zu bedecken und religiöse
       Heiligtümer zu verbrennen. Einige wollten sogar die Pyramiden zerstören. Es
       geht nur um Angstmache. Sollte Hazem Abu Ismail, der
       Präsidentschaftskandidat der Salafisten, gewinnen, wäre das für die Armee
       das beste Argument zu putschen. Sie würden sagen: Schaut euch diese
       schrecklichen Leute an, da müssen wir jetzt eingreifen.
       
       Sie glauben an einen Militärputsch? 
       
       Nun, es ist möglich, dass Amerika niemals auf die Armee verzichten wird,
       wegen des Friedensvertrags mit Israel. 30 Jahre haben die USA mit ihr
       zusammengearbeitet. Der SCAF (Militärrat, Anm. d. Redaktion) macht mir mehr
       Angst als die Muslimbrüder oder die Salafisten.
       
       Das klingt pessimistisch. Sprachen Sie nicht auch von Optimismus? 
       
       Auf lange Sicht bin ich sehr guter Dinge. Kulturell hat sich viel
       verändert. Es ist unglaublich, was die Gesellschaft an kreativem Potenzial
       hervorbringt. Wie die jungen Leute die Protestmärsche organisieren – ist
       das nicht Kunst? Fantastisch, wie sie sich bewegen, wie sie trommeln und
       dabei alles filmen, um Beweismaterial zu haben. Überall in der Stadt gibt
       es Graffiti, manche schreiben Gedichte an die Wände. Die Leute stellen
       öffentlich Forderungen. Der Prozess der Revolution hat begonnen.
       
       16 Apr 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jannis Hagmann
       
       ## TAGS
       
 (DIR) tazlab 2012: „Das gute Leben“
       
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