# taz.de -- Bauwagenplatz Zomia: Behindert vom Amtsschimmel
       
       > Die Bauwagengruppe Zomia kämpft weiter um ein neues Domizil. Trotz
       > Behörden-Zusagen für einen Platz im Schanzenviertel stocken die
       > Verhandlungen - wegen Pleiten, Pech und Pannen.
       
 (IMG) Bild: Begehrte Brache: Auf der "Brammer-Fläche" könnte Zomia ab Juli residieren - wenn nichts dazwischen kommt.
       
       Bis zum 15. Januar dieses Jahres sollte ein geeigneter Platz im Bezirk
       Altona gefunden sein: So lautete das Versprechen im November vorigen
       Jahres. Da hatten Rot-Grün und Bezirksamtsleiter Jürgen Warmke-Rose
       (parteilos) dem räumungsbedrohten Wilhelmsburger Bauwagenplatz Zomia Asyl
       auf einem Behelfs-Areal in Hamburg- Bahrenfeld anboten. Inzwischen entpuppt
       sich die Herrichtung jenes neuen, dauerhaften Domizils zu einer
       Behörden-Posse.
       
       Zwar hatte die Altonaer Bezirksversammlung am 23. Februar in einem
       interfraktionellen Votum den Wagenburglern die so genannte Brammer-Fläche
       am Rande des Schanzenviertels zugesprochen. Dort hin ziehen allerdings
       konnte Zomia bis heute nicht – wegen Pannen in den beteiligten Behörden.
       „Die politische Entscheidung ist getroffen worden“, sagt ein
       Zomia-Sprecher, „ohne vorher Details zu prüfen.“
       
       Den Bezirkspolitikern war offenbar nicht bekannt, dass die brachliegende
       Gewerbefläche längst vermietet worden ist. Nicht einmal die Eigentümerin,
       Hamburgs Finanzbehörde, hatte Kenntnis davon: Die Firma Leo-Consult, die im
       Auftrag der Stadt unbebaute Grundstücke im Bezirk Altona verwaltet, hat das
       Areal an ein Abschleppunternehmen namens „Aktiv-Transport“ verpachtet. Und
       das mit dreimonatiger Kündigungsfrist, so dass eine sofortige „Überlassung“
       nicht möglich war.
       
       Für die seit 1992 brachliegende Brammer-Fläche hat sich die Abschleppfirma
       ein interessantes Geschäftsmodell einfallen lassen: Von dem als
       „Privatgrundstück“ deklarierten Gelände, das gern als „wilder Parkplatz“
       genutzt wird, schleppt sie unberechtigt abgestellte Fahrzeuge
       kostenpflichtig auf eigene Rechnung ab.
       
       „In der Tat hatte es bei uns einen Fehler in der Datenhaltung gegeben“,
       sagt der Sprecher der Hamburger Finanzbehörde, Daniel Stricker. „Der
       Vertrag ist aber jetzt gekündigt.“
       
       Dass es bislang für Zomia noch keinen spruchreifen Nutzungsvertrag gibt,
       dafür fühlt sich das Bezirksamt Hamburg-Altona inzwischen nicht mehr für
       zuständig. „Alle Voraussetzungen sind von uns erbracht worden“ , sagt
       Sprecherin Kerstin Godenschwege. Die Bauwagengruppe könne zum 1. Juli auf
       das Brammer-Gelände.
       
       Doch das stimmt so nicht: Über einen Nutzungsvertrag mit dem Bezirk
       herrscht Uneinigkeit – vor allem über die Höhe der monatlichen Pacht. „Ein
       angemessenes Nutzungsgeld sind wir natürlich bereit zu zahlen“, sagt eine
       Zomia-Bewohnerin. „Doch die Mietforderung ist völlig absurd.“
       Bezirksprecherin Godenschwege zufolge setzt die Miethöhe aber einzig „der
       Eigentümer“ fest: die Finanzbehörde.
       
       Die wiederum hat sich den gültigen Bebauungsplan angesehen und
       festgestellt, dass das Areal für fünfgeschossige Gewerbebauten vorgesehen
       war. Daraus wurde ein Mietpreis von 18 Euro je Quadratmeter errechnet.
       
       Da kommen pro Wagen schnell 280 Euro im Monat zusammen – eine Parzelle in
       manchem Hamburger Kleingarten-Verein weniger als 500 Euro im Jahr. „Wir
       waren schwer entsetzt, dass man uns als Gewerbebetrieb einstuft“, sagt eine
       andere Zomia-Frau. „Das können wir nicht bezahlen und wollen das auch
       nicht.“
       
       Offenbar gibt es in der Finanzbehörde eine gewisse Einsicht: Ihr sei „ein
       neues Angebot vorgelegt worden“, sagte am Sonntag die Zomia-Vermittlerin
       und innenpolitische Sprecherin der Grün-Alternativen Liste, Antje Möller.
       Sie habe es an Zomia weitergereicht, „darüber müsse aber noch weiter
       gesprochen und verhandelt werden“. Auch Zomia hat Interesse, nicht in dem
       Behelfsquartier „zu versauern“, sondern schnell in die „Schanze“ zu kommen.
       
       Sollte der in Aussicht gestellte Termin im Juli wiederum an bürokratischen
       Hürden platzen, denkt die Gruppe durchaus auch darüber nach, einfach nach
       Wilhelmsburg zurückzukehren, in „unser Zuhause“, wie ein Sprecher sagt.
       „Die Fläche ist frei und wird die nächsten zehn Jahre nicht gebraucht.“ Und
       der einzige Grund, warum man dort nicht habe bleiben dürfen, der frühere
       SPD-Bezirksamtsleiter Markus Schreiber, sei ja „zurückgetreten – oder
       zurückgetreten worden“.
       
       15 Apr 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Kai von Appen
       
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