# taz.de -- Neukölln: In der Manege läufts nicht rund
       
       > Der Trägerverein des Jugendclubs auf dem Campus Rütli will hinwerfen: Das
       > Geld reiche für die Arbeit einfach nicht aus.
       
 (IMG) Bild: Auf der Straße zwischen der Rütli-Schule und der Manege tummeln sich tagsüber die Jugendlichen.
       
       Er ist ein Vorzeigeprojekt Neuköllns: der Campus Rütli. Eine
       Gemeinschaftsschule, zwei Kindergärten und das Jugendzentrum Manege sollen
       den Kindern und Jugendlichen des sozialen Brennpunkts ein umfassendes
       Bildungs- und Kulturangebot garantieren. Aber jetzt gibt es Streit um das
       Jugendzentrum: Die Trägerschaft für die Manege soll neu ausgeschrieben
       werden – bei gleichbleibender finanzieller Ausstattung. „Das Geld reicht
       aber hinten und vorne nicht“, beklagt Martha Galvis de Janzer vom
       gemeinnützigen Verein Fusion, der die Einrichtung seit zehn Jahren
       betreibt. Deshalb will sich Fusion nicht erneut um die Trägerschaft
       bewerben.
       
       Jährlich 80.000 Euro erhalte der Verein derzeit vom Bezirk Neukölln für
       Betriebs-, Personal- und Sachkosten. Ganz klar zu wenig, findet Galvis de
       Janzer: „Seit Jahren können wir das Projekt nur durch zusätzliche
       Drittmittel finanzieren.“ Diese Gelder von Stiftungen oder aus Bundestöpfen
       einzuwerben, sei aber in den vergangenen Jahren immer schwieriger geworden:
       „Viele denken, der Campus Rütli habe schon genug Geld.“ Mehrere
       Förderanträge seien bereits abgelehnt worden, zuletzt konnte ein
       Theaterprojekt deshalb nicht weitergeführt werden. Unter diesen Bedingungen
       will Fusion nicht länger Träger der Manege sein: „Wir könnten Jugendarbeit
       nur noch auf niedrigstem Niveau machen“, so Galvis de Janzer. In einem
       Brief an die Bildungsstadträtin des Bezirks, Franziska Giffey (SPD),
       kündigte der Verein an, von einer Bewerbung Abstand zu nehmen, wenn die
       Mittel nicht aufgestockt würden.
       
       Stadträtin Giffey selbst erteilt Hoffnungen auf mehr Geld eine Absage: „Es
       gibt im Bezirksamt einen Konsens darüber, dass wir nicht mehr Mittel zur
       Verfügung stellen können.“ Für sie ist die Drittmittel-Akquise
       selbstverständlich: „Wir erwarten das, und bisher hat es ja anscheinend
       auch immer geklappt.“
       
       Der Verein Fusion betreibt die Manege seit dem Jahr 2002. Das Zentrum macht
       Jugendlichen vielfältige Angebote: Breakdance-Kurse stehen ebenso auf dem
       Programm wie Theaterworkshops, Kinder und Jugendliche können sich zu
       Tanzlehrern ausbilden lassen. Außerdem gehören ein Café und eine
       Kunstwerkstatt zur Manege. In letzterer entstehen etwa Kostüme und
       Dekoration für die Wagen des Karnevals der Kulturen. Auch die auffällige
       Fassade des Zentrums ist mit den bunten Figuren geschmückt, und die
       gewaltigen Ochsenfrösche aus Pappmaschee, die den Zugang zur Rütlistraße
       bewachen, sind ein Blickfang im Bezirk.
       
       Noch liegt der vollständige Text der Ausschreibung Fusion nicht vor – er
       soll am heutigen Donnerstag erstmals öffentlich im Jugendhilfe-Ausschuss
       der BVV diskutiert werden. „Angesichts dessen finde ich es nicht in
       Ordnung, schon im Vornherein zu sagen, dass man sich nicht bewirbt“,
       kritisiert Bildungsstadträtin Giffey das Verhalten des Vereins. Der
       rechtfertigt sich: Die entscheidenden Details aus dem Papier seien bereits
       bekannt. Dazu gehört auch die Forderung nach einer stärkeren Zusammenarbeit
       der Manege mit den anderen Akteuren des Campus Rütli, vor allem mit der
       Gemeinschaftsschule. „Wenn wir enger mit der Schule zusammenarbeiten
       sollen, bedeutet das mehr Arbeit. Für dasselbe Geld wie bisher ist das aber
       nicht zu leisten.“ Außerdem wolle und brauche das Jugendzentrum eine
       „gewisse Autonomie“ – die wäre nach den Vorgaben in der neuen Ausschreibung
       unmöglich.
       
       Dass mit der Zugehörigkeit zum Campus Rütli ein gewisser
       Souveränitätsverlust einhergeht, bestreitet auch Franziska Giffey nicht.
       „Aber das ist gerade das Ziel: Wir wollen eine bessere Kooperation der
       verschiedenen Akteure auf dem Campus, um besser auf die Jugendlichen
       eingehen zu können.“ Wie diese Kooperation konkret aussehen solle, stehe
       allerdings noch gar nicht fest: „Wir haben Fusion angeboten, ergebnisoffen
       über Details zu sprechen.“ Bisher sei vom Verein keine Reaktion gekommen.
       
       Giffey hofft, dass sich der Verein doch noch an dem Bewerbungsverfahren
       beteiligt: „Fusion hat zehn Jahre erfolgreiche Arbeit gemacht. Darum wäre
       es schade, wenn sie jetzt aufgeben, ohne sich die Ausschreibung überhaupt
       anzusehen.“
       
       Ähnlich äußert sich die stellvertretende Direktorin der Rütli-Schule: Man
       sei „an Kontinuität interessiert“, so Cathrin Schwarz-Herbst. Bislang habe
       man mit dem Trägerverein der Manege gut zusammengearbeitet.
       
       18 Apr 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Klaas-Wilhelm Brandenburg
       
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