# taz.de -- Audi bekommt Ducati und neues Autowerk: Tequila Sunrise auf zwei Rädern
       
       > Audi übernimmt den italienischen Motorradhersteller Ducati. Weiterhin
       > bekommt die VW-Tochter bekommt auch ein eigenes Werk in Mexiko. Dort soll
       > ein SUV gebaut werden.
       
 (IMG) Bild: Glänzt bald im mexikanischen Sonnenlicht: der Audi Q5.
       
       INGOLSTADT dpa | Der Volkswagen-Konzern hat jetzt auch Motorräder im
       Angebot. Für Europas größten Autobauer kauft die Ingolstädter
       Konzerntochter Audi die legendäre italienische Motorradschmiede Ducati zu
       einem nicht genannten Preis. Im Vorfeld war von 860 Millionen Euro die
       Rede.
       
       Am Vorabend der VW-Hauptversammlung am Donnerstag in Hamburg segneten die
       Aufsichtsräte das Geschäft ab. Damit erfüllten sie einen Wunsch von
       VW-Patriarch Ferdinand Piëch, der am Dienstag 75 wurde und italienisches
       Design liebt. Audi ist im VW-Konzern bereits für den italienischen
       Sportwagenbauer Lamborghini zuständig. Wirtschaftlich wichtiger für Audi
       ist die zweite Entscheidung, die der Aufsichtsrat am Mittwochabend traf:
       Wie BMW und Mercedes bekommt auch Audi jetzt eine eigene Fabrik in Amerika.
       
       Die Ingolstädter wollen die Produktion seines Geländewagens Q5 nach Mexiko
       verlagern und eine Milliardensumme in den neuen Standort stecken. Dort
       sollen pro Jahr 150 000 Einheiten des Q5 produziert werden, wie Audi-Chef
       Rupert Stadler am Donnerstag vor Beginn der VW-Hauptversammlung in Hamburg
       sagte.
       
       Vorstandschef Rupert Stadler sagte: „Die gute Infrastruktur,
       wettbewerbsfähige Kostenstrukturen sowie die bestehenden
       Freihandelsabkommen haben die Entscheidung pro Mexiko maßgeblich
       beeinflusst.“ Mit diesem Schritt sichere Audi seine Position auf dem
       Weltmarkt. „Davon werden auch unsere deutschen Standorte profitieren.“
       
       ## Kein Stellenabbau in Deutschland
       
       In Ingolstadt werde der Schritt aber keinen Stellenabbau zur Folge haben,
       sagte ein Audi-Sprecher. Der Standort arbeite bereits an seinen
       Auslastungsgrenzen und könne die freiwerdenden Kapazitäten nutzen, um das
       Wachstum der anderen Baureihen zu sichern. In Ingolstadt beschäftigt Audi
       rund 30 000 Mitarbeiter. Dort werden neben dem Q5 auch der A3, A4 und A5
       gebaut.
       
       Die Investitionen in das neue Werk liegen nach Worten von Stadler bei
       weniger als zwei Milliarden Euro. In Europa und China sei man bereits sehr
       gut aufgestellt und Mexiko biete nun als bewährter Automobilstandort beste
       wirtschaftliche Voraussetzungen für eine Audi-Produktion. Die Konzernmutter
       Volkswagen ist bereits mit einem Automobilwerk in Puebla und mit einem
       Motorenwerk in Silao vertreten.
       
       Mit dem Werk in Mexiko, das 2016 in Betrieb gehen soll, komme Audi dem
       Absatzziel von zwei Millionen Einheiten bis 2020 ein gutes Stück näher,
       hieß es. Im vergangenen Jahr hatte Audi so viele Autos wie nie zuvor
       verkauft, der weltweite Absatz lag bei rund 1,3 Millionen Fahrzeugen.
       
       Allerdings fährt Audi beim Verkauf in Amerika den Konkurrenten BMW und
       Mercedes hinterher, die schon seit vielen Jahren mit eigenen Werken in den
       USA sind. BMW baut in Spartanburg die Geländewagen X3, X5 und X6, Mercedes
       in Tuscaloosa ebenfalls Geländewagen und die C-Klasse. BMW und Mercedes
       liefern sich in den USA ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die Spitzenposition bei
       Premium-Autos, mit 76 000 beziehungsweise 64 000 verkauften Fahrzeugen im
       ersten Quartal.
       
       ## Legendäre Motorradschmiede
       
       Audi kam nur auf knapp 30 000 Autos. Wie die Konzernmutter VW hatten sich
       die Ingolstädter bislang sehr stark auf China konzentriert und wollen jetzt
       Boden gutmachen. Denn Wachstum erwarten die deutschen Autobauer vor allem
       in Asien und Amerika.
       
       Da ist Ducati eher was für die Emotionen. Die legendäre Motrradschmiede
       wurde 1926 in Bologna gegründet und hat wechselvolle Jahre hinter sich. Der
       Finanzinvestor Investindustrial hatte das Traditionsunternehmen 2005 in der
       Krise übernommen und zieht sich jetzt wieder zurück. „Wir glauben, dass
       Audi der beste Partner ist, um den bereits erfolgreich eingeleiteten
       Globalisierungsprozess fortzusetzen“, sagte Investindustrial-Chef Andrea
       Bonomi.
       
       Er sei davon überzeugt, dass Audi ein verantwortungsbewusster neuer
       Besitzer sein werde, der die technologischen Fertigkeiten der italienischen
       Facharbeiter im Sinne einer glänzenden Zukunft des Unternehmens erhalte.
       „Ducati hat eine loyale und wachsende Kundenbasis“, die dank der globalen
       Präsenz und der hervorragenden Ingenieursarbeit bei Audi und der VW-Gruppe
       gut aufgehoben sein werden.
       
       Ducati verkaufte 2011 rund 42 000 Motorräder, machte 480 Millionen Euro
       Umsatz und schreibt inzwischen schwarze Zahlen. Allerdings gilt das
       Motorradgeschäft als schwierig, der Markt in Europa hat sich in den letzten
       Jahren halbiert. Angesichts prall gefüllter Kassen wagt VW das Experiment
       aber. Der Konzern hatte im vergangenen Jahr 8,3 Millionen Autos verkauft
       und 15,8 Milliarden Euro Gewinn eingefahren - mehr als ein Viertel hatte
       Audi dazu beigetragen.
       
       19 Apr 2012
       
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