# taz.de -- Werbung in der Google-Suche: Die Rückkehr zum Portal
       
       > Bei Google-Suchen werden immer mehr Zusatzinformationen angezeigt.
       > Inzwischen können auch viele Nutzer nicht mehr zwischen Inhalt und
       > Werbung unterscheiden.
       
 (IMG) Bild: Werbung bei Google.
       
       BERLIN taz | Ende der Neunzigerjahre wollten fast alle großen Online-Firmen
       sogenannte Portale sein: Als Einstiegsseite ins World Wide Web sollten auf
       einer zentralen Homepage möglichst viele Services gebündelt werden, damit
       Otto Normalnutzer möglichst erst gar nicht die Notwendigkeit sah, sich zu
       anderen Angeboten weiterzuklicken. Dazu gehörten E-Mail-, Wetter- und
       Nachrichtendienste ebenso wie Web-Verzeichnisse.
       
       Von Yahoo über AOL bis hin zu T-Online und Web.de wurden solche Sites
       angeboten. Über ein Jahrzehnt später sind viele dieser Angebote zwar noch
       vorhanden, doch der alte Hype ums Portal ist längst gestorben. Stattdessen
       surfen Nutzer vermehrt in sozialen Netzwerken und suchen sich ihre eigenen
       Inhalte selbst zusammen.
       
       Beim Netzkonzern Google scheint man das gute, alte Portal jedoch noch nicht
       vergessen zu haben: Neben der zentralen Suchfunktion tauchen immer mehr
       neue Dienste direkt auf der Google-Homepage auf. Wer nach einer Stadt
       sucht, erhält sofort eine Karte und manchmal auch das Wetter. Ist man beim
       hauseigenen sozialen Netzwerk des Suchriesen eingeloggt, kommen auch gleich
       Google+-Ergebnisse hinzu.
       
       Bei bestimmten Begriffen landen wirklich relevante Ergebnisse mittlerweile
       unter der ersten Bildschirmseite. Angebote wie Google News, Google Images,
       Youtube oder eben Google+ überlagern die gute alte Google-Suche. Hinzu
       kommt ein zunehmender Anteil an Werbung: Diese sitzt sowohl über den
       Suchergebnissen als auch daneben.
       
       Nutzer verlieren hierbei zunehmend den Überblick. Wie der
       Suchmaschinenmarketingspezialist SEO Book nun in einer [1][Untersuchung]
       zeigte, fällt es zunehmend schwer, zwischen kommerziellen Angeboten und
       organischen Suchergebnissen zu unterscheiden. Von 1000 Testpersonen gaben
       45,5 Prozent an, dass sie keine Anzeigen bei Google wahrgenommen hätten,
       obwohl die Ergebnisseiten selbige über den tatsächlichen Suchergebnissen
       enthielten.
       
       Viele Nutzer konnten außerdem nicht sagen, mit welcher Farbe Google Werbung
       hinterlegt (in der Hauptspalte ist es gelb). Bei eingeblendeten
       Google+-Ergebnissen war es interessanterweise umgekehrt: Eine werbefreie
       Seite wurde hier von 56,3 Prozent der Befragten als mit Werbung versehene
       Ergebnisliste interpretiert – offensichtlich auch wegen der verwendeten
       Minibildchen.
       
       ## Nur ein einziges echtes Ergebnis
       
       Im März [2][testete der US-IT-Journalist Ed Bott] den populären Suchbegriff
       „pet meds“ (Haustiermedizin) bei Google. Ohne zu scrollen bekam er auf der
       ersten Seite seines 1.366 mal 768 Bildpunkte großen Displays nur ein
       einziges echtes Suchergebnis zu sehen – dafür insgesamt neun Reklamelinks
       und einen Hinweis auf das Google+-Profil der Firma, die das erste
       Suchergebnis stellte. „Werbung verdrängt bei Google die Suchergebnisse“,
       schloss Bott daraus.
       
       Bei dem Suchanbieter scheint man indes bereits einen Schimmer davon zu
       haben, dass das für die User nicht gut funktioniert: „Wir haben Beschwerden
       von Nutzern gehört, die auf ein Ergebnis klicken und den tatsächlichen
       Inhalt nicht finden“, schrieb der Konzern im Januar in seinem [3][in seinem
       Webmaster-Central-Blog]. Damit gemeint war allerdings nicht das eigene
       Suchangebot, sondern andere Websites, die man wegen dieser Werbepolitik
       künftig abwerten wollte.
       
       Für Nutzer bleibt nur, beim Googeln entweder genauer hinzusehen oder sich
       nach Alternativen umzuschauen. Eine aktuell besonders interessante nennt
       sich [4][Duck Duck Go]: Die von einem kleinen Team in Philadelphia
       betriebene Suchmaschine enthält nur eine einzige Anzeige.
       
       Auch hier wird zwar versucht, mit den Suchergebnissen gleich wichtige
       Informationen zu liefern – etwa Ausschnitte aus Wikipedia-Einträgen. Das
       Angebot ist aber optisch so gestaltet, dass man auch die tatsächlichen
       Suchtreffer noch auffinden kann. Hinzu kommt ein weiterer Vorteil: Während
       Google Suchergebnisse immer weiter „personalisiert“ und Nutzer dadurch im
       eigenen Umfeld festhält, liefert Duck Duck Go für jeden User das gleiche
       Ergebnis anhand der Trefferqualität.
       
       23 Apr 2012
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.seobook.com/consumer-ad-awareness-search-results
 (DIR) [2] http://www.edbott.com/weblog/2012/03/at-google-advertising-is-crowding-out-search-results/
 (DIR) [3] http://googlewebmastercentral.blogspot.com/2012/01/page-layout-algorithm-improvement.html
 (DIR) [4] http://duckduckgo.com
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Ben Schwan
       
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