# taz.de -- Thomas Middelhoff: Angefressen kann er gut
       
       > Auf „schuldhafte Pflichtverletzung“ befindet das Essener Landgericht beim
       > Prozess um die Arcandor-Pleite. Thomas Middelhoff klagt nun.
       
 (IMG) Bild: Die Pflichten als Konzernchef verletzt: Thomas Middelhoff.
       
       Ein bisschen kann einem Thomas Middelhoff schon leidtun: Als
       Bertelsmann-Chef brachte er locker dieses Lebensgefühl aus einerseits mal
       eben mit der Concorde nach New York jetten und andererseits doch ganz brav
       in der Nähe von Gütersloh wohnen unter einen Hut.
       
       Dann hatten sie ihn bei Deutschlands größtem Medienkonzern nicht mehr ganz
       so lieb, und er musste eine Ehrenrunde über London drehen, bis endlich,
       endlich wieder ein deutsches Traditionsunternehmen namens Karstadt-Quelle
       angerumpelt kam und „Big T“ einkaufte.
       
       Aus Karstadt wurde Arcandor, aus der drohende Pleite ’ne ganz konkrete, und
       seitdem ist zumindest Thomas Middelhoff die Ausnahme von der volkstümlichen
       Regel, nach der „die da oben“ eigentlich bei jedem Scheiß gut wegkommen.
       Hat aber auch knapp drei Jahre gedauert: Das Essener Landgericht hat dem
       Ex-Vorstandschef und drei weiteren Ex-Vorständen des Kaufhaus-, Versand-
       und Touristikkonzerns „schuldhafte Pflichtverletzung“ beim Führen der
       Geschäfte bescheinigt. Allerdings nur in einem von fünf strittigen Fällen.
       
       Es geht um den Verkauf des Wiesbadener Karstadt-Hauses an den
       Oppenheim-Esch-Fonds 2005, geklagt hatte der Insolvenzverwalter. „Dem
       Grunde nach“ hat Middelhoff, der an anderen Esch-Projekten selbst
       finanziell beteiligt war, auch Schadenersatz zu zahlen, so das Gericht. Die
       Höhe muss aber in einem weiteren Verfahren festegelegt werden, und jetzt
       wird’s schwierig: Der Umfang des Schadens bei Arcandor ist unklar, die
       „Aufklärung dieser Frage ist sehr aufwendig und erfordert eine vermutlich
       mehrere Jahre dauernde Beweisaufnahme“, sagte die zuständige Richterin.
       
       Middelhoff will Berufung einlegen – und hat gestern eine Klage gegen den
       Insolvenzverwalter angekündigt, weil es sich für ihn um eine reine
       Rufmordkampagne handelt: Dadurch seien ihm schon Geschäftschancen in
       Millionenhöhe verbaut worden, so der Angefressene.
       
       Soll heißen: Da wird’s jetzt selbst mit der beruflichen Ehrenrunde
       schwierig, so einen mit anhängigen Prozessen will keiner. Und Middelhoff
       kann nicht mal auf seine Lieblingsart dem ganzen Verfahren entschweben –
       denn die Concorde fliegt auch nicht mehr.
       
       26 Apr 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Steffen Grimberg
       
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