# taz.de -- Islam in Großbritannien: Muslime für Alkohol an Londoner Uni
       
       > Saufen auf dem Campus? Eine britische Uni will das verbieten und
       > alkoholfreie Zonen für Muslime einrichten. Die wollen das Trinkverbot
       > aber verhindern.
       
 (IMG) Bild: Das Bier soll weiterfließen, sagen muslimische Studierende an der London Metropolitan University.
       
       Studierende erfrischen sich gern mit einem Bierchen auf dem Campus – auch
       an der London Metropolitan University, der größten Hochschule der
       britischen Hauptstadt. Da zwanzig Prozent der Studierenden Muslime seien
       und Alkoholkonsum ablehnten, will die Universitätsleitung nun alkoholfreie
       Zonen einrichten und die Bar der Universität schließen.
       
       Doch muslimische Studierende laufen gegen das Alkoholverbot Sturm. Der
       Vorstoß stelle Muslime als intolerant dar und sei ein Vorwand, um Kürzungen
       zu rechtfertigen. Sie hätten nie gefordert, Alkohol auf dem Campus zu
       verbieten.
       
       Viele der muslimischen Studierenden betrachteten Alkoholkonsum als
       unmoralisch, [1][sagte Malcolm Gillies], stellvertretender Kanzler der
       „London Met“, auf einer Konferenz Anfang des Monats, wie das Magazin Times
       Higher Ecucation berichtete.
       
       „Wir haben eine jüngere Generation, die oft äußerst konservativ ist“, so
       Gillies. Deshalb müssen wir überlegen, wie wir den Herausforderungen des
       21sten Jahrhunderts gerecht werden.“ Auch müssten Universitäten in Bezug
       auf die Darstellung von Sex vorsichtiger sein als in der Vergangenheit.
       
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       Kritik an den Äußerungen Gillies ließ nicht lange auf sich warten. „Ich
       trinke zwar keinen Alkohol, aber das bedeutet nicht, dass ich andere davon
       abhalte“, meint Syed Rumman, Vizepräsident der Studierendenvertretung und
       selbst Muslim. Der Zeitung [2][London Evening Standard] sagte er, das
       Alkoholverbot widerspreche dem toleranten und multikulturellen Ethos der
       Universität.
       
       Ein muslimisch begründetes Alkoholverbot, warnt Rumman, werde die
       Studierenden spalten. „Es wird Muslime gesellschaftlich weiter isolieren.“
       Man dürfe nicht zulassen, dass die Alkoholfrage zu einem religiösen Thema
       gemacht werde.
       
       Auch Claire Locke, Präsidentin der Studierendenvertretung, wandte sich
       gegen die Auffassung Gillies, Muslime bräuchten alkoholfreie Zonen: „Es ist
       sehr gefährlich, solche Vermutungen über Studierende anzustellen,
       besonders, wenn Islamfeindlichkeit ohnehin ein großes gesellschaftliches
       Problem ist.“
       
       In einem [3][offenen Brief] haben sich auch die Vertretungen der
       muslimischen Studierenden gegen den Vizekanzler gewandt. In dem Schreiben,
       das die Islamische Gemeinschaft sowie die Schiitische Gemeinschaft der
       „London Met“ am Dienstag auf dem Blog der Universität veröffentlichten,
       heißt es:
       
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       „Ihr Vorschlag, Alkohol aus religiösen Gründen zu verbieten, untergräbt
       nicht nur den gesellschaftlichen Zusammenhalt, sondern verstärkt auch die
       wachsende Feindseligkeit gegenüber Muslimen.“ Von Gillies fordern sie, dass
       er seine Bemerkungen zurücknimmt und sich vorbehaltlos entschuldigt.
       
       Zu Gillies Vorschlag, die Campus-Bar zu schließen, heißt es in dem Brief:
       „Muslimische Studierende zu nutzen, um Kürzungen zu rechtfertigen, ist
       unakzeptabel und ohne Frage unmoralisch.“ Der Vizekanzler liefere rechten
       Gruppierungen wie der English Defence League ein gefundenes Fressen. Die
       Verfasser sehen die Gefahr, dass rechte Gruppierungen wie die English
       Defence League die Forderung für ihre Zwecke nutzen werden.
       
       Ein Alkoholverbot wäre ein „falscher Beweis dafür, dass Großbritannien ein
       Scharia-Staat“ werde. In verschiedenen Internetforen seien bereits
       anti-muslimische Kommentare hinterlassen worden.
       
       Auf anti-islamischen Websites wie „Jihad Watch“ wurde das Thema
       aufgegriffen und zahlreich kommentiert. Auch die Website „Jihad Watch
       Deutschland“ nutzt den Vorschlag Gillies, um vor einer vermeintlichen
       Islamisierung zu warnen. Sie berichtet über den Vorstoß des Kanzlers unter
       dem Stichwort „Londonistan“. Eine Fotomontage zeigt die Londoner Innenstadt
       mit islamischen Bannern behängt, hinter dem Westminster-Palast eine große
       Moschee.
       
       27 Apr 2012
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.guardian.co.uk/education/2012/apr/12/university-alcohol-free-zones-muslim-students
 (DIR) [2] http://www.thisislondon.co.uk/news/london/dont-ban-alcohol--well-get-blame-say-muslim-students-7660654.html
 (DIR) [3] http://blogs.londonmet.ac.uk/su/
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jannis Hagmann
       
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