# taz.de -- Kommentar Spanien: Bald wird der Euro Geschichte sein
       
       > Standard & Poor's hat mit Spanien das nächste Euroland abgewertet. Die
       > Banken sind gefährdet, denn Merkels Rettungkurs ist nicht immer richtig.
       
       Die Nachricht kam nicht überraschend. Standard & Poor’s stuft Spanien ab.
       Griechenland, Irland und Portugal, jetzt ist der Nächste an die Reihe.
       
       Die Agenturen zocken bis zum bitteren Ende des Euro: Sie bemängeln das
       Defizit und stufen ab, die Länder sparen, das Wachstum geht zurück, sie
       stufen erneut ab, die Länder zahlen höhere Zinsen, müssen noch mehr sparen,
       das Wachstum geht noch weiter zurück …
       
       Dabei können sie blind auf die deutsche Bundeskanzlerin setzen. Die hält
       stur an einer Politik der strikten Haushaltsdisziplin fest, obwohl diese
       ganz offensichtlich nicht zum Erfolg führt. Alleine die zaghafte
       Ankündigung des französischen sozialistischen Präsidentschaftskandidaten
       François Hollande, im Falle eines Wahlsieges den Fiskalpakt neu verhandeln,
       ja in Wachstum investieren zu wollen, bringt die eiserne Lady aus dem Osten
       in Rage. Die neoliberale Wirtschaftspresse springt ihr bei und verdammt
       Hollande als „Gefahr für Europa“. Verkehrte Welt. Ist es nicht vielmehr die
       Politik Merkels, die die EU in den Abgrund führt?
       
       Spanien ist nicht irgendein EU-Land, das jetzt in den Teufelskreis der
       Ratingagenturen geraten ist. Die Südeuropäer stellten vor der Krise knapp
       12 Prozent der europäischen Wirtschaftsleistung. Einen so großen
       Rettungsschirm kann selbst Merkel nicht aufspannen lassen.
       
       Doch die Kanzlerin bleibt stur. Ob ihr die europäische Vision fehlt, wie
       sie ihr Ziehvater Helmut Kohl und dessen französischer Verbündeter, der
       Sozialist François Mitterrand, hatten, oder ob sie einfach die deutschen
       Banken schützen will, die an der Blase in Südeuropa kräftig mitspekuliert
       und auf Pump den deutschen Export angekurbelt haben? Es sei dahingestellt.
       
       Doch eines ist klar: „Wenn Spanien gerettet werden muss, ist dies das Ende
       des Euro und ganz Europa muss gerettet werden“, warnt Spaniens Expremier
       Felipe González – ebenfalls ein „gefährlicher Sozialist“ und enger Freund
       Kohls.
       
       27 Apr 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Reiner Wandler
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Spanien reformiert Finanzsektor: Madrid macht den Banken-Matador
       
       Iberische Geldinstitute horten 180 Milliarden Euro an faulen Krediten. Der
       Staat springt bei der Großbank Bankia ein, kommt aber selbst kaum an Geld.
       
 (DIR) Proteste gegen Sparpolitik in Spanien: Wieder 40 Schüler pro Klasse
       
       Rund 100.000 Spanier demonstrieren landesweit gegen die Spar- und
       Kürzungsorgie der Regierung. Es scheint höchste Zeit zu sein. Weite Kreise
       der Bevölkerung drohen zu verarmen.
       
 (DIR) Spaniens Wirtschaft: Der Wackelkandidat ist herabgestuft
       
       Die Ratingagentur Standard & Poor's hat Spanien herabgestuft. Grund: zu
       viele Risiken. Angekündigte Reformen seien nicht berücksichtigt worden,
       wehren sich die Iberer.