# taz.de -- Internetkonferenz re:publica: Netzoptimismus 2012
       
       > Auf der diesjährigen re:publica muss es um Lösungen gehen. Die Probleme
       > von Acta bis Aktivismus sind allen bekannt – oder sollten es zumindest
       > mal langsam sein.
       
 (IMG) Bild: Die re:publica 2012 findet vom 02.-04. Mai in Berlin statt.
       
       Eigentlich wäre es toll, wenn Sven Regener zur re:publica käme. Und wenn
       sich der Springer-Mann Christoph Keese mit Innenminister Friedrich ein Taxi
       dorthin teilen würde. Um sich ein paar Vorträge über Freiheit und Medien im
       Internet anzuhören. Vielleicht würde drei Tage technikoptimistische
       Dauerdröhnung, drei Tage Diskutieren darüber, wie Freiheit und Offenheit
       des Internets zu bewahren sind, ihnen helfen, das Netz nicht mehr als Feind
       zu sehen, sondern als Chance mit Risiken und Nebenwirkungen.
       
       Aber ach, natürlich würde das nicht funktionieren. Nicht nur, weil die
       aktuellen Netzdebatten in Deutschland eher Glaubenskriegen ähneln als
       deliberativen Diskussionsprozessen, in denen gute Argumente zählen. Sondern
       auch, weil zu viele uncoole Kinder bei der re:publica wahrscheinlich
       irgendwie die Party kaputt machen würden. Denn bei aller Offenheit und
       Anschlussfähigkeit der Bloggerkonferenz: Man will ja auch nicht die
       Erklärbär-Anlaufstelle für Internetnovizen sein. Nicht immer wieder ganz
       von vorn anfangen. Sondern an den interessanten Punkten weiterdiskutieren.
       
       Zum Beispiel beim Urheberrecht. Spätestens der Erfolg der Piratenpartei und
       der überraschend große Widerstand gegen das internationale Handelsabkommen
       Acta haben dieses einst fachjuristische Thema ganz oben auf die Agenda
       gesetzt – und seit sich endlich auch bekanntere Musiker zum Thema äußern,
       werden in den klassischen Medien munter Positionen ausgetauscht. Doch so
       naiv das klingen mag: Jetzt, wo alle – von Musikern über Piraten bis hin zu
       Verwertern – verkündet haben, was man ihnen warum nicht wegnehmen darf,
       wäre es doch Zeit für einen nächsten Schritt: für Lösungsideen.
       
       Auch wenn Konferenzen dazu nur bedingt taugen, so birgt gerade die
       re:publica eine Chance für die Debatte, die viele andere Netzgipfel nicht
       haben: Sie ist einerseits kein Businesstreffen und deckt außerdem mit ihren
       beiden Hauptorganisatoren Markus Beckedahl und Johnny Haeusler zwei
       netzoptimistische, aber doch unterschiedliche Blickwinkel auf die
       Urheberrechtsdebatte ab: Auf der einen Seite Beckedahl, seit Jahren
       Verfechter der urheberrechtsreformatorischen Creative-Commons-Bewegung. Und
       auf der anderen Haeusler, der zuletzt als Kindergärtner in der öffentlichen
       Polemikschlacht ums Urheberrecht auftrat.
       
       ## Brandgefährlich
       
       Beide Positionen werden sich während der Konferenz wiederfinden – ergänzt
       um Diskussionen mit Urhebern und Rechteverwertern. Im besten Fall schafft
       die re:publica damit, was der Piratenpartei derzeit nicht gelingt:
       nachvollziehbar zu machen, warum das bestehende Urheberrecht nicht mehr
       funktioniert – und warum es brandgefährlich ist, etwas wie Acta, das die
       Freiheit des Internets massiv einzuschränken droht, auf Biegen und Brechen
       durchsetzen zu wollen.
       
       Apropos Freiheit im Internet – auch anderthalb Jahre nach dem Beginn des
       Arabischen Frühlings stellen sich in diesem Bereich drängende Probleme.
       Gerade Technik- und Vernetzoptimisten, von denen es auf der re:publica jede
       Menge gibt, müssen sich fragen, was es heißt, wenn mit zunehmender
       politischer Bedeutung des Netzes eben auch die böse Seite der Macht kein
       Internet-Analphabet mehr ist, sondern sich mit Aktivisten ein digitales
       Wettrüsten liefert.
       
       Wie man darauf reagiert, welche Auswirkungen das für digitalen Aktivismus –
       auch in demokratischeren Gesellschaften – hat. Und wie man die Freiheit des
       Internets angesichts solcher Angriffe verteidigt – auch darüber wird
       diskutiert werden.
       
       Ebenfalls nicht schlecht wäre es natürlich, ein paar Ideen zu entwickeln,
       wie es mit Journalismus im Netz weitergehen soll. Ein paar neue Chancen
       dank technischer Möglichkeiten und Reichweite aufzuzeigen. Ein paar Ideen
       zu sammeln, wie man derartige Projekte online finanziert. Klar, irgendwie
       ein alter Hut. Aber vielleicht auch ein Signal. Zum Beispiel an deutsche
       Verleger, die sich momentan so selbstgerecht wie beratungsresistent zeigen.
       
       In einer Welt, in der das Wünschen noch hilft, würde ihnen ja vielleicht
       doch mehr einfallen, als mit dem Leistungsschutzrecht ein weiteres
       Preisschild auf ihre Produkte zu kleben. Obwohl: Die Springers können ja eh
       nicht kommen. Die müssen Geburtstag feiern.
       
       1 May 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Meike Laaff
       
       ## TAGS
       
 (DIR) re:publica
       
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