# taz.de -- Nach Bericht über Neonazis: Tiergedärm an der Redaktionstür
       
       > Eine Lokalredaktion der brandenburgischen Zeitung „Lausitzer Rundschau“
       > wurde mit Drohungen beschmiert. Sie hatte über Aktivitäten von Neonazis
       > berichtet.
       
 (IMG) Bild: Schmierereien am Gebäude der „Lausitzer Rundschau“. Eine Nacht später folgten Tierinnereien.
       
       BERLIN taz | Eine Zeitungsredaktion im brandenburgischen Spremberg hat
       vermutlich Ärger mit Rechtsextremen. Nach Berichten über die rechte Szene
       in der brandenburgischen Stadt im Spree-Neiße-Kreis beschmierten Unbekannte
       in der Nacht vom 29. zum 30. April das Gebäude der Spremberger
       Lokalredaktion der Lausitzer Rundschau mit Drohungen und klebten Fotos
       einer Neonazi-Demo dazu.
       
       In der folgenden Nacht wurden auch noch Tierinnereien über das Schild der
       Redaktion gehängt. Brandenburgs Inneminsiter Dietmar Woidke (SPD) und
       Sprembergs Bürgermeister Klaus-Peter Schulze (CDU) verurteilten die
       Angriffe. Johannes M. Fischer, Chefredakteur der Lausitzer Rundschau,
       bezeichnete sie als „eklig, anonym und feige.“
       
       Grund für die Aktionen waren vermutlich zwei kurz zuvor erschienene
       Artikel, welche der Rundschau-Redakteur René Wappler verfasst hatte:
       Anlässlich der Veröffentlichung des Verfassungsschutz-Berichtes 2011 hatte
       Wappler in einem Bericht auf die starke Präsenz rechter Gruppierungen in
       der Stadt an der Grenze zu Sachsen hingewiesen.
       
       Im anderen Artikel ging es um ein Neo-Nazi-Treffen am Spremberger
       Bismarckturm: Über 30 Vermummte mit Fackeln, Fahnen und Transparenten
       hatten dabei für ein Foto posiert, welches zunächst im Internet kursierte,
       dann in dem besagten Artikel auftauchte und schließlich an die Fenster der
       Lokalredaktion geklebt wurden. „Vielleicht hatten sie etwas anderes mit dem
       Foto vor und konnten es danach nicht mehr benutzen“, sagt Wappler. Worum es
       den Schmierern genau gegangen sein könnte, kann er nur vermuten.
       
       Rechtsextremismus ist in Spremberg schon lange ein Thema: „Die Szene gibt
       es schon seit der Wende, besonders die parteilosen, freien Kräfte sind
       relativ stark“, sagt Anett Müller vom Mobilen Beratungsteam aus Cottbus,
       das die Neonazi-Szene untersucht. Knapp 30 gewaltbereite Rechtsextreme
       leben laut Verfassungsschutz-Mitarbeiter Gordian Meyer-Plath in der Stadt.
       „Für so einen kleinen Ort ist das beträchtlich“, sagt Müller.
       
       Dazu komme die Rockerszene um den Club „Gremium MC“, welche den Neonazis
       Rückenhalt gebe: „Diese Gruppen lähmen dadurch die Zivilgesellschaft, es
       will sich keiner im Ort mit ihnen anlegen. Eine linke, alternative Szene
       existiert in Spremberg quasi nicht.“ Die Rechten seien gut vernetzt und
       fühlten sich sicher im Ort. Dennoch: „Die Attacke gegen die Lausitzer
       Rundschau kam überraschend“, sagt Müller. Einschüchtern lassen wolle sich
       die Zeitungu aber nicht: „Wir fühlen uns ermuntert, noch engagierter zu
       recherchieren“, sagt Chefredakteur Fischer.
       
       4 May 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Erik Wenk
       
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