# taz.de -- Sönke Wortmanns „Das Hochzeitsvideo“: Eine Art Horrorfilm
       
       > Sönke Wortmanns Beziehungskomödie „Das Hochzeitsvideo“ bedient sich der
       > Handkamera-Ästhetik, Laiendarstellern – und beschert ihrem Publikum viel
       > Leid.
       
 (IMG) Bild: Was man Freunden so aufs Hochzeitsvideo quatscht: „Wir haben ja schon viel miteinander durchgemacht... Die Schulzeit und so...“
       
       Im Horrorkino ist Found-Footage- und Handkameraästhetik längst Mode: Kein
       Umschnitt gewährt die Gnade eines befreienden Blickwinkels, der Zuschauer
       bleibt gefangen in der räumlichen Begrenzung einer rigoros klaustrophobisch
       zugerichteten Perspektive. Neu ist der Einsatz solcher Mittel allerdings in
       der deutschen Beziehungskomödie, die Sönke Wortmann nun in die
       YouTube-informierte Digitalästhetik bugsiert.
       
       Gleich zu Beginn setzt ein junger Mann mit Blick in die Kamera zwei baldige
       Eheleute davon in Kenntnis – und den Zuschauer damit ins Bild –, wie sehr
       er sich darüber freut, dass er als bester Freund des Bräutigams die
       Festivitäten rund um das Hochzeitswochenende – geladen sind beider Familien
       samt Freundeskreise – für die Ewigkeit der sozialen Netze auf Video bannen
       darf.
       
       Doch die Rahmenbedingungen sprechen gegen das romantische Glück: Er
       entspringt guttenbergartigem Hochadel mit Distinktionsbedürfnis, sie einer
       neoesoterischen Patchwork-Hippiefamilie. Man kennt sich seit einem halben
       Jahr, Uneinigkeit besteht über den späteren Familiennamen. Dass sie zuvor
       mit einem Pornodarsteller liiert war, dessen nom de porno
       ausstattungsbedingt „die Keule“ lautet, hat sie gleich ganz verschwiegen.
       
       Kurz: Es kommt im Laufe des Wochenendes zwischen Alkohol, verbaselten
       Eheringen, Standesdünkel, Tiersex und Halsverrenkungen beim Blowjob zu
       allerlei menschlich Unerfreulichem nach Vorbild der amerikanischen
       Dudes-Komödie, allerdings in provinzieller Umsetzung. Die Kamera ist on
       oder auch nicht: Spätestens bei klassisch im Schuss/Gegenschuss aufgelösten
       Dialogen zerbröselt das ästhetische Konzept zur bloßen Camouflage niedriger
       Produktionskosten. Die Laiendarsteller agieren größtenteils suboptimal,
       viel verloren ist wegen der durchweg eklig unsympathischen Charaktere aber
       ohnehin nicht. Der Humor stottert im Standgas, wenigstens zum Ende hin wird
       es einmal hübsch anarchisch. Bis dahin leidet man viel: Auch eine Art
       Horrorfilm.
       
       ## „Das Hochzeitsvideo“. Regie: Sönke Wortmann. Mit Lisa Bitter, Marian
       Kindermann u. a. Deutschland 2012, 85 Min.
       
       10 May 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Thomas Groh
       
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