# taz.de -- Die Wahrheit: Bo Xilai, extrem konservativ geschätzt
       
       > Im Jahr des Drachen: Seit ein paar Wochen bewegt die Bo-Xilai-Affäre
       > China ...
       
 (IMG) Bild: Wo haben sich bloß die hundert Geliebten von Bo Xilai versteckt?
       
       Seit ein paar Wochen bewegt die Bo-Xilai-Affäre China. Die Frau des
       ehemaligen Parteichefs der Millionenmetropole Chongqing, Gu Kailai, soll
       einen britischen Geschäftsmann umgebracht haben, angeblich weil er gedroht
       habe, die mutmaßlich krummen Geldgeschäfte ihrer Familie zu enthüllen. Frau
       Gu wurde verhaftet, und auch Herr Bo, der Exparteichef, ist aus der
       Öffentlichkeit verschwunden.
       
       Dafür sind Gu und Bo in den Medien dieser Welt umso präsenter. So erzählte
       im April der im kanadischen Exil lebende chinesische Journalist Jiang
       Weiping dem amerikanischen National Public Radio, Bo Xilai habe hundert
       Geliebte gehabt, und das sei eine „extrem konservative Schätzung“. Damit
       hat Jiang vermutlich nicht gemeint, dass Bo – inzwischen 62 Jahre alt – im
       Laufe seines Geschlechtslebens mit mehr als hundert Geliebten zusammen war.
       Das wären etwa vier bis fünf pro Jahr, und das ist für einen gut
       aussehenden Kader nicht so viel, als dass man es im Radio erzählen müsste.
       
       Also dürften es wohl mehr als hundert Geliebte zur gleichen Zeit gewesen
       sein. Das jedoch ist nicht nur für einen Mann im fortgeschrittenen Alter
       recht beachtlich. Die Frage ist ja nicht bloß, wie Bo das physisch
       hingekriegt hat, sondern mehr noch: Wie organisatorisch? Eine Geliebte ist
       schließlich kein One Night Stand; der Liebhaber muss sich um sie kümmern.
       Und hier beginnt man zu rechnen: Wenn Bo pro Tag eine Geliebte getroffen
       hat, dann traf er jede einzelne weniger als vier Mal im Jahr. Für eine
       echte Geliebte dürfte diese Frequenz kaum reichen.
       
       Wahrscheinlich wird er also pro Tag mindestens zwei oder drei Frauen
       aufgesucht haben. Da bleibt allerdings kaum noch Zeit zum Regieren
       beziehungsweise für Bos Hobbys wie der Antikorruptionskampagne, dem
       Roteliedersingen oder dem vielen Geldverdienen. Stellt sich somit die
       nächste Frage: Hat Bo seine Geliebten haremsmäßig an einem Ort
       konzentriert, um lange Wege zu vermeiden? Oder waren sie im Land verteilt,
       und wurden nur bei zahlreichen Dienstreisen angesteuert?
       
       ## Die Kunst des Auseinanderhaltens
       
       Außerdem: Wie hat er sie bloß alle auseinandergehalten? Schon bei den
       Nachnamen dürfte er erhebliche Probleme gehabt haben, auch weil die meisten
       Chinesinnen gleich (Wang) oder ähnlich (Zhang) heißen. Wie hat Bo
       verhindert, den Geliebten immer wieder dasselbe Geschenk mitzubringen,
       oder, schlimmer noch, denselben Witz zu erzählen? Hat er Listen geführt,
       einerseits mit Namen und Eigenschaften der Frauen, andererseits für
       Mitbringsel und Witze?
       
       Und wie hat er es obendrein geschafft, Geliebten, die schwanger wurden,
       Abfindungen zu überweisen? Ja, gehört eine abgefundene Geliebte überhaupt
       noch zum Club der Geliebten, oder ist sie nicht schon längst was anderes
       (blöde Kuh)?
       
       Das alles würden ich und – extrem konservativ geschätzt – Millionen Männer
       verteufelt gern von Bo Xilai wissen. Darum lautet mein Appell an die
       entsprechenden Organe: Beschleunigen Sie bitte die Untersuchung dieses
       Falles! Und stellen Sie dabei auch die wirklich wichtigen Fragen!
       
       10 May 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Christian Y. Schmidt
       
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