# taz.de -- Verfassungsschutz Sachsen: Spitzelsuche im Umfeld der NSU
       
       > Interne Papiere zeigen: Der sächsische Verfassungsschutz versuchte
       > mutmaßliche Helfer des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ als
       > Informanten zu gewinnen.
       
 (IMG) Bild: Das BKA hat neue NSU-Fotos veröffentlicht: Dieses Bild zeigt das Trio vermutlich 2004 im Urlaub.
       
       DRESDEN/BERLIN taz | Der sächsische Verfassungsschutz hat mehrere
       mutmaßliche Helfer des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU) nicht
       nur observiert, sondern auch versucht sie als Informanten zu gewinnen. Das
       geht aus einem internen Dienstschreiben des Geheimdiensts an das
       Bundeskriminalamt (BKA) hervor, das der taz vorliegt.
       
       Demnach wurden gleich mit mehreren der 13 Männer und Frauen, die heute von
       der Bundesanwaltschaft im Verfahren gegen die NSU als Unterstützer
       beschuldigt werden, zwischen 1995 und 2003 „Informationsgespräche“ geführt.
       Zu einer Zusammenarbeit sei es aber „mit keiner der genannten Personen“
       gekommen, heißt es in dem Schreiben weiter.
       
       Unter den Rechtsextremen, die in dem Schreiben genannt werden, ist auch
       André E. von der „Weißen Bruderschaft Erzgebirge“, der als einer der
       wichtigsten Terrorhelfer des NSU gilt und seit Ende November 2011 in U-Haft
       sitzt.
       
       Mit ihm sprach der sächsische Geheimdienst im März 2003 in Zwickau. Dabei
       erzählte André E. den Verfassungsschützern, dass er „keinen Kontakt mehr zu
       Personen der rechten Szene unterhalte“, weitere Gespräche mit den Geheimen
       wollte er nicht.
       
       ## „Saubere Kameradschaft“
       
       Dass das nicht stimmen konnte, hat der Verfassungsschutz selber gemerkt. In
       einem anderen, brisanten Dokument des Bundeskriminalamts (BKA) wird ein
       Treffen zwischen sächsischen Polizisten und Verfassungsschützern im
       November 2006 geschildert. Dort sprachen die Beamten auch über André E.: Er
       und sein Zwillingsbruder Maik wollten demnach eine „saubere“ Kameradschaft
       gründen – wobei unklar bleibt, was mit dem Begriff gemeint ist.
       
       Der Treffpunkt der Neonazis soll die Allendestraße in Zwickau gewesen sein
       – gerade mal vier Kilometer weiter, in der Polenzstraße, hatten sich die
       Terroristen des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ versteckt. Im
       Nachhinein berichten Zeugen, dort sei auch André E.s Frau zu Besuch
       gewesen. Im letzten Versteck des NSU in der Zwickauer Frühlingsstraße sahen
       Zeugen das Paar dann gemeinsam, auf einer Festplatte im Schutt des Hauses
       fanden die Ermittler später private Bilder der E.s.
       
       Doch obwohl der sächsische Verfassungsschutz an André E. und dessen
       mutmaßlich neuen Kameradschaft in Zwickau dran war – auf den NSU kamen
       weder der Geheimdienst noch die Polizei.
       
       Vertreter der Opposition im Dresdner Landtag sehen erheblichen
       Klärungsbedarf. Die Linken-Innenpolitikerin Kerstin Köditz sagte, der
       Verfassungsschutz habe die Aktivitäten der mutmaßlichen NSU-Helfer
       nachweislich unterschätzt. Kritik kam auch von SPD-Mann Karl Nolle, der von
       einem „Skandal“ sprach.
       
       Die Grünen beklagten eine unvollständige Unterrichtung und warfen
       Innenminister Markus Ulbig (CDU) fehlenden Aufklärungswillen vor.
       
       9 May 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) M. Bartsch
 (DIR) W. Schmidt
       
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