# taz.de -- Gentrifizierung in der Großen Bergstraße: Altonas große Baustelle
       
       > Bezirkspolitik und Ikea drängen gemeinsam darauf, die Große Bergstraße
       > weiter aufzuhübschen. Doch dagegen regt sich jetzt Widerstand.
       
 (IMG) Bild: Alles neu in Altona: Entwurf für die Große Bergstraße.
       
       Ginge es nach den Plänen von Investor und Bezirk, gäbe es in der Großen
       Bergstraße bald die nächste große Baustelle. Der 70er-Jahre-Bau am
       Goetheplatz direkt neben der Ikea-Baugrube würde einem deutlich höheren und
       größeren Neubau weichen. Doch nach Anwohnerprotesten gegen die Pläne hat
       sich jetzt der Oberbaudirektor quergestellt.
       
       Derzeit hängt das Vorhaben in der Luft. Um Druck zu machen, haben die
       Altonaer Bezirksfraktionen, mit Ausnahme der Linkspartei, die
       Stadtentwicklungsbehörde aufgefordert, dem Bauvorhaben zügig zuzustimmen.
       
       Doch während die rot-grüne Bezirkskoalition die Bedenken am Vorhaben, das
       auf 2.000 Quadratmetern die Ansiedlung leistungsstarker
       Einzelhandelsbetriebe und 50 Mietwohnungen verspricht, für „gegenstandlos“
       hält, sieht Oberbaudirektor Jörn Walter „gestalterischen
       Verbesserungsbedarf, der sich auch auf die Baugrenze an der östlichen
       Spitze bezieht“. Deshalb habe er der Bauvoranfrage in der eingereichten
       Fassung nicht zugestimmt.
       
       Um das geplante Vorhaben umzusetzen, muss ein Teil der öffentlichen Fläche
       verkauft werden. Anwohner fürchten, dass der Goetheplatz zu einer
       Straßenkreuzung schrumpfen konnte. Bei dem Vorhaben kollidieren zwei Pläne
       miteinander. Ein alter Plan aus 2004, der die Bebauung eines Teils der
       Neuen Großen Bergstraße vorsah, und ein neuer, der mit dem Ikea-Bau bereits
       einen Teil der öffentlichen Flächen am Platz beansprucht.
       
       „Eigentlich sollte der alte Plan nicht mehr umgesetzt werden, vor allem
       weil auf der dafür vorgesehenen Fläche der Wochenmarkt stattfindet“, sagt
       Simon Kropshofer von der Stadtentwicklungsgesellschaft Steg. Dann habe der
       Investor, die Firma Bruhn Immobilien, aber einen Bauantrag gestellt, der
       vom Bezirk noch nach den alten Plänen beantwortet werden müsse. Das
       geplante Bauvorhaben sei ein Kompromiss zwischen Bezirk und Investor.
       
       Dörte Schmidt-Reichard von der Initiative Anna Elbe kann sich damit nicht
       anfreunden. „Wir empören uns, weil wir keinerlei Mitspracherecht haben.“
       Seit Wochen protestieren Aktivisten jeden Samstag auf dem Wochenmarkt. Rund
       170 Gegner des Bauvorhabens haben einen Brief an Oberbaudirektor Walter
       geschickt.
       
       Für Kai Krahmer, den Geschäftsführer von Bruhn Immobilien, ist das Gebäude
       mittlerweile ein „Sorgenobjekt“. Die Firma habe immer wieder umplanen
       müssen. Um „interessante Mieter“ zu bekommen, brauche das Gebäude eine
       gewisse Größe. Die Ansiedlung von Ikea habe dazu geführt, dass sich große
       Ladenketten für die Große Bergstraße interessieren. Und gegen das
       riesengroße Ikea-Gebäude sei der geplante Neubau, Krahmer zufolge, doch
       relativ klein.
       
       Auch Ikea treibt die Umgestaltung der Großen Bergstraße weiter voran. Weil
       der Konzern, Ikea-Sprecherin Simone Settergren zufolge, an einem
       „attraktiven Umfeld“, insbesondere am Goetheplatz, interessiert sei, zahlt
       er dem Bezirk für die Erneuerung 300.000 Euro. „In den Verhandlungen mit
       der Stadt hat Ikea darauf gedrungen, an der Gestaltung des Platzes
       beteiligt zu werden“, sagt Stadtentwicklungsbehörden-Sprecherin Kerstin
       Graupner. Die Umgestaltung des Goetheplatzes soll demnach bis zur Eröffnung
       des Möbelhauses fertig sein.
       
       9 May 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Lena Kaiser
       
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