# taz.de -- Streetball in Deutschland: Der Härteste wirft sich nach Alcatraz
       
       > Die deutschen Top-Streetballer müssen sich am Freitag in Bamberg
       > beweisen. Nur der Beste qualifiziert sich für das Weltfinale vor der
       > Küste San Franciscos.
       
 (IMG) Bild: In den Neunzigern schwappte die Streetball-Welle nach Europa. Heute gibt es regelmäßig professionelle Turniere.
       
       BAMBERG dpa | Ihr Ziel ist der Knast. Nicht irgendeiner, sondern Alcatraz.
       Dort, wo einst Profiverbrecher Al Capone festsaß. „Die Knastatmosphäre
       passt einfach zu uns“, urteilt Streetball-Ikone Paul Gudde. Kaum jemand hat
       sich in den vergangenen Jahren so sehr der Streetballszene in Deutschland
       verschrieben wie der Kölner.
       
       Und niemand würde den basketballähnlichen Sport wohl selbst so knallhart in
       die Ecke der Kriminalität drängen - obwohl er mittendrin steckt. Auch wenn
       das natürlich in erster Linie ein Marketingschachzug ist. 32 Streetballer
       kämpfen beim Deutschland-Finale der „King of the Rock“-Events am Freitag in
       Bamberg um einen Startplatz beim Weltturnier im historischen
       Hochsicherheitstrakt Alcatraz.
       
       Vor der Küste San Franciscos wird dann im Herbst der Streetball-Weltmeister
       gekürt. „Im Gefängnis hat von unseren Teilnehmern glaube ich keiner
       gesteckt“, sagt Gudde, „aber das Image ist gut. Beim Streetball geht es
       dreckig zu, man ist draußen, der Wind pfeift, nur einer gewinnt.“
       
       Es ist der alte Kampf zwischen zwei Männern, einer gegen einen. Nur, dass
       es hier nicht um Leben und Tod geht, sondern um sportliche Ziele. Der
       Sieger von Bamberg darf nach Alcatraz und sich dort mit den besten
       Streetballern der Welt messen. Draußen auf dem alten Knasthof.
       
       ## Billigvariante des Basketballs
       
       „Da ist es im Herbst ziemlich kalt, da geht es rau zu“, weiß Gudde. Nur die
       Härtesten können bestehen. In Bamberg beginnt die Suche, dabei sind mehrere
       Amateurbasketballer aus der 2. und 3. Liga. Wer die Streetballszene
       verstehen will, muss sich über ihre Anfänge im Klaren werden.
       
       Irgendwann in den achtiger Jahren entfaltete sich die Billig-Variante des
       Basketballsports vor allem in den US-Großstädten mehr und mehr. Jugendliche
       ohne viel Geld und Zukunft, dafür aber mit viel Zeit und Energie tobten
       sich draußen aus.
       
       Ohne Kunststoffböden oder schönen Körben, dafür mit Betonböden und
       hässlichen Körben, denen man ansah, dass mit ihnen kein Geld zu
       erwirtschaften ist. In den Neunzigern schwappte die Streetball-Welle nach
       Europa. Inzwischen gibt es fast überall Streetball-Turniere.
       
       Dazu gehören auch die „King of the Rock“-Turniere, veranstaltet vom
       Energy-Drink-Hersteller Red Bull, der seit Jahren verstärkt eigenwillige
       Projekte im Trendsportbereich unterstützt. Bei sieben
       Qualifikationsturnieren haben Gudde & Co. in den vergangenen Wochen die 32
       Finalisten für Bamberg ausgesucht.
       
       ## Der Unterlegene fliegt raus
       
       Am Freitagabend wird nach einer K.o.-Runde der „härteste“ Streetballer
       Deutschlands ausgespielt. Passenderweise ganz kurz vor dem
       Basketball-Bundesliga-Playoffspiel der Brose Baskets Bamberg gegen die
       Telekom Baskets Bonn am Samstag. Fünf Minuten dauert eine Partie - der
       Unterlegene fliegt raus.
       
       Und anschließend wird bei Hip-Hop-Beats gefeiert, mit übergroßen Mützen und
       übergroßen T-Shirts und überlangen Hosen. So, wie die Sreetball-Szene eben
       tickt. Mitorganisator Gudde (30) sagt, er habe inzwischen die halbe Welt
       bereist in seiner Mission, den Streetball noch bekannter zu machen.
       
       „Man ist freier und kreativer als im Basketball“, sagt er. Und doch: „Die
       Szene ist völlig unorganisiert. Das macht den Charme aus, zeigt aber auch
       die Problematik.“ Aber Professionalisierung ist in Sicht, ein bisschen
       zumindest. Vergangenes Jahr war ein Knastgelände in Kassel Herberge des
       Deutschlandfinales.
       
       Nun ist es die Alte Posthalle in Bamberg. Mit echten Tribünen, immerhin
       aber auch: mit einem Betonboden. Bei allem Erfolgsdenken wollen die
       Streetballer ihr alternatives Image dann doch nicht opfern.
       
       10 May 2012
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Olympische Spiele 2024
       
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