# taz.de -- Umweltminister Altmaier: Einige Baustellen hinterlassen
       
       > Viel Zeit zum Einarbeiten bleibt Norbert Röttgens Nachfolger Peter
       > Altmaier nicht. Auf ihn warten dringende Termine und viele unerledigte
       > Aufgaben.
       
 (IMG) Bild: Eine der drängenden Aufgaben: Suche nache einem Endlager.
       
       BERLIN taz | 100 Tage Schonzeit werden einem neuen Minister normalerweise
       zugestanden. Doch darauf kann Peter Altmaier nicht hoffen. Wenn er nahtlos
       an die Arbeit seines unehrenhaft entlassenen Vorgängers Norbert Röttgen
       anknüpfen will, bleiben ihm nur wenige Tage bis zu den ersten wichtigen
       Terminen.
       
       Vor allem die Energiewende, von Kanzlerin Angela Merkel zu einem der
       Schwerpunkte der gesamten Regierung erklärt, hakt an vielen Punkten. Die
       Kürzung der Vergütung von Solarstrom, die den Ausbau und die Kosten
       begrenzen soll, ist im Bundesrat mit breiter Mehrheit, auch aus
       unionsregierten Ländern, gestoppt worden.
       
       Um die investitionshemmende Ungewissheit über die künftige Regelung zu
       beenden, muss nun schnell ein Kompromiss im Vermittlungsausschuss gefunden
       werden. Dessen Arbeit zumindest ist Altmaier bestens vertraut: Als
       parlamentarischer Geschäftsführer seiner Fraktion war er bisher Mitglied in
       diesem Gremium, das paritätisch mit Vertretern aus Bundestag und Bundesrat
       besetzt ist.
       
       Ebenfalls im Bundesrat blockiert ist ein Gesetz, das die energetische
       Sanierung von Wohngebäuden attraktiver machen soll, indem die Kosten
       teilweise von der Steuer abgesetzt werden dürfen. Weil die von der
       Opposition regierten Länder dies wegen der befürchteten Einnahmeausfälle
       blockieren, kommt die Wärmedämmung bei Gebäuden nur langsam voran.
       
       ## Suche nach einem Atommüll-Endlager
       
       Verzögerungen gibt es auch beim Bau neuer Stromleitungen, die für den
       Transport des Windstroms von Nord- nach Süddeutschland erforderlich sind.
       Um diese für die Energiewende zentrale Aufgabe zu beschleunigen, ist schon
       am nächsten Mittwoch ein Treffen der Bundesregierung mit den
       Ministerpräsidenten aller Bundesländer geplant.
       
       Ein zentrales Projekt, das Norbert Röttgen begonnen hat, ist zudem ein
       neues Verfahren für die Suche nach einem Atommüll-Endlager, das im
       parteiübergreifenden Konsens gefunden werden soll. Bei mehreren
       Spitzentreffen hatten sich Vertreter von Bund und Ländern bereits so weit
       angenähert, dass alle Seiten davon ausgingen, sich bei einem einzigen
       weiteren Treffen noch vor der Sommerpause auf einen gemeinsamen
       Gesetzesentwurf zu einigen. Dass dieser Plan nun noch zu schaffen ist,
       scheint zweifelhaft.
       
       Auf internationaler Ebene drängen wichtige Entscheidungen: So streiten die
       EU-Umweltminister derzeit intensiv über die Verschärfung des Klimaziels von
       20 auf 30 Prozent CO2-Reduzierung bis 2020. Während Deutschland dieses Ziel
       bisher unterstützt, um Fortschritte zu erreichen, blockiert vor allem Polen
       jede Bewegung. Schon am kommenden Montag wollte Röttgen beim
       deutsch-polnischen Umweltrat darüber weiter verhandeln; am 11. und 12. Juni
       soll dann eine Vorentscheidung beim EU-Umweltministertreffen fallen.
       
       ## Aufwertung des UN-Umweltprogramms
       
       Ein weiteres Großereignis steht für Mitte Juni im Terminkalender des
       Umweltministers: Bei einer internationalen UN-Konferenz zur Feier des
       ersten UN-Umweltgipfels vor 20 Jahren in Rio de Janeiro soll am gleichen
       Ort über ein Konzept für weltweites „grünes Wachstum“ und über die mögliche
       Aufwertung des UN-Umweltprogramms zu einer eigenen Organisation diskutiert
       werden.
       
       Während viele Länder dort von Staats- und Regierungschefs vertreten sein
       werden, wollte Angela Merkel bisher nur ihren Umweltminister entsenden.
       Falls sie diese Entscheidung angsichts des kurzfristigen Wechsels nicht
       noch einmal überdenkt, hat Altmaier dann die Chance, sehr schnell einen
       Crashkurs in den Schwierigkeiten internationaler Umweltverhandlungen zu
       erhalten.
       
       17 May 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Malte Kreutzfeldt
       
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