# taz.de -- G8-Treffen in Camp David: Die Griechen sollen bleiben
       
       > Beim G8-Treffen herrscht Sorge um Griechenland und vor einer Zuspitzung
       > der Eurokrise. Die Staatschefs sind sich uneinig, die Schlusserklärung
       > liest sich wachsweich.
       
 (IMG) Bild: Sie sollten die Welt retten, doch sie guckten Fuppes: Staatschefs beim Champions-League-Viewing.
       
       WASHINGTON taz | Die Krise in der Eurozone und in Griechenland stand im
       Mittelpunkt des zweitägigen G8-Gipfels auf dem Landsitz des US-Präsidenten,
       Camp David. Dabei entfernten sich die Staats- und RegierungschefInnen wenig
       von dem bisherigen Dogma der Austeritätspolitik. Neben „offenen Märkten“
       und dem „Abbau von Handelsbarrieren“ schlagen sie jetzt auch die „Schaffung
       von Arbeitsplätzen“ sowie „Investitionen in Infrastruktur und Bildung“ vor,
       wie es US-Präsident Obama und Frankreichs Präsident François Hollande
       propagieren.
       
       Die Divergenzen im Inneren der G8 spiegelt die Schlusserklärung in dem – in
       mehreren Variationen wiederholten – Satz: „Die richtigen Maßnahmen sind
       nicht dieselben für jeden von uns.“
       
       Einhellig diagnostizieren Angela Merkel und die sieben Männer in ihrem
       Abschlussdokument, dass es zwar „Hoffnungszeichen für eine globale
       Erholung“, aber gleichzeitig „bedeutende Gegenwinde“ gebe. Weiterhin heißt
       es, eine „starke und zusammenhängende Eurozone“ sei wichtig für die globale
       Stabilität.
       
       Auch besteht das „Interesse“, dass Griechenland in der Eurozone verbleibt
       und seine „Verbindlichkeiten“ erfüllt. Zwar hatte der US-Präsident seinen
       Sprecher vor dem Treffen erklären lassen, er wolle Europa nichts
       vorschreiben. Doch ließ Obama Sorge erkennen über eine weitere Zuspitzung
       der Eurokrise, die auch die US-Wirtschaft direkt in Mitleidenschaft zöge –
       der Wahlkampf in den USA hat bereits begonnen.
       
       Allgemein gehalten ist die Erklärung zur Energie- und Umweltpolitik. Laut
       des 39 Punkte langen Abschlussdokuments beabsichtigt die G8, die globale
       Temperaturerhöhung zu begrenzen, so dass sie nicht mehr als 2 Grad über das
       präindustrielle Niveau steigt.
       
       ## Jeder wie er will
       
       Die G8 will die Abgabe klimaschädlicher Schadstoffe beschränken sowie
       „mittelfristig“ jene „ineffizienten Subventionen für fossile Brennstoffe
       ausblenden“, die zu „verschwenderischem Konsum“ anregen. Bei der Wahl der
       Technologien gilt, dass jedes Land eine individuelle Strategie verfolgt.
       
       Gegenüber Syrien bringt die G8 keine neuen Impulse. Man bestätigt die
       Unterstützung für Kofi Annan und für einen „syrisch geführten, alle
       einschließenden politischen Übergang zu einem demokratischen, pluralen,
       politischen Prozess“. Der Iran darf die zivile Atomenergie nutzen, muss
       aber vertrauensbildende Belege dafür liefern, dass sein Atomprogramm nur
       friedlichen Zwecken dient. Einmütigkeit zeigt die G8 in puncto
       Ernährungssicherheit.
       
       Am Ende spricht die G8 in ihrem Abschlussdokument optimistisch von
       „messbaren Erfolgen“ in Afrika, die „hunderte Millionen von Menschenleben
       verändert“ hätten. Die beim 2009er Gipfel im italienischen L’Aquila
       beschlossene Politik solle fortgesetzt werden. Zusammen mit afrikanischen
       Partnern will die G8 eine „New Alliance for Food Security and Nutrition“
       gründen, die in den nächsten zehn Jahren 50 Millionen Menschen aus der
       Armut heraushelfen soll.
       
       20 May 2012
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Dorothea Hahn
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Kampf gegen den Hunger in Afrika: Privatkapital gegen Unterernährung
       
       Die G8 hat die „Neue Allianz für Ernährungssicherheit“ beschlossen. Als
       Folge werden Großinvestitionen in die afrikanische Landwirtschaft
       unterstützt – eine umstrittene Praxis.
       
 (DIR) Tsipras besucht Linkspartei: Merkel ist „extrem isoliert“
       
       Die griechische Linke will in Deutschland und Frankreich für neue Gespräche
       über den Reformkurs werben. Parteichef Alexis Tsipras sieht die Sparpolitik
       als „offensichtlich gescheitert“ an.
       
 (DIR) Kommentar G-8-Treffen: Gipfel der Ratlosigkeit
       
       Griechenland? Spanien? Ratingagenturen? Die drängendsten Fragen wurden beim
       G8-Treffen in Camp David nicht beantwortet – ja größtenteils nicht mal
       angesprochen.
       
 (DIR) G-8-Treffen in Camp David: Gipfel der Weltheiler
       
       Die Oberhäupter der wichtigsten Industriestaaten treffen sich mal wieder.
       Während Obama die Proteste geschickt ins Leere laufen lässt, sorgt Putin
       für einen Affront.
       
 (DIR) Vor dem G-8-Gipfel: Freihandel? Können USA und EU allein
       
       Nachdem die Welthandelsrunde seit Jahren festhängt, gewinnt die Idee eines
       transatlantischen Handelsabkommens Anhänger. Eine Liberalisiserung würde
       beiden Seiten Gewinn bringen.
       
 (DIR) Russland sagt G8-Gipfel ab: Putin hat keine Zeit für Obama
       
       Putin hat zu tun und verteilt Absagen: Erst der Nato-Gipfel in Chicago, nun
       auch noch das G8-Treffen in Camp David. Grund dafür sei die
       Regierungsbildung in Moskau.