# taz.de -- Streit nach Röttgen-Rauswurf: Maulkorb und Stilkritik
       
       > Die Entlassung von Norbert Röttgen als Bundesumweltminister sorgt in der
       > CDU weiter für Streit. Fraktionschef Kauder mahnt Röttgen zu Ruhe.
       > Norbert Blüm kritisiert die Kanzlerin.
       
 (IMG) Bild: Andere Zeiten: Mittlerweile möchte Volker Kauder (rechts) von Norbert Röttgen nichts hören.
       
       BERLIN afp/dpa | Unionsfraktionschef Volker Kauder hat den am Mittwoch als
       Bundesumweltminister entlassenen Norbert Röttgen (beide CDU) vor einer
       Abrechnung mit der eigenen Partei gewarnt. „In der Union kann jeder seine
       Meinung sagen“, sagte Kauder der Bild-Zeitung vom Montag. „Vor allem für
       uns, die wir Verantwortung tragen, muss aber gelten: Zuerst kommt das Land
       und die Menschen, dann erst die Partei und ganz zum Schluss komme ich.“
       
       Der Fraktionschef rechtfertigte die Entlassung Röttgens: „Die Energiewende
       braucht einen starken Minister. Deshalb ist es nachvollziehbar, dass die
       Kanzlerin nach dem Wahldebakel in Nordrhein-Westfalen so reagiert hat.“
       
       Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte Röttgen nach der Wahlniederlage
       in Nordrhein-Westfalen am Mittwoch von seinen Aufgaben entbunden. Sein
       Nachfolger soll der Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion im
       Bundestag werden, Peter Altmaier (CDU).
       
       Ausweichend antwortete Kauder auf die Frage, ob Röttgen seinen
       CDU-Vizeposten aufgeben solle: „Das ist seine Entscheidung - und er ist ja
       manch gutem Rat vor der Landtagswahl nicht gefolgt.“ Das Fernseh-Interview
       von CSU-Chef Horst Seehofer habe bei der Entlassung jedoch keine Rolle
       gespielt, betonte Kauder: „Das hat nichts miteinander zu tun. Die Kanzlerin
       wird auch in Zukunft Entscheidungen treffen, wie sie es für richtig hält.
       Interviews spielen dabei keine Rolle.“
       
       Röttgen will nach Presseberichten CDU-Vize bleiben und im kommenden Jahr
       auch wieder für den Bundestag kandidieren. Zudem wird erwartet, dass sich
       Röttgen schon bald zu den Umständen seiner Entlassung öffentlich äußert.
       
       Unterdessen hat der frühere Arbeitsminister Norbert Blüm (CDU) den Rauswurf
       Norbert Röttgens aus dem Bundeskabinett kritisiert. „Das entspricht nicht
       meinen Vorstellungen, wie man miteinander umgeht“, sagte er dem Kölner
       Stadt-Anzeiger. „Drei Tage vor der Wahl gilt Röttgen als großer
       Hoffnungsträger, der gemeinsam mit der Bundeskanzlerin gefeiert wird. Und
       drei Tage nach der Wahl wird er in die Wüste geschickt. Das ist nicht gut
       für eine christlich-demokratische Partei.“
       
       Es gebe viele Beispiele von Politikern, die für ein Amt kandidiert hätten
       und dann in ihren alten Ämtern geblieben seien, sagte Blüm. Er selbst sei
       ein solches Beispiel, da er 1990 wie jetzt Röttgen CDU-Spitzenkandidat in
       Nordrhein-Westfalen gewesen und nach der Niederlage Bundesarbeitsminister
       geblieben sei.
       
       Dass man wegen einer Wahlniederlage vor die Tür gesetzt werde, sei eine
       „Uraufführung in der deutschen Nachkriegsgeschichte“. Blüm betonte: „Ich
       würde mir wünschen, dass Norbert Röttgen der Politik erhalten bleibt.“
       
       21 May 2012
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Horst Seehofer
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Seehofer und WDR-Journalisten: Der Feind kommt aus Preußen
       
       Horst Seehofer will kritische Journalisten aus Bayern ausweisen. Für seine
       Selbstherrlichkeit kann der CSU-Chef wenig, sie ist kulturell verankert.
       
 (DIR) Forsa-Umfrage nach NRW-Wahl: CDU stürzt bundesweit in Umfragen ab
       
       Nach der schweren Niederlage bei der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen
       verliert die Union nun bundesweit an Zustimmung. Laut einer Forsa-Umfrage
       fällt sie auf 31 Prozent.
       
 (DIR) Röttgens Entlassung, Altmaiers Ernennung: Nur ein kurzer Händedruck
       
       Bei seiner offiziellen Verabschiedung als Umweltminister versucht Norbert
       Röttgen krampfhaft, Haltung zu bewahren. Die Kanzlerin gönnt dem
       Geschassten keinen einzigen Blick.
       
 (DIR) Altmaier und die Energiewende: Große Baustellen auf hoher See
       
       RWE stellt ein riesiges Schiff in Dienst, um Windräder auf See zu
       errichten. Der neue Umweltminister Altmaier soll dafür sorgen, dass es
       genutzt wird.
       
 (DIR) Die neue Härte der Bundeskanzlerin: Um Merkel wird es einsam
       
       Nachfragen nicht erlaubt: Mit dem Rauswurf ihres Umweltministers verbreitet
       Angela Merkel Furcht und Schrecken. Aber beruhigt die Basta-Politik das
       Koalitionsklima?
       
 (DIR) Kopfloser Aufruhr bei der CDU in NRW: Das Echo der Nächstenliebe
       
       Angela Merkel erntet für die Absetzung ihres Umweltministers bei der
       NRW-CDU Unverständnis und Entsetzen. Einen putschenden Landesverband muss
       sie aber nicht fürchten.
       
 (DIR) Kommentar Röttgens Entlassung: Ende einer missglückten Zweckehe
       
       Mit seinem Amt als Umweltminister ist Norbert Röttgen nie richtig warm
       geworden. Seine Ablösung bietet die Chance zu einem Neubeginn in der
       Umweltpolitik.